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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vierte Dimension, und wir wissen, daß sie da ist, können sie aber nicht sehen. Wir können nicht einmal richtig spüren, wie sie vergeht, auch wenn es manchmal den Anschein hat, besonders wenn wir uns langweilen.
    Aber wenn man es genau überlegte, spielte das alles vielleicht gar keine Rolle, und die Fragen waren ihm sowieso zu knifflig. Andere Fragen schienen wichtiger zu sein, entscheidende Fragen, bei denen es vielleicht sogar um Leben und Tod ging.
    Zum Beispiel, warum war der Hund in seiner Kamera?
    Wollte er etwas von ihm oder von irgendwem? Anfangs hatte er gedacht, die Antwort lautete: von irgendwem, denn jeder konnte Bilder davon machen und die Bewegung ging immer weiter. Aber dieses Ding, das er um den Hals hatte, das Ding, das kein Halsband war das hatte etwas mit ihm zu tun, Kevin Delevan, und sonst niemandem. Wollte der Hund ihm etwas antun? Wenn die Antwort darauf ja lautete, konnte man alle anderen Fragen vergessen, denn es war verdammt leicht einzusehen, was der Hund wollte. Man sah es in seinem tückischen Auge, im gerade einsetzenden Knurren. Er dachte, der Hund wollte zweierlei.
    Erst entkommen.
    Dann töten.
    Da drüben ist ein Mann oder eine Frau mit einer Kamera, die den Hund vielleicht nicht einmal sehen, dachte Kevin, und wenn der Fotograf den Hund nicht sehen kann, kann der Hund vielleicht auch den Fotografen nicht sehen, in dem Fall wäre der Fotograf sicher. Aber wenn der Hund wirklich dreidimensional ist, dann sieht er vielleicht durch vielleicht sieht er denjenigen, der meine Kamera benützt. Vielleicht bin trotzdem nicht ich es, nicht speziell ich; vielleicht ist nur derjenige sein Ziel, der die Kamera eben benützt.
    Aber das Ding, das er um den Hals trug. Was war damit?
    Er dachte an die dunklen Augen der Promenadenmischung, die lediglich von einem tückischen Funkeln davor bewahrt wurden, vollkommen dumm dreinzuschauen. Gott allein wußte, wie der Hund überhaupt erst in diese Polaroidwelt gelangt war, aber wenn sein Bild aufgenommen wurde, konnte er heraussehen, und Kevin glaubte im Grunde seines Herzens, daß der Hund ihn zuerst töten wollte, das Ding um seinen Hals sagte, daß er ihn töten wollte, es verkündete, daß er ihn töten wollte, aber danach?
    Nun, nach Kevin waren alle recht.
    Einfach jeder.
    In gewisser Weise war es wie ein anderes Spiel, das man als Kind spielte, richtig? Es war wie >Großer Sprung<. Der Hund war an diesem Zaun entlanggetrottet. Der Hund hatte die Polaroid gehört, dieses quietschige kleine Surren. Er drehte sich um und sah

    was? Seine eigene Welt, sein Universum? Eine Welt oder ein Universum, die seinem eigenen so ähnlich waren, daß er spürte, er konnte hier leben und jagen? Einerlei. Jedesmal, wenn jemand ein Bild machte, würde der Hund näher kommen. Er würde näher und näher kommen, bis nun, bis was? Bis er irgendwie durchbrechen konnte?
    »Das ist albern«, murmelte er. »Er würde nie durchpassen.«
    »Was?« fragte sein Vater, der ebenfalls aus tiefem Nachdenken hochschreckte.
    »Nichts«,sagteKevin.»Ichhabenurmitmirselbstgespro «
    Da hörten sie von unten gedämpft, aber deutlich Pop Merrills mißfälligen, bestürzten und wütenden Aufschrei: »O Scheiße!
    Himmel, Arsch und Zwirn! Verflucht!«
    Kevin und sein Vater sahen einander erschrocken an.
    »Gehen wir nachsehen, was passiert ist«, sagte sein Vater und stand auf. »Ich hoffe, er ist nicht gestürzt und hat sich den Arm gebrochen oder so. Ich meine, ein Teil von mir hofft es schon, aber
    du weißt schon.«
    Kevin dachte: Und wenn er nun Bilder gemacht hat? Wenn der Hund da unten ist?
    Aber die Stimme des alten Mannes hatte sich nicht ängstlich angehört, und selbstverständlich konnte ein Tier, das etwa so groß aussah wie ein deutscher Schäferhund, weder durch eine Kamera von der Größe der Sun 660 noch durch eins ihrer Fotos kommen.
    Ebensogut könnte man versuchen, eine Waschmaschine durch den Abwasserschlauch zu ziehen.
    Trotzdem empfand er genügend Angst für sie beide für alle drei , als er seinem Vater die Treppe hinunter in den düsteren Basar unten folgte.
    Als Pop Merrill die Treppe hinunterging, war er so vergnügt wie eine Miesmuschel bei Flut.
    Er war darauf vorbereitet gewesen, den Austausch vor ihren Augen vorzunehmen, falls es erforderlich gewesen wäre. Es hätte ein Problem werden können, wenn er es nur mit dem Jungen zu tun gehabt hätte, der immer noch ein Jahr oder so von der Überzeugung entfernt war, er wüßte alles, aber der Vater des Jungen

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