Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
Vom Netzwerk:
unvorstellbaren Schmerzen, schließlich ihr Tod. Dein Alptraum ist Realität geworden. Im Gerichtssaal sitzt du dann diesem Mann gegenüber, und er … er grinst dich an.« Harris machte eine Pause und betrachtete Alexandra, die auf ihrem Kissen eingeschlafen war.
    »Würdest du ihn töten, wenn man dir die Gelegenheit dazu gäbe?«, sagte er leise.

20.
    Die Leuchtreklame erlosch gerade, als Harris die Stufen zu Pauls Kneipe hochging und entschlossen die Tür zur Gastwirtschaft öffnete. Auch wenn sie der Uhrzeit nach längst geschlossen war, ein letztes Bier verweigerte Paul beinahe niemandem. Nicht selten hatten Harris und Paul bis in die frühen Morgenstunden zusammengesessen und die Weltpolitik auseinandergenommen. Bis auf die Neonlampe über dem Tresen lag die Wirtschaft schon in tiefer Dunkelheit. Paul, der zwischen Abwaschbecken und Kaffeemaschine hin und her lief, grüßte über die Schulter hinweg, als er Harris auf sich zukommen sah, stopfte sich das Geschirrtuch in den Hosenbund und stellte einen Glashumpen unter den Bierhahn.
    Harris ließ sich auf einem der Barhocker nieder und rieb sich müde die Augen. »Eins noch, ja?«, sagte er.
    Aus der hintersten Ecke des Raumes hörte man ein Hüsteln, eines dieser unechten Räusperer, die Aufmerksamkeit erregen sollten.
    Paul zog die Brauen nach oben und deutete mit einem Nicken zum Tisch. »Der hält sich jetzt seit drei Stunden an einem Bier fest. Ich glaube, er braucht Beistand.«
    Neugierig drehte Harris sich um. Hauptkommissar Schneider hockte zusammengesunken am letzten Zweiertisch, den Blick starr in sein halbvolles Glas Bier gerichtet, im Mundwinkel eine kalte Zigarette. Entgegen seinem üblichen Auftreten, vor allem aber seinem Kleidungsstil, trug er Jeans, Hemd und eine dunkle Lodenjacke darüber. Die sonst so akkurat nach hinten gegelten Haare fielen ihm wirr in dieStirn, was ihm einen lockeren, fast sympathischen Ausdruck verlieh. Beinahe hätte Harris ihn nicht erkannt. Paul schob Harris den Humpen Bier über den Tresen und nickte ihm aufmunternd zu.
    Schneider sah nicht von seinem Glas auf, als sich Harris ihm gegenüber hinsetzte. »Warum gehen Sie nicht an Ihr Telefon?«, brummte er, winkte aber noch in der gleichen Sekunde ab. »Ist ja auch egal.« Er nahm die Zigarette aus dem Mundwinkel, stellte sie senkrecht auf den Tisch, rutschte nach hinten und legte das Kinn auf der Tischkante ab. In dieser Haltung betrachtete er minutenlang vollkommen stupide seine Zigarette.
    »Da sitzen wir nun, Zimmering. Zwei Pappnasen, die sich von einem durchgeknallten Wichser an der selbigen herumführen lassen. Mein Gott, wie erbärmlich.«
    Da es möglich war, dass Schneider ihm eine Falle stellte, unterdrückte Harris den Impuls, seinem Chef einfach nur beizupflichten. Er kannte ihn nicht gut genug, um einschätzen zu können, was echte Niedergeschlagenheit oder vielleicht sogar das wahre Gesicht seines Vorgesetzten war. Möglich, dass Schneider gar nicht das Arschloch war, das er im Kollegenkreis gab.
    »Wenn wir bis Freitag keine Ergebnisse vorzuweisen haben, die zum Durchbruch führen könnten, wird mir der Fall entzogen. Und zwar zu Recht. Ich bin und bleibe ein Versager.«
    Noch immer wartete Harris ab. Allzu oft hatte er Schneiders sprunghaftes Denken und den damit verbundenen Sinneswandel miterlebt, als dass er jetzt naiv darauf eingehen würde. Schneider fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, nahm die Zigarette und steckte sie wieder in den Mundwinkel. Bei jeder Bewegung seiner Lippen tanzte sie jetzt hoch und runter.
    »Robert Schumanns Anwalt hat einen unabhängigen Forensik-Sachverständigen beauftragt, unsere Beweise zu entkräften.Letztendlich wird er dafür sorgen, dass Schumann nichts nachzuweisen ist und wir verdammt alt aussehen.«
    »Hm?«, machte Harris.
    »Und das ist momentan sehr einfach. Wenn Robert Schumann das Shirt trug, als er Theresia tötete, dann müssten wir daran seine DNA finden. Wir finden aber nichts, weil es jemand nachträglich mit Theresias Blut beschmiert und dann in seinem Müll deponiert hat. Darauf würde selbst ein Jurastudent kommen. Das Shirt ist also nutzlos. Und ein Urteil allein aufgrund von Indizien zu erreichen, ist nahezu unmöglich. Uns fehlt das Motiv. Gut, was den Mord an Theresia Hoefling angeht, hätten wir eins, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er die anderen fünf auch getötet hat.«
    Schneider kramte in seiner Hosentasche, zog ein Feuerzeug hervor und zündete die Zigarette an. Er

Weitere Kostenlose Bücher