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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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genau der Junge gesehen hatte. Dieser war offensichtlich der Meinung gewesen, Pop würde es wissen oder könnte es wissen , aber Pop hatte nicht den leisesten Schimmer. Der Junge sagte es ihm vielleicht am Freitag. Oder auch nicht. Aber wenn der Junge es nicht sagte, würde es der Vater, dem Pop einmal vierhundert Dollar Geliehen hatte damit er die Wette auf ein Baskettballspiel bezahlen konnte, eine Wette, die er verloren hatte und von der seine Frau nichts wußte, ganz bestimmt tun. Das hieß, wenn er konnte. Selbst die besten Väter wußten nicht mehr alles über ihre Söhne, wenn diese Söhne erst einmal fünfzehn oder so waren, aber Pop dachte, Kevin war ein sehr junger Fünfzehnjähriger, und sein Dad wußte sicher noch das meiste oder konnte es herausfinden.
    Er lächelte und trommelte mit den Fingern, und um fünf fingen sämtliche Uhren erschöpft an zu schlagen.
    Kapitel Vier
    Freitagnachmittag um zwei Uhr drehte Pop Merrill das Schild, das an seiner Tür hing, von OFFEN auf GESCHLOSSEN, setzte sich ans Steuer seines Chevrolet Baujahr 1959, der seit Jahren völlig kostenlos in Sonny’s Garage gewartet wurde (Nebenprodukt eines weiteren kleinen Darlehens, und auch Sonny Jackett gehörte zu den Leuten in der Stadt, die sich lieber glühende Kohlen an die Fußsohlen drücken lassen würden als zuzugeben, daß sie Pop Merrill nicht nur kannten, sondern auch tief bei ihm in der Kreide standen, weil dieser ihm 1969 einmal aus einer schweren Klemme drüben in New Hampshire geholfen hatte), und fuhr nach Lewiston, eine Stadt, die er haßte, weil ihm immer schien, als gäbe es nur zwei Straßen in der ganzen Stadt (höchstens drei), die keine Einbahnstraßen waren. Er kam so voran wie immer, wenn es Lewiston und nur Lewiston sein mußte: nicht, indem er dorthin fuhr, sondern indem er irgendwo in der Nähe herauskam und sich dann langsam spiralförmig auf diesen beschissenen Einbahnstraßen vorantastete, bis er der Meinung war, er war so nahe dran, wie er konnte, und den Rest zu Fuß ging, ein großer Mann mit Glatze, randloser Brille, sauberen Khakihosen und einem blauen Arbeiterhemd, das bis zum Kragen zugeknöpft war.
    Im Schaufenster des Twin City Camera and Video stand ein Plakat, das einen gezeichneten Mann zeigte, der in einen hoffnungslosen Kampf mit einer völlig verdrehten Filmrolle verstrickt war. Der Mann schien kurz vor dem Durchdrehen zu sein. Unter dem Bild stand: HABEN SIE DEN KAMPF SATT? WIR ÜBERSPIELEN IHRE
    SUPER8FILME (UND SCHNAPPSCHÜSSE!) AUF VIDEO!
    Wieder ein gottverdammtes Spielzeug, dachte Pop, die Welt erstickt daran. Er machte die Tür auf und trat ein.
    Aber er gehörte zu den Menschen die Welt erstickte daran , die es sich nicht nehmen ließen zu benützen, was sie verdammten, wenn es sich als nützlich erwies. Er unterhielt sich kurz mit dem Verkäufer. Der Verkäufer holte den Inhaber. Sie kannten einander seit Jahren (wahrscheinlich seit Homer übers dunkle Meer geschippert war, würden ein paar Klugscheißer sagen). Der Inhaber führte Pop ins Hinterzimmer, wo sie ein Schwätzchen hielten.
    »Das sind ein paar verdammt seltsame Fotos«, sagte der Inhaber.
    »Jaha.«
    »Das Videoband, das ich davon gemacht habe, ist noch seltsamer.«

    »Glaub ich aufs Wort.«
    »Mehr hast du nicht zu sagen?«
    »Jaha.«
    »Dann soll dich der Teufel holen«, sagte der Inhaber, worauf sie beide ihr schrilles Altmännerlachen gackerten. Der Verkäu fer hinter der Ladentheke zuckte zusammen.
    Pop ging zwanzig Minuten später mit zwei Sachen: einer Video
    kassette und einer brandneuen Polaroid Sun 660, die immer noch verpackt war.
    Als er wieder im Laden war, rief er bei Kevin zu Hause an. Er war nicht überrascht, als John Delevan abnahm.
    »Wenn Sie meinen Jungen versaubeutelt haben, bring ich Sie um, alte Schlange«, sagte John Delevan ohne Begrüßung, und Pop konnte aus der Ferne den gekränkten Ausruf des Jungen hören:
    »Daadl«
    Pop fletschte die Zähne schief, verwittert, pißgelb, aber seine eigenen , und wenn Kevin ihn in diesem Augenblick gesehen hätte, hätte er sich nicht nur gefragt, ob Pop Merrill vielleicht doch nicht nur der gütige alte Weise von der Scharlatanfront in Castle Rock war; er hätte gewußt, daß dies nicht der Fall war.
    »Aber John«, sagte er. »Ich habe versucht, Ihrem Jungen mit seiner Kamera zu helfen. Nichts sonst auf der Welt habe ich vorgehabt.« Er machte eine Pause. »Genau wie damals, als ich Ihnen geholfen habe, weil Sie ein klein wenig zu stolz auf die

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