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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der beiden alten Waschweiber wegen tat und stand auf.
    »Nun, Sie sind die Expertinnen«, sagte er. Die beiden alten Frauen sahen einander an und lächelten geziert.
    Ja; Rückzug. Rückzug war die Lösung wenigstens vorläufig.
    Aber er war noch nicht am Ende. Jeder Hund hatte seinen Tag, und darauf konnte man Gift nehmen. »Ich will Ihre kostbare Zeit nicht vergeuden, und ich will Ihnen ganz bestimmt keine Unannehmlichkeiten machen.«
    »Oh, keinesfalls«, sagte Eleusippus und stand ebenfalls auf.
    »Wir haben in letzter Zeit so wenig Gäste«, sagte Meleusippus und erhob sich auch.
    »Bringen Sie sie ins Auto, Mr. Merrill«, sagte Eleusippus, »und dann «
    » bleiben Sie auf eine Tasse Tee.«
    » Schwarzen Tee!«
    Und obwohl Pop nur noch eines wollte, nämlich so schnell wie möglich hier raus (und genau das wollte er Ihnen sagen: Nein danke, ich will nur hier RAUS), nahm er sich Zeit für eine knappe höfliche Verbeugung und eine ebensolche Ausrede. »Es wäre mir ein Vergnügen«, sagte er, »aber ich fürchte, ich habe noch einen Termin.
    Ich komme nicht so oft in die Stadt, wie mir lieb wäre.« Wenn du eine Lüge erzählst, kannst du auch gleich ein ganzes Bündel erzählen, hatte Pops Vater oft gesagt, und das war ein Rat, den sich Pop zu Herzen genommen hatte. Er sah übertrieben auf die Uhr. »Ich bin schon viel zu lange geblieben. Ich fürchte, bei euch Mädels habe ich mich zu lange aufgehalten, aber ich bin sicher, ich bin nicht der erste Mann, auf den ihr diese Wirkung habt.«
    Sie kicherten und brachten wahrhaftig ein identisches Erröten zustande wie den Ton sehr alter Rosen. »Aber Mr. Merrill!« trällerte Eleusippus.
    »Beim nächstenmal«, sagte er und lächelte, bis er glaubte, sein Gesicht würde reißen. »Beim nächstenmal, so wahr mir Lord Harry helfe! Beim nächstenmal sage ich schneller ja, als ein Pferd traben kann!«
    Er ging hinaus, und als eine der beiden rasch die Tür hinter ihm zugemacht hatte (vielleicht denken sie, die Sonne könnte ihre beschissenen getürkten Gespensterfotos bleichen, dachte Pop gallig), drehte er sich um und richtete die Polaroid auf die alte schwarze Frau, die immer noch Laub rechte. Er tat es aus einem Impuls heraus, wie ein Mann mit einer bösartigen Ader absichtlich auf der Landstraße ausschert, damit er ein Stinktier oder einen Waschbär überfahren kann.
    Die alte schwarze Frau zog fauchend die Oberlippe hoch, und Pop sah fassungslos, daß sie ihm tatsächlich das Zeichen gegen den bösen Blick machte.
    Er stieg in sein Auto ein und setzte hastig in der Einfahrt zurück.
    Das Heck seines Autos war halb auf der Straße, und er drehte sich um, damit er den Verkehr sehen konnte, als sein Blick zufällig auf das Polaroidbild fiel, das er gerade gemacht hatte. Es war noch nicht ganz entwickelt; es hatte das lustlose, milchige Aussehen aller Polaroidfotos, die noch nicht gänzlich entwickelt sind.
    Doch es war so weit deutlich geworden, daß Pop der Atem stockte. Sogar sein Herz schien mitten im Schlag stehenzubleiben.
    Was sich Kevin ausgemalt hatte, geschah nun tatsächlich. Der Hund hatte seine Drehung vollendet und begann seinen zielstrebigen, unerbittlichen, unabdinglichen Marsch Richtung Kamera, auf denjenigen zu, der sie hielt ah, aber er hatte sie diesmal gehalten, oder etwa nicht? Er, Reginald Marion >Pop< Merrill, hatte sie genommen und einer gehässigen Eingebung folgend auf die alte schwarze Frau gerichtet wie ein geprügeltes Kind, das mit seinem Pfropfgewehr von einer Mauer herünterballert, weil es leider nicht seinen Vater erschießen kann, was es in dem Augenblick unmittelbar nach der demütigenden Tracht Prügel und mit pochender Kehrseite mit Vergnügen getan hätte.
    Der Hund kam. Kevin hatte gewußt, wie es weitergehen würde, und Pop hätte es auch gewußt, wenn er Gelegenheit gehabt hätte, darüber nachzudenken, was nicht der Fall war aber von diesem Augenblick sollte es ihm schwerfallen, an etwas anderes zu denken, wenn ihm die Kamera einfiel, und diese Gedanken würden ihn immer häufiger beschäftigen, im Schlaf wie im Wachen.
    Er kommt, dachte Pop von dem starren Entsetzen erfüllt, das ein Mann in der Dunkelheit empfinden mochte, wenn ein DING, ein unaussprechliches und unerträgliches DING mit rasiermesserscharfen Klauen und Zähnen näher kommt. Mein Gott, er kommt, dieser Hund kommt.
    Aber er kam nicht nur; er veränderte sich.
    Wie genau, das war unmöglich zu sagen. Pops Augen taten weh, weil sie hin und her gerissen waren

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