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Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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ihr Schluss machen.«
    Die Runde sitzt noch eine halbe Stunde zusammen, bevor sie sich auflöst. Die Wirtin spült inzwischen die Gläser. Der Wirt stellt die Stühle übereinander, öffnet die Fenster. Seit das Personal knapp ist, muß das Ehepaar Umann alles selbst erledigen.
    Der Mann, der vor die Tür geworfen wurde, geht in den Wald. Er stößt Drohungen aus, zittert vor Wut. Mit dem Taschenmesser schneidet er mühsam einen Birkenast ab, macht sich einen handfesten Knüppel. Die Trunkenheit steigert seine Rachgier ins Unermessliche. Er schleicht zurück. Er geht um das Haus. Es ist noch Licht in der Schankstube. Der Hund bellt. Aber das kümmert den Mann nicht. Er steht im Dunkel und wartet. Seine brennenden Augen starren auf das Haus.
    Das Licht in der Schankstube geht aus.
    Der Mann grinst blöde vor sich hin. Er wartet noch ein paar Minuten, dann pirscht er sich in seltsam tapsigen Schritten an die ›Waldschänke‹ heran.
    Wieder schlägt der Hund an.
    Heiser und schaurig hallt das Gebell des Hundes durch die Nacht. Der unbekannte Mann vor der Gaststätte ›Waldschänke‹ in Berlin-Grünau verwächst für einen Augenblick mit dem Schatten des Torpfostens. Kein Mensch ist mehr auf der Straße. Auf dem gegenüberliegenden Bahnhof kommen keine Züge mehr an. Die beiden Revierbeamten, die in der Gaststätte ›Waldschänke‹ Polizeistunde geboten haben, kehren gerade zu ihrer Dienststelle zurück.
    »Keine besonderen Vorkommisse«, melden sie dem Inspektor. Dann stellen sie ihre Essgeschirre auf den Kacheltisch, löffeln ihr Kartoffelgericht schweigsam hinunter und überlegen, ob sie schlafen oder Karten spielen sollen. Der Dienstplan läßt ihnen vier Stunden Freizeit – wenn nichts Besonderes geschieht. Meistens geschieht nichts Besonderes.
    Der Hund im Schankraum gönnt sich eine kleine Schnaufpause. Vom Westen kommt leichter Wind auf. Auf einmal löst sich der Schatten wieder vom Torpfosten. Der Kies knirscht leise unter seinen Schritten.
    Da schlägt der Hund wieder an.
    »Ruhig, Bello!« ruft eine Frau aus dem Innern des Wirtshauses. »Was hat er bloß heute?«
    Das Tier winselt.
    »Was weiß ich?« knurrt der Wirt. »Wahrscheinlich Liebeskummer. Schließlich ist ja Frühling.«
    Der Unbekannte auf der Straße zündet sich eine Zigarette an. Wenn der Wirt aus dem Fenster heraussähe, könnte er ihn bemerken. Wenn er den Hund noch einmal herausließe, würde dieser ihn anspringen. Wenn ein Passant vorbeikäme, müßte ihm sofort auffallen, daß etwas nicht stimmt.
    Aber nichts von allem geschieht. Der Unbekannte raucht bedächtig weiter. Wenn seine Zigarette zu Ende ist, wird es soweit sein.
    Er hat das Haus erreicht, preßt sein Ohr gegen das Fenster. Er merkt, daß es in der Schankstube still ist, daß der Wirt sie verlassen hat. Nur der Hund kläfft weiter.
    Noch einmal geht der Fremde um das Haus herum. Es ist eine Baracke aus Stein. Am Vordereingang hängen vier große Reklameschilder mit der Aufschrift ›Berliner Bürgerbräu‹. Drei von vier Fenstern sind durch eiserne Roll-Läden geschützt. An der rechten Seite hängt ein Feuermelder. Darüber ist ein kleines weißes Schild angebracht: ›Juden nicht erwünscht‹.
    Der Mann im Dunkel wirft seine Zigarettenkippe weg. Er schlägt das Küchenfenster ein, schwingt sich blitzschnell in das Haus, geht von der Küche in die Schankstube.
    Der Hund springt ihn an. Er weicht aus. Beim zweiten Ansprung reißt er das Tier aus der Luft zu Boden. Der Mann verfügt über Riesenkräfte. Er schnürt die Kehle des Schäferhundes zusammen, sticht in blinder Wut mit dem Taschenmesser auf ihn ein.
    »Verdammt! Was ist denn hier los!« ruft der Wirt.
    Er nähert sich dem Schankraum. Der Mörder steht hinter der Tür, die schnell aufgerissen wird. Der Wirt tastet nach dem Lichtschalter.
    Im gleichen Augenblick trifft ihn der erste Schlag mit dem Holzknüppel. Dann der zweite. Der dritte. Der vierte.
    Paul Umann kommt nicht einmal mehr dazu, zu schreien. Er bricht zusammen. Einer der Schläge hat ihm den Schädel zertrümmert. Aber noch läßt der Mörder nicht von ihm ab. Minutenlang drischt er auf den Toten ein.
    Nur fünfzehn Meter ist Frau Gertrud Umann, die Wirtin, vom Schauplatz dieses grausigen Verbrechens entfernt. Wie gelähmt liegt sie auf ihrem Bett. Sie hätte Zeit, ans Telefon zu stürzen und die Polizei zu alarmieren. Bis zur Wache sind es von der Gaststätte ›Waldschänke‹ ja nur ein paar Minuten. Sie könnte das Fenster aufreißen und um Hilfe

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