Nachtsafari (German Edition)
kennen, sind benachrichtigt, die wiederum werden ihre Kontakte anrufen. Zusammen mit den Kontakten der Farringtons, von Jonas Dlamini und Nappy de Villiers dürften wir praktisch ganz Zululand erreichen. Aber ich habe noch nichts Konkretes gehört. Ein paar Vermutungen stehen im Raum, die jedoch so vage sind, dass es keinen Sinn hat, darüber zu reden. Alle haben versprochen, im Laufe des Tages zurückzurufen. Hast du noch eine Idee, mit wem wir sprechen könnten?«, fragte sie ihren Mann.
Nils dachte kurz nach, schüttelte dann den Kopf. »Scott MacLean könnte vielleicht noch helfen, aber der fällt ja vorerst aus. Obwohl sich sein Zustand stabilisiert und sogar minimal verbessert hat.«
»Aber ich wüsste noch jemanden«, mischte sich Silke ein. »Wir haben auf der Fahrt nach Hluhluwe ein älteres Ehepaar kennengelernt. Wir hatten einen Platten, mitten in Zululand, und warteten auf den Ersatzwagen von der Autovermietung. Ich geriet, ehrlich gesagt, ziemlich in Panik, nachdem wir eindringlich davor gewarnt worden waren, auf der Strecke anzuhalten. Und dann kamen diese Zulus. Vier waren es.«
Mit wenigen Worten schilderte sie, wie die Männer mit den Hackbeilen das Auto inspiziert hatten, Marcus’ irrwitzigen Versuch, die Zulus zu überfahren, und deren drastische Reaktion.
»Die hätten uns glatt umgebracht, wenn ich nicht das Fenster heruntergekurbelt und mich für Marcus entschuldigt hätte. Und tatsächlich haben die von uns abgelassen«, sagte sie. »Warum, ist mir noch immer ein Rätsel. Kurze Zeit später hielt noch ein Wagen, ebenfalls Zulus, und sie schienen in der Gegend sehr bekannt zu sein. Duma hießen sie. Sarah und Vilikazi Duma. Sarah hat mir ihre Telefonnummer gegeben. Vielleicht könnten die uns helfen?«
»Ach nee«, warf Nils erstaunt ein. »Vilikazi und Sarah. Du hast recht, die hatte ich völlig vergessen. Die kennt hier fast jeder, und die kennen jeden, der irgendwie von Bedeutung ist. Vilikazi war jahrelang prominent in der Politik vertreten, das Gleiche gilt für seine Tochter Imbali. Und Sarah …« Er lachte. »Sarah ist Sarah. Eine Frau wie sie gibt es nicht ein zweites Mal. Habt ihr euch länger mit ihnen unterhalten?«
Silke nickte. »Das haben wir. Sarah hatte heißen Tee und Kekse dabei, und sie warteten mit uns, bis der Ersatzwagen angekommen war. Ich fand sie nicht nur sehr beeindruckend, sondern auch ungeheuer sympathisch. Wer genau sind sie?«
Nils antwortete ihr. »Vilikazi ist ein ANC -Urgestein, einer, der mit Mandela gekämpft hat. Nachdem er sich aus der Tagespolitik zurückgezogen hatte, hat er bis vor etwa einem Jahr für eine Orga nisation gearbeitet, die verschwundene Opfer der Apartheid auf spürt. Ich habe mit einem befreundeten Rechtsanwalt seine Nach folge angetreten.« Für ein paar Sekunden schwieg er. »Manchmal ist das ganz schön hart, denn meistens finden wir nur noch Tote«, fügte er leise hinzu.
»Ruf ihn an«, sagte Jill.
Nils überprüfte sein Telefon. »Na endlich, es ist wieder zum Leben erwacht.« Er rief Vilikazis Nummer auf. Der Anruf wurde offensichtlich sofort angenommen.
»Hi, Vilikazi, alter Junge, geht’s euch gut?«, sagte er. »Mann inne Tünn«, schob er dann auf Deutsch dazwischen, bevor er auf Englisch weiterredete. »Du klingst ja heiser wie ein alter Löwe. Versorgt deine Frau dich anständig?« Er lauschte für einen Augen blick und grinste dann breit. »Kann ich mir lebhaft vorstellen. Grüß sie von mir. Jetzt aber zu meinem eigentlichen Anliegen. Sag mal, habt ihr vorgestern zwei grünschnäbelige Touristen mit einem Platten mitten in Zululand getroffen? Erinnerst du dich? Tatsächlich?« Er lächelte Silke an und hob den Daumen. »Ja, die sind bei uns eingetroffen, das heißt, zumindest die Frau, aber inzwischen ist allerdings eine wesentlich ernstere Situation als ein platter Reifen eingetreten«, fuhr er fort und gab Vilikazi Duma alle Einzelheiten über die Entführung weiter.
»Mandla Silongo soll es gewesen sein. Die Frau beschrieb die Narbe unter seiner Nase, und sein Vorgehen bei der Entführung, die sie mit ansehen musste, zeugt von seiner bekannten Brutalität. Ich denke, es gibt keinen Zweifel. Wir haben ein Foto gefunden, das die Theorie untermauert. Nappy de Villiers hat es bestätigt.«
Mit vorgeschobener Unterlippe lauschte er noch einen Augen blick. »Okay, ich warte auf deinen Anruf. Gute Besserung, grüß deine Frau von uns«, sagte er zum Schluss und legte auf. »Vilikazi liegt mit einer Bronchitis im
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