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Nachts sind alle Katzen geil.

Nachts sind alle Katzen geil.

Titel: Nachts sind alle Katzen geil. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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ist
doch sicherlich keine alte Fackel oder gar eine Taschenlampe!
Was verheimlichst du mir? Warum seid ihr überhaupt
gekommen? Schließlich habe ich euch nicht gerufen.«
     
Verlegen sieht er zu Boden und tritt von einem Fuß auf den
anderen. Durch sein langes Gewandt hindurch kratzt er sich an
seinem Gemächt, bevor er mir wie zur Versöhnung die Hand
reichen will.
     
Aus verständlichen Gründen weiche ich aus.
     
»Na schön, ich war eben nicht ganz aufrichtig zu dir.«
     
»Nicht ganz aufrichtig – das scheint mir etwas untertrieben.«
     
Er kratzt sich am kahlen Kopf. Dabei fällt mir auf, dass die
beiden anderen keinerlei Interesse an uns zeigen. Stattdessen
haben sie es sich mit einer großen Tüte vor meinem Rechner
bequem gemacht und spielen Solitär. Er fährt fort:
     
»Eigentlich ist es ganz einfach: Wir sehen dir schon seit
einigen Tagen aus unserer Paralleldimension über die Schultern
und dein Artikel interessiert uns sehr. Du hast sehr gute Ansätze,
mit denen du die Menschen vielleicht sogar überzeugen kannst.
Die Macht deiner Worte ist nicht zu unterschätzen. Aber jeder
noch so unscheinbare Dämon wird erkennen, dass das alles nur
Kopfgeburten sind. Deine schlimmsten Drogenerfahrungen
scheinen sich darauf zu beschränken, nach 20 Uhr noch eine
Tasse Schwarztee zu trinken – immerhin ohne Milch! Natürlich
sehe ich hier das ganze Dope herumliegen, aber nach
dämonischen Maßstäben bist du ein Teetrinker. Sogar eher
Kamille als Pfefferminz. Wir machen dir also ein Angebot: Du
bekommst eine zeitlose Nacht mit drei Jungfrauen, drei
erfahrenen Gespielinnen, unbegrenzt Drogen und darfst uns drei
Fragen stellen, die wir dir nach bestem Wissen und Gewissen
beantworten werden. Danach wirst du deinen Artikel schreiben
können.«
     
»Und was wollt ihr dafür?«
     
»Euch dabei zusehen, wie ihr’s treibt.«
     
»Seid ihr die Typen aus der Bibel?«
     
Der Alte lächelt mitleidig, bevor er langsam den Kopf
schüttelt.
     
»Wir kommen von viel weiter her.«
     
»Macht ihr sowas öfter?«
     
»Leider nicht oft genug.«
     
Die Nacht ist so verrückt, dass mir das Angebot noch das
vernünftigste Ereignis zu sein scheint. Also willige ich ein, stelle
meine erste Frage und vernehme die Antwort des Alten.
     
Und dann beginne ich zu schreiben. Ich schreibe und schreibe
wie von Sinnen was mir in den Sinn kommt und dann verliere
ich plötzlich die Besinnung, werde zu reiner, sinnlicher
Wahrnehmung.
     
(Die drei Alten spielen in vorfreudiger Erregung mit sich
selbst, ich spiele mit Worten. Beides ist nicht völlig
befriedigend.) Wie gelähmt, aber mit offenen Augen, liege ich
auf meinem Bett und beobachte die Veränderungen, die im
Zimmer vor sich gehen. Ich schwöre, es sind unglaubliche
Dinge, aber das Unglaublichste: Meine Topfpflanzen
verwandeln sich in jene bezaubernde Frauen, die der Alte mir
eben noch versprochen hatte. Meine Lähmung verschwindet. Sie
reichen mir Haschisch und Opium, das sie aus ihren Rippen
ernten und mit jedem Mal, mit dem ich eine von ihnen erkenne,
erkenne ich mehr. In ihren Augen brennt Wissen, ihre Mösen
sind Höhlen, nach denen Platon sich gesehnt hätte und von ihren
Lippen orakeln die geheimsten Mysterien. Ihre Körper sind mit
kosmischer Energie benetzt, die sie auf mich übertragen.
     
Ich sehe Licht am Ende des Tunnels.
     
Es ist eine sehr lange Nacht. Aber ich will die Einzelheiten für
mich behalten. Klar, stimmt schon: Sex sells, Ficken kommt
immer gut an und so weiter und so fort. Aber ich bin ein
ernsthafter Philosoph, kein Schreiber von Wichsvorlagen!
     
Irgendwann stelle ich die zweite Frage und alles um mich
herum wird schwarz. Ich bin allein.
     
Wir liegen nebeneinander im Bett. Mein Schädel dröhnt, aber
ich fühle mich gut. Mein Körper ist entspannt und mein
Bewusstsein scheint irgendwie erweitert. Als ich die Augen
öffne sehe ich, dass sie mein Manuskript liest. Habe ich es
inzwischen fertig geschrieben? Ist mir eine Pointe eingefallen?
Was hat ihren Sinneswandel herbeigeführt? Wann ist sie
zurückgekommen? Ihre Stimme ist so verführerisch, selbst wenn
sie Skepsis ausdrückt. Ich will sie augenblicklich ficken, aber sie
hat vermeintlich Wichtigeres zu fragen:
     
»Glaubst du daran? Meinst du, das könnte stimmen?«
     
»Das ist mir eigentlich egal.«
     
»Glaubst du an irgendetwas?«
     
»Weiß nicht.«
     
»Du tust mir leid.«
     
Noch immer schwirren die Worte durch meinen Kopf: Liebe!
Licht! Leben! Jetzt weiß ich es; ich bin der

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