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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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unbequeme Fragen stellen, sind wir fein raus mit der Antwort, dass wir nun die anderen fünf Morde noch einmal in Bezug auf den mutmaßlichen Täter Robert Schumann untersuchen lassen … das ist alles. Mehr steckt nicht dahinter«, sagte Harris ruhig und stellte mitErstaunen fest, wie sicher er klang. Der veränderte Ton gegenüber Schneider gab ihm sein Selbstvertrauen zurück. Er würde diesem arroganten Schnösel beweisen, dass er deutlich mehr konnte als ein gewöhnlicher Dorfpolizist und dass Instinkte bei der Lösung eines derart gelagerten Kriminalfalles von enormer Wichtigkeit waren. Und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Robert zu solch einem Verbrechen nicht in der Lage war. Bisweilen sprach zwar alles gegen diese Behauptung, aber wenn er genügend nachdachte, würde er schon die richtigen Argumente finden.
    Schneiders Starre schien jetzt zwar gelöst, aber er hatte noch immer kein Wort gesagt. Lauernd stand er vor Harris und zupfte beflissen an seinem Maßanzug herum. Er erinnerte Harris plötzlich an einen jungen Hund, der vermied, den Stärkeren durch direkten Augenkontakt zu provozieren, und stattdessen mit Verlegenheitsgesten zu beschwichtigen versuchte. Harris genoss die plötzliche Unterwürfigkeit und ließ ihn zappeln.
    »Wie ich schon sagte«, schnaubte Kommissar Schneider, »Sie sind ein selten dummes Arschloch. Trotzdem bin ich gespannt, ob außer heißer Luft noch was kommt. Also, was führt Sie zu dieser abstrusen Behauptung?«
    »Intuition.«
    Kommissar Schneider holte vernehmbar Luft, hielt sie kurzzeitig an und ließ sie dann stoßweise durch die Lippen entweichen.
    »Fräulein Zimmering, Intuition ist was für Frauen, hier geht’s um Fakten, und die liegen doch wohl klar auf der Hand. Oder?«
    »Eben nicht. Wenn ich die Obduktionsberichte richtig gelesen habe, dann könnte unser Mörder auch ein Rechtshänder gewesen sein, der, aus welchen Gründen auch immer, den Schnitt ganz bewusst mit der linken Hand durchgeführt hat. Robert Schumann benutzt Davidoff, unser Mörder HugoBoss. Und den Draht um ihren Hals finden wir ganz sicher in jeder Werkstatt Brandenburgs. Robert Schumann hat jetzt noch einen Alkoholpegel, der einen Ochsen umbringen würde. Die Frage ist, wie er es derartig besoffen geschafft hat, Theresias Leiche auf die Insel zu bringen und sie in vier Metern Höhe aufzuhängen? Abgesehen davon habe ich ihn getestet, er hat keinen blassen Schimmer, wo wir ihre Leiche gefunden haben. Aber das Wichtigste ist, dass er überall an Theresia seine Spuren hinterlassen hat. Dem wahren Täter würde so ein Fehler nicht unterlaufen. Wo also … Herr Kriminalhauptkommissar, sind hier die klaren Fakten?« Harris’ Redeschwall endete abrupt, er verharrte sekundenlang mitten in der Bewegung und schüttelte dann energisch den Kopf. »Wir sehen sechs Leichen, aber das Gesamtbild entzieht sich uns!« Dass sein letzter Satz nicht von ihm, sondern aus einem amerikanischen Krimi stammte, brauchte niemand zu wissen. Er klang einfach verdammt gut, und Harris hatte nur darauf gewartet, ihn bei passender Gelegenheit an den Mann bringen zu können.
    Entweder er hatte den Hauptkommissar schwer verärgert oder, so hoffte Harris insgeheim, derart beeindruckt, dass ihm der Mund offen stand, auf jeden Fall aber schien Schneider nicht mehr derselbe, als er hektisch eine Nummer wählte. »Holt mir sofort Dirk Schumann ran! Was? Sein Bruder, Sie Idiot«, zischte er in den Hörer und verschwand durch die Tür. Es dauerte keine Sekunde, und die Tür öffnete sich wieder. »Und Sie, Zimmering, setzen sich mit den Technikfuzzis in Verbindung, die sollen Theresia Hoeflings Handy orten!«

15.
    Nina war schon am frühen Morgen aufgebrochen, um die Abendmaschine von Frankfurt am Main nach New York sicher zu erreichen. Wenn sie es sonst auch relativ leger mit der Pünktlichkeit nahm, so trat sie Fahrten zum Flughafen generell so frühzeitig an, dass sie mindestens zwei Stunden vor dem Boarding auf dem Airport eintraf. Inzwischen war es neun Uhr, und obwohl die Sonne nur hin und wieder durch die dunklen Gewitterwolken brach, versprach es ein warmer Septembertag zu werden. Alexandra beschloss, mit Jack einen ausgiebigen Spaziergang zu machen und ihn dabei ein wenig zu erziehen. Nina hatte den Welpen wie eine teure Handtasche gekauft, nur dass sie ihn nicht im Schaufenster eines Geschäftes, sondern auf einem Flyer an einem Laternenmast entdeckt hatte. Und da die Freundin keinen Schimmer von Hundeerziehung hatte, war Jack

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