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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht einmal sagen konnte, was für ein Muster die Scheißtapete hatte.
    Ganz so schlimm war das Wohnzimmer der Schwestern Ekel nicht, aber es waren nichtsdestotrotz eine Menge Fotos hier; möglicherweise bis zu hundertfünfzig, was in einem so kleinen und dü
    steren Zimmer wie diesem wie dreimal soviel aussah. Pop war schon oft hier gewe sen, daß ihm die meisten davon zumindest im Vorübergehen einmal aufgefallen waren, und manche kannte er sogar noch etwas besser, weil er selbst sie Eleusippus und Meleusippus verkauft hatte.
    Sie hatten eine ganze Menge >Gespensterfotos<, wie Eleusippus Deere sie nannte, möglicherweise an die tausend, aber offenbar war selbst den Schwestern klar geworden, daß ein Zimmer dieser Größe nur eine begrenzte Ausstellungsfläche bot, selbst wenn Regeln des Geschmacks außer acht gelassen wurden. Die restlichen Gespensterfotos waren auf die weiteren vierzehn Zimmer der Villa verteilt. Pop hatte sie alle gesehen. Er gehörte zu den wenigen Auserwählten, dem, wie die Schwestern Ekel sie in überwältigender Bescheidenheit nannten, die >Führung< zuteil geworden war. Aber hier im Wohnzimmer hatten sie ihre erlesensten Gespensterfotos aufgestellt, und das erlesenste der erlesenen lenkte die Aufmerksamkeit des Auges schon allein durch die Tatsache auf sich, daß es in einsamer Pracht auf dem zugeklappten SteinwayFlügel vor den Bogenfenstern stand. Darauf schwebte ein Leichnam vor den Augen von fünfzig bis sechzig entsetzten trauernden Hinterbliebenen über seinem Sarg. Es war selbstverständlich eine Fälschung.
    Ein zehn, verdammt, ein achtjähriges Kind hätte es als Fälschung erkannt. Im Vergleich damit sahen die Fotos tanzender Elfen, die den armen Arthur Conan Doyle in seinen letzten Lebensjahren so verzaubert hatten, wahrhaft künstlerisch aus. Als Pop den Blick durch das Zimmer schweifen ließ, sah er nur zwei Bilder, die nicht schon auf den ersten Blick als Fälschungen zu erkennen waren. Bei denen wäre gründlicheres Studium erforderlich gewesen, um zu erkennen, wie die Fälschung bewerkstelligt worden war. Doch die beiden alten Schachteln, die ihr ganzes Leben lang > Gespensterfotos< gesammelt hatten und sich als Expertinnen auf dem Gebiet betrachteten, führten sich auf wie zwei Teenager in einem HorrorFilm, wenn er ihnen nicht nur ein paranormales Foto, sondern eine verflixte paranormale Kamera vorführte, die ihren Trick nicht nur einmal ausführte und dann aufgab, wie diejenige, mit der das Bild der Gespensterdame gemacht worden war, welche den heimkehrenden Fuchsjägern entgegensah, sondern die es immer und immer und immer wieder fertigbrachte. Wieviel hatten sie für diesen Plunder ausgegeben, der nichts als Hokuspokus war? Tausende? Zehntausende?
    Hunderttausende. ..
    » uns zeigen?« fragte Meleusippus ihn.
    Pop Merrill zwang seine Lippen, eine anscheinend wenigstens einigermaßen akzeptable Kopie seines üblichen leutseligen Scharlatanslächelns< anzudeuten, weil sie weder Überraschung noch Miß
    trauen zeigten.
    »Bitte um Vergebung, teuerste Dame«, sagte Pop. »Meine Gedanken müssen einen Augenblick anderswo gewesen sein. Ich glaube, das passiert uns allen einmal, wenn wir nicht mehr die Jüngsten sind.«
    »Wir sind dreiundachtzig und unsere Gedanken sind klar wie Fensterglas«, sagte Eleusippus mit deutlicher Mißbilligung.
    »Frisch geputzte Fensterscheiben«, fügte Meleusippus hinzu. »Ich habe gefragt, ob Sie ein paar neue Fotos haben, die Sie uns gerne zeigen würden aber selbstverständlich erst, wenn Sie dieses Teufelsding fortgeschafft haben.«
    »Es ist Ewigkeiten her, seit wir das letzte Mal wirklich gute gesehen haben«, sagte Eleusippus und zündete sich eine frische Camel an.
    »Letzten Monat waren wir bei der Hellseher und TarotVersammlung in Providence«, sagte Meleusippus, »und die Vorträge waren zwar erleuchtend «
    » und erhebend «

    » aber so viele Fotos waren eindeutige Fälschungen! Selbst ein zehnjähriges
    » oder siebenjähriges.. .«
    » Kind hätte sie durchschauen können. Daher « Meleusippus machte eine Pause. Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck der Verwirrung an, der aussah, als würde er schmerzen; ihre Gesichtsmuskeln waren schon längst so verkümmert, daß sie nur noch Ausdrücke gelinder Freude und durchgeistigten Wissens zustande brachten. »Ich bin ratlos, Mr. Merrill. Ich muß gestehen, daß ich ratlos bin.«
    »Ich kann dasselbe von mir sagen«, sagte Eleusippus.
    »Warum haben Sie dieses gräßliche Ding überhaupt

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