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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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was kann ich dir anbieten?«, hörte sie Harris plötzlich sagen. »Entschuldige! Ja. Möchtest du ein Bier?«, fragte sie zerstreut und begann in den Untiefen desKühlschrankes nach einem Sixpack zu suchen, das da irgendwo sein musste. Sie entdeckte es schließlich unter einem Salatkopf im Gemüsefach. Bevor sie jedoch danach greifen konnte, durchfuhr es sie wie ein Stromschlag.
    »Sagtest du eben … sechs Frauen ermordet? … Nein, kannst du nicht gesagt haben, oder?« Harris nickte. »Deswegen sagtest du auch zu Nina, dass alle nervös seien. Und wenn sie nun …« Alexandra wusste, dass es nur ein Mittel gab, um den Zustand, der jeden Moment einsetzen und ihr binnen Sekunden die Luft zum Atmen nehmen würde, erfolgreich zu bekämpfen. Ihre zitternden Hände hatten Mühe, die Dose aus ihrer Hosentasche zu öffnen und eine der weißen Pillen zu entnehmen. Hektisch warf sie sich die Tablette in den Mund, öffnete den Wasserhahn und trank. »Geht gleich wieder«, keuchte sie, während sie das eiskalte Wasser über ihr Gesicht laufen ließ. »Ist gleich vorbei.« Aber dem war nicht so. Wie ein falsch gestelltes Metronom lärmte der Herzschlag in ihrer Brust, und das Gefühl zu ersticken, verstärkte sich weiter.
    »Nicht jetzt! Nicht vor ihm!«, hämmerte es in ihrem Kopf, während sie den Hahn schloss und dann, auf den Waschtischrand gestützt, nach Luft rang. Sie schloss die Lippen, sog tief die Luft in ihre Lungen und ließ sie dann langsam durch den halb geöffneten Mund wieder entweichen. Dabei konzentrierte sie sich auf den kleinen antiken Silberlöffel ihrer Großmutter, der zur Hälfte aus einer Tüte Zucker ragte. Es war ihr noch nie gelungen, die winzige Inschrift auf dem Löffelstiel zu entziffern, aber die Konzentration darauf ermöglichte es ihr, sich von der Angst und den dadurch entstehenden körperlichen Symptomen zu befreien. Erst diese Technik half, dass ihr Herz nach einigen Minuten wieder zum normalen Rhythmus zurückfand. Harris war, entgegen ihrer Erwartung, im Türrahmen stehen geblieben und sah nur mit besorgtem Blick zu ihr herüber.
    »Ich wusste nicht, ob ich dir helfen sollte«, sagte er.
    Alexandra haderte mit dem Gedanken, ihm erneut die Frage zu stellen, die der Auslöser ihres Anfalles gewesen war, oder es einfach bei seinem Kopfnicken zu belassen. Aber da es unwahrscheinlich war, dass sich die Attacke binnen weniger Minuten wiederholen würde, ging sie letztlich kein großes Risiko ein.
    »Und wenn Nina nun gar nicht … ich meine, bist du dir sicher, dass sie wirklich abgeflogen ist?«
    In Sekundenschnelle war Harris bei ihr und nahm sie in die Arme. »Keine Angst, es ist alles gut«, sagte er leise. Seine Stimme klang anders als sonst. Tief und warm umhüllte sie Alexandra und ließ den Schrecken der letzten Stunden wie eine unnütz gewordene Schale von ihr abfallen. Der Druck seiner Hände auf dem Rücken bezwang schließlich ihre Scheu, zaghaft legte sie den Kopf an seine Brust und gab sich dem Gefühl von Geborgenheit hin. Stundenlang hätte sie so dastehen können, wenn Jack nicht in einem plötzlichen Anfall von Eifersucht versucht hätte, sich zwischen Harris und ihren Beinen hindurchzudrängeln. Anfänglich versuchte Alexandra, den Störenfried mit leichten Fußtritten zu vertreiben, aber der Welpe blieb hartnäckig an ihr dran und zerrte knurrend an ihrem Hosenbein. Nur noch auf einem Bein stehend, verlor sie die Balance, klammerte sich mit aller Kraft an Harris und maßregelte währenddessen empört den laut schnaufenden Hund. »Lass los, Jack! Ich sagte, du sollst loslassen! Wirst du wohl! Du machst mir die Hose kaputt!«
    »Aus!«, hörte sie Harris’ Stimme, kurz und schneidend. Keine Sekunde später saß Jack, zaghaft mit dem Schwanz wedelnd, auf seinem Hinterteil, den Blick unterwürfig zur Seite gerichtet. Harris beugte sich zu ihm hinunter und tätschelte liebevoll seinen Kopf. »Braver Jack«, lobte er. »Ich weiß, is ’n klasse Spiel! Und wenn sie dann noch so absurde Sachen sagt wie »Wirst du wohl!‹, macht’s erst richtig Laune! Nicht wahr, du Untier?« Er gab dem Welpen einen Schubsund deutete auf die Decke unter dem Fenster. Zu Alexandras Erstaunen zeigte Jack keinerlei Widerstand, sondern trottete gehorsam auf seinen Platz, drehte sich umständlich drei Mal um die eigene Achse und ließ sich dann mit seinem typischen Schnaufen fallen. Harris nickte zufrieden, griff nach Alexandras Hand und zog sie aus der Küche. »Das hätten wir.« Seinem Lächeln war

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