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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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älter als Stonehenge aus.

    Sie waren Kettenraucher und bevorzugten Camel, und zwar seit sie siebzehn waren, wie sie einem vergnügt versicherten. Sie husteten nie, trotz der sechs Schachteln, die sie pro Tag zusammen wegqualmten. Sie wurden bei den seltenen Anlässen, zu denen sie ihr rotes Backsteinhaus im Kolonialstil einmal verließen in einem Lincoln Continental Baujahr 1958 herumkutschiert, der den feierlichen Glanz eines Leichenwagens hatte. Das Fahrzeug wurde von einer schwarzen Dame gefahren, die nur unwesentlich jünger war als die Schwestern Ekel selbst. Diese Chauffeuse war möglicherweise stumm, konnte aber auch etwas ganz Besonderes sein: eines der wenigen wahrhaft verschwiegenen Menschenwesen, die Gott je geschaffen hatte. Pop wußte es nicht und hatte nie gefragt. Er machte mit den beiden Schwestern seit über dreißig Jahren Geschäfte, die schwarze Dame war die ganze Zeit bei ihnen gewesen, hatte meist das Auto gefahren, es manchmal gewaschen, manchmal den Rasen gemäht oder die Hecken rund ums Haus geschnitten, manchmal war sie auch mit Briefen der Schwestern Ekel an Gott weiß wen zum Briefkasten an der Ecke gegangen (Pop wußte nicht, ob die schwarze Frau je ins Haus ging oder ihr gestattet war, sich dort aufzuhalten, er wußte nur, daß er sie nie dort sah), und während der ganzen Zeit hatte er dieses sagenhafte Geschöpf nicht ein Wort sprechen hören.
    Das Kolonialgebäude lag im Bezirk Bramhall von Portland, der für Portland das ist, was die Gegend um Beacon Hill für Boston ist.
    In letzterer Stadt, im Land von Bohnen und Kabeljau, sagt man, daß die Cabots nur mit den Lowells und die Lowells nur mit Gott sprechen, aber die Schwestern Ekel und ihre wenigen verbliebenen Zeitgenossen in Portland hätten einem gelassen versichert (und taten es auch), daß die Lowells den Privatanschluß ein paar Jahre, nachdem die Deeres und ihre Zeitgenossen in Portland die ursprüngliche Verbindung herstellten, in eine Konferenzschaltung umgewandelt hatten.
    Und natürlich hätte ihnen niemand, der seine fünf Sinne beisammen hatte, den Namen Schwestern Ekel in die identischen Gesichter gesagt, ebensowenig wie jemand bei klarem Verstand die Nase in eine Motorsäge gesteckt hätte, um ein Jucken zu vertreiben. Sie waren die Schwestern Ekel, wenn sie nicht anwesend waren (und man ganz sicher war, daß man sich nicht in Gegenwart der einen oder anderen Klatschbase befand), aber ihre wirklichen Namen waren Miss Eleusippus Deere und Mrs. Meleusippus Verrill. Ihr Vater, der devotes Christentum mit einer Zurschaustellung seiner Gelehrtheit verbinden wollte, hatte sie nach zwei von Drillingen benannt, die alle Heilige geworden warenaber unglücklicherweise alle männliche Heilige.
    Meleusippus’ Ehemann war schon vor vielen Jahren gestorben, er war 1944 während der Schlacht im Golf von Leyte gefallen, um genau zu sein, aber sie hatte den Namen seither resolut behalten, was es unmöglich machte, sich auf die leichte Art durchzumogeln und sie einfach Misses Deere zu nennen. Nein; man mußte diese verfluchten Zungenbrechernamen üben, bis sie so glatt wie Scheiße aus einem frisch gewachsten Arschloch rauskamen. Wenn man es einmal versaute, nahmen sie einem das übel und entzogen einem die Gunst zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Wenn man es zweimal versaute, brauchte man sich nicht einmal mehr die Mühe zu machen und anzurufen. Nie mehr.
    Pop hatte beim Fahren das Stahlkästchen mit der Kamera neben sich auf dem Sitz und sagte mit leiser Stimme immer wieder ihre Namen auf: »Eleusippus, Meleusippus, Eleusippus und Meleusippus. Jaha. So ist es gut.«
    Aber wie sich zeigen sollte, war das als einziges gut. Sie wollten die Polaroid ebensowenig wie Mr. McCarty sie gewollt hatte
    obwohl Pop von diesem Zusammentreffen so erschüttert war, daß er sich darauf vorbereitet hatte, zehntausend Dollar weniger zu nehmen, oder fünfzig Prozent dessen, was die Kamera seiner ersten diskreten Schätzung zufolge hätte bringen müssen.
    Die ältere schwarze Dame rechte Herbstlaub zusammen und enthüllte einen Rasen, der, Oktober hin oder her, noch so grün war wie der Filz auf einem Billardtisch. Pop nickte ihr zu. Sie sah ihn an, sah durch ihn hindurch und rechte weiter ihr Laub. Pop drückte auf die Klingel, und irgendwo in den Tiefen des Gebäudes ertönte ein Gong. Villa schien das einzig zutreffende Wort für das Domizil der Schwestern Ekel zu sein. Es war zwar nicht annähernd so groß wie manche der alten Häuser im

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