Nachtsafari (German Edition)
kümmert sich um das Wrack in Umfolozi. Halleluja!«
Nils kam von der Veranda herein, das Mobiltelefon noch am Ohr. »Ich habe eben die Polizei an der Strippe gehabt«, verkündete er.
»Und? Haben sie eine Spur?« Silke sah ihn gespannt an.
Mit mitleidigem Ausdruck schüttelte er den Kopf. »Nein, das nicht. Aber ich kenne ihre Boss-Polizistin gut. Vermisste Touristen, die womöglich entführt wurden, bereiten ihr schlimme Magenbeschwerden.« Dabei tippte er erkennbar genervt auf seinem Handy herum. »Ich habe versucht, sie zu erreichen, aber ich bekomme keine Verbindung.« Er setzte sich neben Silke.
Jill zog die Brauen zusammen. »Du meinst Fatima Singh? Hör mal, die Chefin von der … anderen Kommission. Du weißt schon. Die dürfte nicht zuständig sein.«
Nils beschäftigte sich konzentriert damit, eine Büroklammer aufzubiegen. »Noch nicht«, murmelte er vor sich hin.
Silke aber hatte den Ausspruch mitbekommen und blickte von einem zum anderen. »Könnt ihr mir das bitte erklären? Wer ist wofür zuständig und wer nicht, und wer ist Fatima Singh?«
»Captain Fatima Singh ist die Leiterin der hiesigen …«, Jill zögerte mit einem Blick auf ihren Mann, »einer hiesigen Abteilung. Sie ist eine kleine, nicht sehr hübsche Inderin mit vorstehenden Zähnen und Damenbart, die meist schlechte Laune hat und wie eine pummelige Hausfrau wirkt, aber sie hat Haare auf den Zähnen und ist eine sehr gute Polizistin. Obendrein ist sie eine der wenigen, die nicht bis in die Knochen korrupt ist.«
Silke brauchte einen Augenblick, um das alles zu verdauen. »Das klingt ja alles sehr gut, aber warum ist die noch nicht zuständig? Welcher Kommission gehört sie denn an?«
»Mach dir keinen Kopf wegen solcher Sachen«, sagte Nils und piekte mit der aufgebogenen Büroklammer auf den Reset-Knopf seines Handys. »Das blöde Ding hat sich schon wieder aufgehängt.« Genervt sah er zu, wie das Display des Telefons dunkel wurde und das System herunterfuhr.
Silke ließ nicht locker. »Tu ich aber. Ich mach mir einen Kopf. Es geht hier um Marcus. Ich muss wissen, was getan wird, um ihn zu finden. Behandelt mich bitte nicht wie ein kleines Kind.«
»Du hast natürlich recht.« Jill kickte Nils unter dem Tisch ans Bein. »Du musst erfahren, was hier vorgeht, und wir wollten dich nicht als Kind behandeln. Wenn das so bei dir angekommen ist, tut es mir leid. Du hast in den letzten Stunden mehr als genug durchgemacht, da wollte Nils dich einfach nicht zusätzlich belasten.«
»Okay, aber ich bin nicht aus Zucker«, konterte Silke in scharfem Ton, den sie sofort bereute. Schließlich gaben sich die Rogges jede erdenkliche Mühe, um ihr zu helfen, obwohl sie außer reiner Freundlichkeit keinerlei Anlass dazu hatten. »Tut mir leid. Ich meinte, dass ich einiges verkraften kann.« Sie sagte das mit einem Lächeln.
Jill erwiderte das Lächeln. »Es ist so: Captain Singh ist von der Mordkommission, und die ist natürlich nicht zuständig. Es geht ja hier nicht um Mord. Zuständig wäre Captain Sangwesi, Leiter der Kriminalpolizei, passend die Bulldogge genannt. Das heißt, er beißt zu und lässt nicht wieder los. Außerdem hat er keinerlei Scheu davor, sich mit jedem anzulegen, Vorgesetzte eingeschlossen. Bei ihm wäre die Suche nach Marcus wirklich in den besten Händen. Zufrieden?«
»Natürlich, danke, dass du es mir erklärt hast. Und was wird Captain San… wie heißt der noch?«
»Sangwesi«, antwortete Nils.
Jill hatte schon wieder das Telefon am Ohr und wählte.
»Danke, was wird der jetzt unternehmen?«
Nils wich ihrem Blick aus. »Der Captain wird sicher alles einsetzen, was ihm zur Verfügung steht«, antwortete er mit einer Floskel.
Silke kratzte diese Antwort schon wieder an den Nerven, aber sie bemühte sich um einen freundlichen Ton. »Was soll das heißen?«
»Manchmal gibt es nicht genug Leute, oder die Einsatzwagen sind nicht funktionsfähig, oder sie haben kein Benzin, oder beide sind unterwegs. So etwas …«
»Beide?« Silke sah ihn ungläubig an.
Nils antwortete nicht, zuckte nur vielsagend mit den Schultern. »Afrika. So ist es eben hier. Die Polizeistation hier hat nur zwei Einsatzwagen zur Verfügung. Es ist Verschwendung von Zeit und Nerven, sich darüber aufzuregen.«
Silke bemühte sich, auch diese Information zu verdauen.
Jill, die inzwischen noch ein kurzes Gespräch geführt hatte, legte auf und lehnte sich seufzend in ihrem Schreibtischsessel zurück. »So, das hätten wir. Alle, die wir
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