Nachts
weiter drehen, während das Tier sein Opfer ansprang, und zweierlei bewerkstelligen: den verwundbaren Halsbereich vor einem möglichen Angriff schützen und den Kopf zugleich i n eine Position bringen, in der er sich, wenn die Zähne fest in das Fleisch geschlagen waren, wieder nach oben drehen und damit einen gro
ßen Fetzen aus seinem lebenden Opfer herausreißen konnte.
»Er ist so scheußlich«, sagte Eleusippus und legte eine mumifizierte Hand auf die schuppige Haut an ihrem Hals.
»So gräßlich!« stöhnte Meleusippus geradezu und zündete sich an der Kippe ihrer Camel eine neue an, wobei ihre Hand so sehr zitterte, daß sie fast ihren runzligen und rissigen linken Mundwinkel verbrannt hätte.
»Es ist absolut unerKLÄRlich!« sagte Pop triumphierend und dachte dabei: Ich wünschte, du wärst hier, McCarty, du dummes Arschloch. Ich wünschte nur, du wärst hier. Die beiden Damen hier sind ein paarmal rund um die Weit gereist und denken nicht, daß diese Kamera nur ein beschissener Jahrmarktbudentrick ist!
»Zeigt sie etwas, das passiert ist!« flüsterte Meleusippus.
»Oder etwas, das passieren wird?« fügte Eleusippus gleicherma
ßen ehrfürchtig flüsternd hinzu.
»Keine Ahnung«, sagte Pop. »Ich weiß nur eines, ich habe in meinem Leben schon viel Seltsames gesehen, aber noch nichts, das diese Bilder übertroffen hätte.«
»Das überrascht mich nicht!« Eleusippus.
»Mich auch nicht!« Meleusippus.
Pop war bereit, die Unterhaltung in Richtung eines Kaufpreises zu lenken bei jedem ein kitzliges Geschäft, aber wenn man es mit den Schwestern Ekel zu tun hatte, um so mehr: Wenn es um harte Geschäfte ging, waren die beiden so zimperlich wie Jungfern, was eine von ihnen, soweit Pop wußte, durchaus noch sein konnte. Er hatte sich gerade für die IchwärenieaufdenGedankengekommensoetwaszuverkaufenMethode entschieden (die war älter als die Schwestern Ekel selbst, wenn auch wahrscheinlich nicht viel, aber wenn man es mit Verrückten Hutmachern zu tun hatte, spielte das nicht die geringste Rolle; die hörten es sogar gerne, so wie kleine Kinder gern dasselbe Märchen immer wieder hören), als Eleusippus ihn mit den folgenden Worten völlig am Boden zerstörte: »Ich weiß nicht, was meine Schwester meint, Mr. Merrill, aber ich persönlich könnte das, was Sie uns geschäftlich anbieten möchten« hier ein kurzes, gequältes Seufzen , »auf gar keinen Fall beruhigt ansehen, bevor Sie nicht diese diese Kamera oder was immer es Gräßliches sein mag wieder i ns Auto gebracht haben.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Meleusippus und drückte ihre Camel in einem fischförmigen Aschenbecher aus, der förmlich im Begriff war, CamelKippen zu scheißen.
»Gespensterfotos sind eines«, sagte Eleusippus. »Die haben eine gewisse «
» Würde«, half Meleusippus aus.
»Ja! Würde! Aber dieser Hund « Die alte Frau erschauerte wahrhaftig. »Er sieht aus, als würde er jeden Moment aus dem Foto gesprungen kommen und einen von uns beißen.«
»Uns alle«, steigerte Meleusippus.
Bis zu dieser letzten Bemerkung war Pop überzeugt gewesen
möglicherweise weil er es sein mußte, daß die Schwestern lediglich das Feilschen eröffnet hatten, und dies auf bewundernswerte Weise. Aber der Tonfall ihrer Stimmen, ebenso identisch wie ihre Gesichter und Figuren (falls man bei ihnen überhaupt von Figuren sprechen konnte), ließ sich nicht mißdeuten. Sie hatten keinen Zweifel daran, daß die Sun 660 eine Form von paranormalem Verhalten an den Tag legte zu paranormal für ihren Geschmack. Sie feilschten nicht, sie verstellten sich nicht; sie spielten kein Spielchen mit ihm, um den Preis zu drücken. Wenn sie sagten, sie wollten mit der Kamera und ihrer unheimlichen Funktion nichts zu tun haben, dann war das ihr Ernst und sie hatten ihm auch nicht die Unhöflichkeit (was es in ihren Augen zweifellos gewesen wäre) angetan und vermutet oder auch nur im Traum daran gedacht, die Kamera zu verkaufen, wäre der Grund seines Hierseins.
Pop sah sich im Wohnzimmer um. Es glich dem Zimmer der alten Dame in e inem HorrorFilm, den er einmal auf Video gesehen hatte einem Schwachsinn mit dem Titel Landhaus der toten Seelen, wo dieser fette alte Kerl versuchte, seinen Sohn im Swimmingpool zu ertränken. Das Zimmer dieser alten Dame war voll, eigentlich übervoll, vollgestopft mit alten Fotos gewesen. Sie standen auf Tischchen und dem Kaminsims, in den verschiedensten Rahmen; sie hingen so dicht nebeneinander an den Wänden, daß man
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