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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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uns alles erzählen, Dave?« fragte Naomi behutsam.
    »Wenn nicht, sag es uns. Aber wenn es alles besser für dich macht leichter dann sag es uns.«
    »Liebe Sarah«, sagte Dave. Er nahm ihre Hand und lächelte. »Ich liebe dich habe ich dir das je gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte ebenfalls. Tränen schimmerten in ihren Augen wie winzige Glimmersplitter. »Nein, aber es freut mich, Dave.«
    »Ich muß es erzählen«, sagte er. »Es ist keine Frage von besser oder leichter. Es darf nicht so weitergehen. Weißt du, was ich von meinem ersten AATreffen noch weiß?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wie sie gesagt haben, es wäre ein Programm der Ehrlichkeit.
    Wie sie sagten, man muß alles erzählen, nicht nur Gott, sondern Gott und einem anderen Menschen. Ich dachte mir: >Wenn das erforderlich ist, um ein Leben ohne Alkohol zu führen, kann ich es vergessen. Sie würden mich ruckzuck droben auf dem Wayvern Hill verscharren, in dem Teil des Friedhofs, den sie für Betrunkene und Nieten reserviert haben, die nie auch nur einen Pott zum Reinpissen, geschweige denn ein Fenster hatten, um ihn rauszuwerfen.
    Denn ich kann nie alles erzählen, was ich gesehen und was ich getan habex«
    »Das denken wir zuerst alle«, sagte sie sanft.
    »Ich weiß. Aber es kann nicht viele geben, die gesehen haben, was ich gesehen habe, oder die getan haben, was ich getan habe.
    Aber ich habe es so gut gemacht, wie ich konnte. Stück für Stück habe ich es so gut gemacht, wie ich konnte. Ich habe mein Haus in Ordnung gebracht. Aber was ich damals gesehen und gemacht habe das habe ich nie erzählt. Weder einem Menschen noch dem Gott eines Menschen. Ich fand ein Zimmer im Keller meines Herzens; ich habe das alles in dieses Zimmer gebracht und dort weggeschlossen.
    Er sah Sam an, und Sam konnte Tränen sehen, die langsam und müde in den tiefen Furchen von Daves Wangen hinabrannen.
    »Ja. Habe ich. Und als die Tür verschlossen war, habe ich noch Bretter darübergenagelt. Und als die Bretter genagelt waren, habe ich Stahlblech über die Bretter gezogen und vernietet. Und als das Vernieten fertig war, habe ich einen Schrank vor das Ganze geschoben, und ehe ich es guthieß und wegging, habe ich noch Backsteine auf diesen Schrank geschichtet. Und in all den Jahren seither habe ich mir eingeredet, ich hätte Ardelia und ihr seltsames Treiben vergessen was sie von mir verlangt und was sie mir gesagt und die Versprechen, die sie mir gegeben hat, und was sie wirklich war. Ich habe eine Menge Vergessensmedizin geschluckt, aber es hat nie richtig funktioniert. Und als ich zu den AA kam, hat mich das immer behindert. Das Ding in diesem Zimmer. Dieses Ding hat einen Namen, Mr. Peebles. Es heißt Ardelia Lortz. Wenn ich eine Weile nüchtern war, bekam ich Alpträume. Ich habe hauptsächlich von den Plakaten geträumt, die ich für sie gemalt habe die den Kindern so große Angst gemacht haben , aber das waren längst nicht die schlimmsten Alpträume.«
    Seine Stimme war zu einem bebenden Flüstern geworden.
    »Sie waren bei weitem nicht die schlimmsten.«
    »Sie sollten sich besser eine Weile ausruhen«, sagte Sam. Er hatte festgestellt, wie wichtig auch sein mochte, was Dave zu sagen hatte, ein Teil von ihm wollte es nicht hören. Ein Teil von ihm hatte Angst davor, es zu hören.
    »Vergessen Sie das Ausruhen«, sagte er. »Der Arzt sagt, ich bin Diabetiker, meine Bauchspeicheldrüse ist im Eimer, meine Leber geht vor die Hunde. Ich werde ziemlich bald in die ewigen Jagdgründe eingehen. Ich weiß nicht, ob ich in den Himmel oder die Hölle komme, aber ich bin sicher, hier wie dort haben die Spirituosenläden und Schänken geschlossen, und dafür danke ich Gott.
    Aber jetzt ist nicht die Zeit zum Ausruhen. Wenn ich reden soll, dann muß es jetzt sein.« Er sah Sam eindringlich an. »Sie wissen, daß Sie in Schwierigkeiten stecken, oder nicht?«
    Sam nickte.

    »Ja. Aber Sie haben keine Ahnung, wie groß Ihre Schwierigkeiten wirklich sind. Darum muß ich reden. Ich glaube, sie muß
    muß manchmal Ruhe bewahren. Aber ihre Zeit der Ruhe ist jetzt vorbei, und sie hat Sie auserwählt, Mr. Peebles. Darum muß ich reden. Nicht weil ich will. Gestern abend, als Sarah weg war, bin ich fort und habe mir eine Pulle gekauft. Ich nahm sie runter in den Hof und habe mich dorthin gesetzt, wo ich schon öfters gesessen habe, zwischen Unkraut und Asche und Glasscherben. Ich habe den Verschluß runtergeschraubt, und mir die Pulle unter die Nase gehalten und

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