Nachts
seit drei Semestern hier Mr. Price hat mich letztes Frühjahr eingestellt. Tom ist im Sommer gekommen.«
»Ist Mr. Price der einzige Vollzeitbeschäftigte?«
»Hmhmm.« Sie hatte reizende braune Augen, in de nen er jetzt eine Spur Besorgnis sehen konnte. »Stimmt etwas nicht?«
»Ich weiß nicht.« Sam sah wieder auf. Er konnte nicht anders. »Ist diese Schwebedecke hier, seit Sie angefangen haben?«
Sie folgte seinem Blick. »Ich habe nicht gewußt, daß man das so nennt«, sagte sie, »aber die Antwort ist ja, die ist schon da, seit ich hier bin.«
»Wissen Sie, ich hatte gedacht, hier wären Oberlichter.«
Cynthia lächelte. »Aber klar doch. Ich meine, man kann sie von außen sehen, wenn man um das Gebäude herumgeht. Und man kann sie selbstverständlich vom Hauptmagazin aus sehen, aber sie sind zugenagelt. Ich glaube, das ist schon seit Jahren so.«
Seit Jahren.
»Und Sie haben nie von Ardelia Lortz gehört?«
Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
»Was ist mit der Bibliothekspolizei?« fragte Sam, einer Eingebung folgend.
Sie lachte. »Nur von meiner alten Tante. Sie hat mir erzählt, der Bibliothekspolizist würde mich holen, wenn ich meine Bücher nicht rechtzeitig zurückbringe. Aber das war in Providence, Rhode Island, als ich noch ein kleines Mädchen war. Das war aber schon vor langer Zeit.«
Klar, dachte Sam. Vielleicht ganze zehn, zwölf Jahre. Damals, als noch Dinosaurier auf der Erde lebten.
»Nun«, sagte er, »danke für die Informationen. Ich wollte Sie nicht irritieren.«
»Haben Sie auch nicht.«
»Ich glaube doch, ein wenig. Ich war nur einen Moment verwirrt.«
»Wer ist diese Ardelia Lortz?« fragte Tom Stanford, der zurückkam. »Wenn ich den Namen höre, läutet ein Glöckchen, aber ich habe keine Ahnung, warum.«
»Genau das ist es. Ich weiß es nicht«, sagte Sam.
»Nun, morgen haben wir geschlossen, aber Mr. Price wird Montagnachmittag und Montagabend hier sein«, sagte er. »Vielleicht kann er Ihnen sagen, was Sie wissen wollen.«
Sam nickte. »Ich glaube, ich komme und frage nach ihm. Bis dann
und nochmals danke.«
»Wir sind da, um zu helfen, wenn wir können«, sagte Tom. »Ich wünschte nur, wir hätten Ihnen mehr helfen können, Mr. Peebles.«
»Ich auch«, sagte Sam.
4
Er riß sich zusammen, bis er beim Auto war, und als er die Fahrertür aufschloß, schienen sämtliche Muskeln in Beinen und Unterleib abzusterben. Er mußte sich mit einer Hand auf dem Autodach abstützen, damit er nicht stürzte, während er die Tür aufmachte. Er stieg nicht einfach ein; er brach förmlich hinter dem Lenkrad zusammen, saß dann schwer atmend da und fragte sich erschrocken, ob er ohnmächtig werden würde.
Was geht hier vor? Ich komme mir vor wie eine Figur in dieser alten Fernsehserie von Rod Serling. »Zu Ihrer Begutachtung herbeigeholt, ein gewisser Sam Peebles, ehemals Bewohner von Junction City, verkauft heute Grundstücke und Lebensversicherungen m der Twilight Zone.«
Ja, genau so war es. Aber im Fernsehen zu sehen, wie Menschen mit unerklärlichen Ereignissen fertig wurden, machte irgendwie Spaß. Sam mußte feststellen, daß das Unerklärliche seine Faszination ziemlich verlor, wenn man selbst damit konfrontiert wurde.
Er sah über die Straße zur Bibliothek, wo Leute im sanften Schein der Droschkenlampen kamen und gingen. Die alte Dame mit den Kriminalromanen ging die Straße hinunter, wahrscheinlich zu ihrer BridgePartie.
Zwei Mädchen kamen lachend und schwatzend die Treppe herunter und drückten Bücher an ihre knospenden Brüste. Alles sah völlig normal aus und das war es selbstverständlich auch. Die abnorme Bibliothek war die, die er vor einer Woche betreten hatte.
Er vermutete, daß ihm die Absonderlichkeiten nur deshalb nicht aufgefallen waren, weil er in Gedanken nur mit seiner verdammten Rede beschäftigt gewesen war.
Denk nicht daran, befahl er sich, vermutete aber, daß sein Verstand schlicht und einfach nicht auf diesen Befehl reagieren würde.
Mach es wie Scarlett O’Hara und denk morgen darüber nach. Wenn die Sonne scheint, wird alles viel logischer erscheinen.
Er legte den Gang ein und dachte den ganzen Heimweg darüber nach.
Kapitel Sieben
NÄCHTLICHE SCHRECKEN
1
Als erstes, nachdem er eingetreten war, überprüfte er den Anrufbeantworter. Sein Herz schlug schneller, als er das NACHRICHT
EMPFANGENLämpchen leuchten sah.
Ich wette, sie ist es. Ich weiß nicht, wer sie wirklich ist, aber langsam glaube ich, sie wird erst
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