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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sondern aus Dynamit. »Ich wollte sie sowieso kaputtmachen.«
    »Ich glaube, die Arbeit habe ich dir abgenommen.«
    »Ich würde mich wohler fühlen « begann Kevin.
    »Jaha, jaha. So geht es mir mit Mäusen. Lacht mich ruhig aus, wenn ihr wollt, aber wenn ich eine in einer Falle finde, und sie ist tot, schlage ich trotzdem noch mit dem Besen drauf. Nur um ganz sicherzugehen, will ich damit sagen.«
    Kevin lächelte verhalten und sah seinen Vater an. »Er sagt, er hat einen Hackklotz draußen, Dad «
    »Und einen ordentlichen Vorschlaghammer im Schuppen, wenn ihn keiner gestohlen hat.«
    »Was dagegen, Dad?«

    »Es ist deine Kamera, Kev«, sagte Delevan. Er warf Pop einen miß
    trauischen Blick zu, doch der Blick sagte, daß er Pop ganz allgemein mißtraute, nicht aus einem speziellen Grund. »Aber wenn es dir danach wohler zumute ist, dann ist es die richtige Entscheidung.«
    »Gut«, sagte Kevin. Er spürte, wie ihm eine gewaltige Last von den Schultern genommen wurde nein, sie wurde ihm von der Seele genommen. Nachdem die Linse gesprungen war, war die Kamera bestimmt nutzlos aber er würde sich erst ganz beruhigt fühlen, wenn er sie um Pops Hackklotz herum in Trümmern liegen sah. Er drehte sie in den Händen, hin und her und her und hin, und war amüsiert und erstaunt zugleich, welche tiefe Befriedigung ihm ihr kaputtes Äußeres verschaffte.
    »Ich glaube, ich bin Ihnen schuldig, was diese Kamera gekostet hat, Delevan«, sagte Pop, der genau wußte, wie der Mann reagieren würde.
    »Nein«, sagte Delevan. »Zertrümmern wir sie und vergessen, daß die ganze verrückte Sache je passiert ist « Er machte eine Pause. »Ich hätte es fast vergessen: Wir wollten uns diese letzten Fotos mit Ihrem Vergrößerungsglas ansehen. Ich wollte sehen, ob ich erkennen kann, was der Hund da um den Hals hat. Ich denke dauernd, daß es mir bekannt vorkommt.«
    »Das können wir auch, nachdem wir die Kamera vernichtet haben, oder nicht?« fragte Kevin. »Einverstanden, Dad?«
    »Klar doch.«
    »Und dann«, sagte Pop, »wäre es vielleicht kein schlechter Einfall, auch die Bilder zu verbrennen. Das könntest du hier in meinem Herd machen.«
    »Das finde ich eine prima Idee«, sagte Kevin. »Was meinst du, Dad?«
    »Ich glaube, daß Mrs. Merrill keine Narren großgezogen ha t«, sagte sein Vater.
    »Nun«, sagte Pop und lächelte geheimnisvoll hinter aufsteigen
    den Rauchwolken, »wir waren insgesamt fünf, wissen Sie.«
    Der Tag war strahlend blau gewesen, als Kevin und sein Vater zum Emporium Galorium gegangen waren; ein herrlicher Herbsttag.
    Jetzt war es halb fünf, der Himmel größtenteils bewölkt, und es sah aus, als würde es noch vor Einbruch der Dunkelheit regnen. Kevin spürte die erste richtige herbstliche Kälte an den Händen. Wenn er lange genug draußen blieb, würden sie rot wer den, aber er hatte nicht die Absicht. In einer halben Stunde würde seine Mutter nach Hause kommen, und er fragte sich schon, was sie sagen würde, wenn sie feststellte, daß sein Vater bei ihm war, und was sein Vater sagen würde.
    Aber das kam später.
    Kevin legte die Sun 660 auf den Hackklotz in dem kleinen Garten, und Pop Merrill gab ihm einen Vorschlaghammer. Der Griff war vom vielen Gebrauch glattgerieben. Das Metall war rostig, als hätte ihn jemand nicht ein oder zweimal, sondern häufig achtlos im Regen stehen lassen. Aber er würde seine Aufgabe erfüllen.
    Daran zweifelte Kevin nicht. Die Polaroid, deren Linse bereits gesprungen und deren Gehäuse größtenteils gesplittert war, sah auf der unebenmäßigen, rauhen und geschundenen Oberfläche des Hackklotzes zerbrechlich und schutzlos aus, weil man an ihrer Stelle eher ein Scheit Esche oder Ahorn dort zu sehen erwartete, das entzweigehackt werden sollte.
    Kevin legte die Hände an den glatten Griff des Vorschlaghammers und drückte zu.
    »Bist du sicher, Junge?« fragte Mr. Delevan.
    »Ja.«
    »Okay.« Kevins Vater sah auf die Uhr. »Dann tu es.«
    Pop stand beiseite, hatte die Pfeife zwischen die windschiefen Zähne geklemmt, die Hände in den Hosentaschen. Er sah verschlagen vom Mann zum Jungen und wieder zum Mann, sagte aber nichts.
    Kevin hob den Vorschlaghammer, und plötzlich überkam ihn eine Wut auf die Kamera, die er bisher nie so deutlich gespürt hatte, und er schlug mit aller Kraft zu, die er aufbieten konnte.
    Zu fest, dachte er. Du wirst sie verfehlen und kannst von Glück sagen, wenn du dir nicht den eigenen Fuß zermatschst, und sie wird immer noch daliegen, ein

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