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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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des Motors war deutlich in der stillen Morgenluft zu hören. Dann verstummte es, die Bremslichter gingen aus, und Pop zog den Fuß zurück, der im Rinnstein gewesen war, und verschwand verstohlen hinter der Ecke von LaVerdiere’s. Dort stand er so still wie der Hund, der im Hühnerstall von einem Geräusch aufgeschreckt worden ist, einem Geräusch, das ein anderer Hund, der nicht so alt und weise wie dieser war, im Blutrausch des Gemetzels vielleicht überhört hätte.
    John Delevan kam hinter dem Lenkrad des Kombi hervor. Der Junge kam zur Beifahrertür heraus. Sie gingen zur Tür des Emporium Galorium. Der Mann klopfte ungeduldig und so laut, daß Pop das Geräusch so deutlich hören konnte wie den Motor. Delevan hielt inne, sie lauschten beide, und dann fing Delevan wieder an, und jetzt klopfte er nicht mehr, er hämmerte gegen die Tür, und man mußte kein elender Gedankenleser sein, um zu wissen, daß der Mann stinkesauer war.
    Sie wissen es, dachte Pop. Irgendwie wissen sie es. Echt gut, daß ich die verfluchte Kamera in Stücke gehauen habe.
    Er blieb noch einen Augenblick stehen, und außer seinen schweren Lidern bewegte sich nichts, dann huschte er um die Ecke des Drugstore und in die Gasse zwischen ihm und der angrenzenden Bank. Er machte es so geschickt, daß ein fünfzig Jahre jüngerer Mann ihn vielleicht um die mühelose Behendigkeit der Bewegung beneidet hätte.
    Heute morgen, überlegte sich Pop, konnte es klüger sein, durch die Hintertür nach Hause zu gehen.

    Kapitel Sechzehn
     
    Als er immer noch keine Antwort bekam, ging John Delevan zum drittenmal zur Tür und schlug so fest dagegen, daß das Glas lose im bröckelnden Kitt klirrte und er sich an der Hand verletzte. Diese verletzte Hand machte ihm erst deutlich, wie wütend er war. Er war der Meinung, diese Wut war durchaus gerechtfertigt, falls Merrill wirklich gemacht hatte, was Kevin ihm vorwarf ja, je mehr John Delevan darüber nachdachte, desto überzeugter war er, daß Kevin recht hatte. Ihn überraschte jedoch, daß er seine Wut erst jetzt als solche erkannt hatte.
    Heute morgen scheint die Gelegenheit dazusein, etwas über mich selbst zu lernen, dachte er, und das hatte etwas Schulmeisterliches an sich. Er konnte lächeln und sich ein wenig entspannen.
    Kevin lächelte nicht und sah auch nicht entspannt aus.
    »Sieht so aus, als könnte dreierlei passiert sein«, sagte Mr. Delevan zu seinem Sohn. »Merrill ist entweder noch nicht aufgestanden, macht die Tür nicht auf oder hat sich gedacht, daß wir Bescheid wissen, und ist mit deiner Kamera stiftengegangen.« Er machte eine Pause und lachte wahrhaftig. »Ich schätze, es gibt noch eine vierte. Vielleicht ist er im Schlaf gestorben.«
    »Er ist nicht gestorben.« Kevin hatte den Kopf an die schmutzige Glastür gelehnt und wünschte sich von Herzen, er wäre nie durch sie eingetreten. Er hatte die Handflächen seitlich an die Augen gelegt, weil die Sonne, die über der Ostseite des To wn Square aufging, einen grellen Glanz auf die Scheibe warf. »Sieh doch.«
    Mr. Delevan hielt ebenfalls die hohlen Hände ans Gesicht und drückte die Nase an die schmutzige Scheibe. Sie standen nebeneinander, hatten dem Platz den Rücken zugewandt und sahen ins Halbdunkel des Emporium Galorium wie die verbissensten Schaufensterbummler der Welt. »Nun, sieht so aus, als hätte er seinen Mist hiergelassen, falls er sich aus dem Staub gemacht hat.«
    »Ja aber das meine ich nicht. Siehst du sie nicht?«
    »Was sehen?«
    »Dort an dem Pfosten hängt sie. Neben dem Schreibtisch mit den vielen Uhren drauf.«
    Einen Augenblick später sah Mr. Delevan sie auch: eine Pola
    roidkamera, die an einem Gurt von einem Haken an dem Balken hing. Er glaubte sogar, die abgesplitterte Stelle zu sehen, aber das konnte Einbildung sein.

    Mein, es ist keine Einbildung.
    Das Lächeln verschwand von seinen Lippen, als ihm klar wurde, er empfand allmählich, was Kevin empfinden mußte: die unheimliche und beängstigende Gewißheit, daß eine einfache und doch schrecklich gefährliche Maschine lief Und anders als die Uhren von Pop, ging sie pünktlich.
    »Glaubst du, er sitzt einfach oben und wartet, daß wir wieder gehen?« Mr. Delevan sagte es laut, sprach aber eigentlich mit sich selbst. Das Schloß an der Tür sah neu und teuer aus aber er wäre jede Wette eingegangen, wenn einer von ihnen Kevin war wahrscheinlich besser in Form sich fest genug gegen die Tür geworfen hätte, wäre das Schloß einfach durch das alte morsche

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