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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gesicht an. »Sie wissen, daß es mir nicht gutging die Leute aus dem Programm. Vor ihnen kann man nicht verheimlichen, wie man sich fühlt. Nach einer Weile ist das einfach nicht mehr möglich. Sie werden dir glauben, wenn du sagst, daß ich gesprungen bin, und sie hätten recht, weil ich so nicht weiterleben will. Es ist nur es ist nur, Sam, ich glaube, noch eine Weile und ich werde weiterleben wollen.«
    »Sei still«, sagte er. »Wir wollen nicht von Selbstmord sprechen.
    Sieh dem Zug entgegen, Sarah, und vergiß nicht, daß ich dich liebe.«
    Sie drehte sich zu dem Zug um, der jetzt keine Meile mehr entfernt war und rasch näher kam. Sie legte die Hände auf ihren Nakken und hob das Haar. Sam beugte sich nach vorne und da war, wonach er gesucht hatte. Auf der reinen, weißen Haut ihres Halses.
    Er wußte, ihr Hirnstamm fing keinen Zentimeter unter dieser Stelle an, und sein Magen verkrampfte sich vor Ekel.
    Er bückte sich über das blasenförmige Gewächs. Es war von einem spinnwebgleichen Häutchen weißen Flaumes überzogen; darunter konnte er etwas sehen, ein Klümpchen rosafarbener Gallerte, das im Rhythmus ihres Herzens pulsierte.
    »Laß mich in Ruhe!« kreischte Ardelia Lortz plötzlich aus dem Mund der Frau, in die Sam sich verliebt hatte. »Laß mich in Ruhe, Dreckskerl!« Aber Sarahs Hände hielten das Haar unnachgiebig hoch und verschafften ihm Zugang.
    »Kannst du die Nummer der Lok schon erkennen, Sarah?« murmelte er.
    Sie stöhnte.
    Er drückte den Daumen in den weichen Klumpen roter Lakritze, den er hielt, und machte eine Mulde, die etwas größer war als der Parasit auf Sarahs Hals. »Lies sie mir vor, Sarah. Lies mir die Nummer vor.«
    »Zwei sechs oh, Sam, ich habe solche Kopfschmerzen
    mir ist, als würden große Hände mein Gehirn in zwei Teile rei
    ßen «
    »Ließ die Nummer, Sarah«, murmelte er und hielt die Bull’s EyeLakritze in die Nähe des pulsierenden, obszönen Gewächses.
    »Fünf neun fünf «
    Er drückte die Lakritze behutsam darauf. Plötzlich konnte er spü
    ren, wie es sich unter der Zuckerschicht wand und krümmte. Und wenn es aufbricht? Wenn es einfach aufbricht, ehe ich es von ihr runterziehen kann? Es ist Ardelias konzentriertes Gift wenn es nun aufbricht, bevor ich es wegbekomme?
    Der heranbrausende Zug pfiff wieder. Das Geräusch übertönte Sarahs Schmerzensschrei.
    »Ruhig.. .«
    Er zog die Lakritze gleichzeitig zurück und klappte sie zu. Er hatte es; es war in der Süßigkeit gefangen und pulsierte und pochte wie ein winziges, krankes Herz. Auf Sarahs Hals befanden sich drei winzige dunkle Löcher, nicht größer als Stecknadelstiche.
    »Es ist fort!« schrie sie. »Sam, es ist fort!«
    »Noch nicht«, sagte Sam grimmig. Die Lakritze lag auf seiner Handfläche, und nun drängte eine Blase zur Oberfläche und wollte aufbrechen
    Der Zug raste jetzt am Güterbahnhof von Junction City vorbei, dem Güterbahnhof, wo ein Mann namens Brian Kelly Dave Duncan einmal Kleingeld zugeworfen und dann gesagt hatte, er solle in den Wind schießen. Weniger als dreihundert Meter entfernt, rasch näherkommend.
    Sam drängte sich an Sarah vorbei und kniete bei den Schienen hin.
    »Sam, was machst du da ?«
    »Lebwohl, Ardelia«, murmelte er. »Viel Vergnügen.« Er legte den pulsierenden, sich ausdehnenden roten Klumpen Lakritze auf eines der glänzenden Stahlgleise.
    In seinem Kopf hörte er einen Schrei unaussprechlicher Wut, unaussprechlichen Entsetzens. Er ging zurück und sah zu, wie das in der Lakritze gefangene Ding zuckte und zwängte. Die Lakritze platzte auf er sah ein dunkleres Rot darin, das nach draußen drängte und dann fuhr der 14 Uhr 2OGüterzug nach Omaha als organisierter Sturm hämmernder Zylinder und kreischender Räder darüber hinweg.
    Die Lakritze verschwand, und in Sam Peebles’ Verstand wurde der bohrende Schrei wie mit einem Messer abgeschnitten.
    Er trat zurück und drehte sich zu Sarah um. Diese schwankte und hatte die Augen vor Benommenheit und Freude weit aufgerissen.
    Er legte ihr einen Arm um die Taille und stützte sie, während die Güterwaggons und Lastwaggons und Tankwaggons an ihnen vorbeidonnerten und ihr Haar zurückwehten.
    Sie blieben so stehen, bis der letzte Wagen vorbei war und seine kleinen roten Lichter nach Westen verschwanden. Dann rückte sie ein klein wenig von ihm ab aber nicht aus seiner Umarmung heraus und sah ihn an.
    »Bin ich frei, Sam? Bin ich wirklich von ihr befreit? Es scheint so zu sein, aber ich kann es kaum

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