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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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beginnen sollte. Die Meinungen gingen auseinander.
    »Wir sollten das Gelände von Umfolozi absuchen«, schlug Angelica vor.
    »Ich sag der Familie Bescheid«, bemerkte Jonas.
    »Hmpf«, machte seine Großmutter bedeutsam.
    »Am Telefon«, warf Chrissie ein. »Ich schlage vor, dass wir jeder unsere Kontakte in der weiteren Umgebung anrufen und fragen, ob die irgendetwas wissen.«
    Nils faltete die Karte zusammen. »Gute Idee. Das geht am schnellsten, und wir erreichen die meisten Leute.«
    De Villiers hievte sich aus seinem Sessel. »Es wird schon hell, wir fahren am besten nach Hause – nichts gegen eure Gästebetten, aber ich bin passionierter Eigenbettschläfer«, setzte er grinsend hinzu. »Wenn wir wieder aus den Augen sehen können, werden Chrissie und ich uns beide ans Telefon hängen, und wir melden uns, sobald wir irgendetwas erfahren haben.«
    Jonas hatte sich über seine Großmutter gebeugt und half ihr aus dem Sessel. Stöhnend strich sich Nelly ihren lila glänzenden Rock glatt, nahm den Arm ihres Enkels und bewegte sich steifbeinig zur Tür. Dort blieb sie noch einmal stehen und wandte sich um. Ausdruckslos sah sie Silke an.
    Silke hielt diesem kraftvollen, dunklen Blick stand, hatte den deutlichen Eindruck, dass sie hier einer genauen charakterlichen Einschätzung unterzogen wurde.
    Nelly Dlamini nickte schließlich bedächtig. » Ich werde mit der Familie reden«, sagte sie und verließ mit Jonas das Zimmer.
    »Sie mag dich«, flüsterte ihr Jill zu.
    So hatte Silke das nicht interpretiert, aber trotzdem war es ein gutes Gefühl. Nelly Dlamini schien eine Persönlichkeit zu sein, die großes Gewicht in der hiesigen Gemeinschaft hatte. Ihr Wohlwollen war sicher viel wert.
    Die Farringtons hatten sich wortlos mit einem Blick untereinander verständigt und standen ebenfalls auf. Alastair schwankte kurz, stützte sich bei seiner Frau ab. »Wir fahren auch nach Hause«, sagte er.
    »Du bist besoffen, du kannst nicht fahren«, bemerkte Nils.
    »Ha, den meisten Alkohol hat meine brave Leber schon abgebaut, aber keine Sorge, mein Eheweib fährt.« Er wandte sich Silke zu. »Kopf hoch, wir werden Marcus finden. Versprochen.«
    Tot oder lebendig, ergänzte Silke in Gedanken und fröstelte.

21
    D as Frühstück auf Inqaba war eine üppige Angelegenheit. Die Gäste drängten sich schwatzend um das Buffet, häuften unfassbare Berge auf ihre Teller und strebten anschließend mit einem seligen Gesichtsausdruck an ihre Tische zurück.
    Silke, die allein unter dem Schirm einer leise raschelnden Palme saß, wurde schon vom Zusehen und dem Geruch satt. Sie würgte ein paar Löffel Obstsalat herunter. Niedergedrückt rührte sie anschließend Zucker in ihren Kaffee. Es war bereits die vierte Tasse, denn die Erlebnisse der vergangenen Nacht steckten ihr schwer in den Knochen. Physisch und psychisch. Dazu trug ohne Zweifel die Hitze bei und auch die Feuchtigkeit, die in Schwaden über dem Busch hing und sich auf allen Oberflächen niederschlug.
    Die Kaffeetasse in beiden Händen, glitt ihr Blick über dichte, mit weißen Sternenblüten übersäte Büsche, über welliges Land hinunter zu einem Wasserloch, das schimmernd wie ein Silbertaler im satten Grün lag.
    Sie sah zwei Giraffen, die mit grotesk abgespreizten Beinen am Ufer standen und ihren langen Hals hinunter zum Wasser gesenkt hatten, Impalas, die unter Schattenbäumen lagerten, und ein Flusspferd, das am Ufer graste. All das sah sie, aber sie nahm es nicht wirklich wahr. Ihr kam es so vor, als würde eine Wand aus Glas sie vom Rest der Welt trennen. Die lebhafte Unterhaltung der anderen Gäste verstärkte noch das Gefühl ihrer inneren Einsamkeit. Um sich abzulenken, zu verhindern, dass sie in einem See von Mutlosigkeit versank, zwang sie sich, ihren Tag zu planen. Das Wichtigste war, eine Möglichkeit zu finden, um ins Umfolozi-Reservat zu fahren, in der inbrünstigen Hoffnung, dass ihre Tasche noch immer im Wrack lag. Mit ihren Papieren und ihrem Geld. Außerdem musste sie so schnell wie möglich Karen von der Autovermietung anrufen und den Unfall melden. Sie hatte keine Ahnung, wie die Rechtslage war. Den Vertrag hatte Marcus abgeschlossen, und sie hatte ihn nicht gelesen, auch nicht unterschrieben. Warum auch. Das war Marcus’ Sache, und er war in diesen Dingen viel besser als sie. Trübe starrte sie vor sich hin, schaute erst hoch, als eine der Kellnerinnen an ihren Tisch trat und ihr die Nachricht von Jill überbrachte, dass sie im privaten Haus der Rogges

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