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Nachts sind alle Katzen geil.

Nachts sind alle Katzen geil.

Titel: Nachts sind alle Katzen geil. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Konkurrenz am Markt
ist groß. Da muss schon ein griffiger Titel her.«
     
»Na dann macht mal eine Marktanalyse. Findet vorher aber
noch heraus, ob eure Zielgruppe eher auf Esoterik oder auf
Porno steht.
     
Wissenschaftliche Kreise würde ich meiden. Ich wünsche dir
alles Gute! Und: Ich rate dir zu einem Pseudonym.«
     
Sie zieht sich an und geht. Wie undankbar: Kaum hat sie ihren
Fick, zieht sie ab, anstatt mir aus der von ihr diagnostizierten
misslichen Lage zu helfen. In ihrem Blick liegt eine Mischung
aus Mitleid und Unverständnis. Den Kuss zum Abschied deutet
sie nur an. Die Tür fallt ins Schloss. Ich bin wieder alleine.
     
Ich ziehe meinen Morgenmantel über und setze mich wieder
an den Schreibtisch, wo das Notebook als verschwiegener Zeuge
des Geschehenen auf mich wartet. Ich versuche, ihre Einwände
oder Bedenken zu verstehen. Ich zünde mir einen Joint an und
beginne zögerlich weiterzuschreiben. Irgendwie ist die Sache
noch nicht rund. Es fehlt ein richtiger Knalleffekt. Sowas in der
Preisklasse von cogito ergo sum – mindestens! Mir kommt ein
neuer Gedanke, der zwar nicht neu ist, den ich aber noch gut
unterbringen kann, um dem Ganzen – mit etwas Namedropping
verbunden – doch einen etwas intellektuelleren Touch zu
verleihen: Die Grenzen zwischen Kunst, Philosophie und
Wissenschaft sind fließend. Die Wahrheit darüber liegt im Auge
eines in seine jeweilige Kultur eingebetteten Betrachters. Et
cetera bla bla. Vielleicht kann ich da nachher wieder einen
Bogen zum Ficken schlagen. Sex sells und Ficken kommt
immer gut an. Mal schauen. Das Telefon klingelt:
     
»Bist du noch wach?«
     
»Ja.«
     
Ich würde gerne weitersprechen, aber in dem Moment öffnet
sich mitten im Nichts des Raumes ein Fenster, aus dem die drei
Weisen heraus grinsen. Sie rufen im Chor:
     
»Liebe! Licht! Leben! Liebe! Licht! Leben! Liebe! Licht!
Leben!«
     
Dann lösen sie sich wieder auf.
     
»Hast du das eben gehört?«
     
»Was?«
     
»Ach, nicht so wichtig.«
     
»So langsam mache ich mir Sorgen um dich. Du arbeitest zu
viel. Vielleicht solltest du mal etwas kürzer treten. Am besten
rufst du sofort deine liebe kleine Freundin an, bittest sie zu dir
her, ihr fickt bis morgen Mittag und dann geht’s dir gleich
wieder viel besser. Du wirst sehen, das entspannt und erweitert
obendrein das Bewusstsein.«
     
Ich ziehe am Joint. Wow, das Zeug haut echt rein!
     
»Aber …«
     
»Keine Widerrede!«
     
Er legt auf. Ich will nicht ficken. Aber das kann ich nicht
schreiben.
     
Ficken kommt gut an, Nicht-Ficken interessiert keinen.
     
»Liebe! Licht! Leben!«
     
Wieder höre ich die Worte, doch nirgends im Zimmer ist einer
der drei heiligen Typen zu entdecken. Ich suche die ganze
Wohnung ab.
     
Nichts. Ich bin alleine und die Worte kommen diesmal
offensichtlich direkt aus meinem Kopf. Ich spreche und höre mit
meinem Kopf, ohne den Umweg über die Stimme oder das
Gehör zu nehmen. Es spricht aus mir. Ich gehe in die Küche, um
ein Glas Wasser zu holen. Dann sind sie plötzlich wieder da. Sie
stehen vor dem Schreibtisch und werfen ungläubige Blicke auf
den Bildschirm.
     
Einer der drei beginnt zu sprechen:
     
»Also so kann das ja mal gar nicht funktionieren.«
     
»Wie meinen?«
     
»Ich meine: Wir drei haben jetzt alle so um die zweitausend
Jahre hinter uns und ich sage dir, was du da schreibst, ist
völliger Quatsch!!!«
     
»Ich wäre euch ja für Hilfe dankbar, aber geht’s vielleicht
etwas genauer?«
     
»Hör’ mal zu, mein Junge. Mein Schwanz hat jetzt schon über
tausend Mösen und fast genauso viele Ärsche von innen gesehen
und glaube mir: Erleuchtung findest du in keiner noch so
dunklen Höhle, selbst wenn die Lippen noch so mystisch
orakeln.«
     
»Aber was ist mit den ganzen spirituellen Sex-Techniken?
Tantra? Kamasutra? Sadomasochismus? Soll das etwa alles nur
Scharlatanerie sein?«
     
Ich blicke auf mein Bücherregal, wo ich in Kürze wohl wieder
sehr viel Platz haben werde. Er antwortet:
     
»So ist es: Alles Lug und Trug!«
     
»Und was ist mit Drogen? Pilze, Hanf, Opium und all die
ganzen Gaben von Mutter Natur?«
     
»Teufelszeug! Nicht mehr und nicht weniger. Geschaffen, um
die Menschen zu blenden und zu verwirren. Luzifer …«
     
Ich falle ihm ins Wort und vollende den Satz auf meine Weise:
     
»… bringt das Licht.«
     
Er errötet. Ich habe einen wunden Punkt entdeckt und werde
nicht mehr locker lassen:
     
»Sei ehrlich, alter Mann! Das Licht, das ihr bringen wollt,

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