Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)
Alexandras Haare, »rothaarig, so wie du. Bisher gab es keine Spuren, einfach nichts, absolut nichts, was uns weiterhelfen könnte. Wir sind blind wie die Maulwürfe und haben inzwischen Speichelproben von halb Brandenburg … ohne Ergebnis. Außer bei Theresia, dem sechsten Opfer, die war übersät mit der DNA von ihrem Freund Robert Schumann. In der Nacht, als Theresia ermordet wurde, hatte sie mordsmäßigen Zoff mit Robert. Klar, dass sich Schneider daraufhin in ihn verbeißt. Also gab er mir den Auftrag, Roberts Müll zu durchsuchen. Ich tat’s, aber, wie’s aussieht, nicht gründlich genug. Jedenfalls hat man heute in Roberts Müll etwas gefunden, und nun macht Schneider mir die Hölle heiß.« Harris schüttelte kurz den Kopf. »Kannst du dir vorstellen, wie man ein bluttriefendes Shirt übersehen kann?«
»Vielleicht hast du’s nicht übersehen, weil es gar nicht drin war. Kann doch sein, dass es im Keller oder sonstwo lag und er es erst reingetan hat, nachdem ihr den Müll durchsucht hattet.«
Es wunderte ihn zwar, dass Alexandra nicht, wie erwartet, mit Entsetzen auf die Mordserie reagierte, sondern auf das Detail eines Müllfundes einging, aber er war zu beschäftigt mit dem, was sie gesagt hatte.
»Oder es ist so, wie Robert sagt: Irgendjemand will ihm was anhängen. Vielleicht aber auch genau andersherum. Er war’s und hängt sein Verbrechen nun dem Serienmörder an. Ich an seiner Stelle würd’s so machen.«
Alexandra sah ihn entgeistert an. »Du hast ’ne rege Phantasie!«
»Ich glaube nicht, dass er Theresia umbringen wollte, und schon gar nicht, dass er ein Serienmörder ist«, spann Harris den Faden weiter. »Aber nehmen wir mal Folgendes an: Nach seiner Niederlage in der Kneipe lauert er ihr auf, es kommt wieder zum Streit, sie fällt unglücklich und ist tot. Robertgerät in Panik und arrangiert das Ganze so, dass es wie ein weiterer Serienmord aussieht.«
»Dazu müsste er die Details kennen!«, gab Alexandra zu bedenken, woraufhin Harris wie ein ertapptes Kind das Gesicht verzog. »Er kennt sie. Es ist keine zwei Wochen her, dass wir zusammenhockten und ich im Suff gequatscht habe.«
»Ach du Scheiße!«, entwich es Alexandra.
»Kannst du laut sagen. Aber nicht nur er! Und das ist das Problem. Sein Bruder Dirk war mit von der Partie. Und der wiederum hätte sogar ein Motiv.«
»Was für ein Motiv?«
»Ich glaube, dass er Theresia hasste, und zwar einzig aus dem Grund, dass sie seinen Bruder vorführte. Dirk liebt Robert, er vergöttert ihn geradezu. Wenn er könnte, wie er wollte, würde er jeden umbringen, der Robert auch nur verbal ein Haar krümmt.«
»Und du meinst, das würde reichen, Roberts Freundin zu töten?«
»Natürlich nicht. Aber es ihr in irgendeiner Form heimzuzahlen, dazu wäre er auf jeden Fall fähig. Was meine Scheiße angeht, kommt’s noch dicker. Als ich im Vernehmungsraum mit Robert redete, rief der plötzlich auf Theresias Handy an. Es klingelte, ich meine, es war zu diesem Zeitpunkt noch eingeschaltet. Ich hab nicht reagiert, weil es mir peinlich war, dass er als Verdächtiger in meiner Anwesenheit telefonierte. Später, als die Techniker es orten wollten, war es dann aus.« Harris massierte mit den Fingern angestrengt seine Stirn. »Wenn man’s genau nimmt, hab ich verdammt viel Scheiße gebaut.«
Alexandra schüttelte entschlossen den Kopf. »Wenn sich rausstellt, dass es weder Robert noch sein Bruder war, sondern wirklich so ’n Serienmörder, passiert dir gar nichts. Und wenn’s doch einer von beiden war, wär’s auch geschehen, wenn du nicht gequatscht hättest.«
»Themawechsel«, wiegelte Harris plötzlich ab und zeigte auf das Ölbild, welches zur Hälfte von der geöffneten Tür verdeckt wurde. »Das hast du doch gemalt, oder?«
Alexandra nickte knapp.
»Ich gebe zu, dass ich keine Ahnung von Kunst habe, aber irgendwie hat es was!«, sagte Harris.
»Ja, aber eben nur, weil du keine Ahnung von Kunst hast. Es ist Schrott.«
»Trotzdem find ich’s gut.«
Alexandras Blick wechselte zwischen Harris und dem Bild, dann stand sie auf und hob es hoch. »Weißt du was? Ich schenk’s dir! Das hab ich zwar noch nie gemacht, aber was soll’s. Alles ist irgendwann das erste Mal.«
»Sagtest du nicht eben, dass es Schrott ist?«
Alexandra nickte wieder.
»Und dann schenkst du es mir?«
» Ich sagte, es ist Schrott, du , dass du es gut findest. Nun kannst du entscheiden, ob du diesen Schrott geschenkt haben möchtest!«
Harris ergriff mit
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