Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Parkette einen bösen Streich gespielt. Während der Junge das Gras zum letzten Mal in diesem Jahr mähte, jagte Castonmeyers Hund Smiths Katze unter den Mäher.
    Harolds Tochter schüttete sich einen Viertelliter Cherry Kool Aid über ihre neue Jacke, und seine Frau hatte eine Woche lang Alpträume. Obwohl sie erst dazukam, als alles passiert war, kam sie rechtzeitig genug, um zu sehen, wie Harold und der griin-gesichtige Junge die Messer des Rasenmähers reinigten. Ihre Tochter und Mrs. Smith standen weinend dabei, obwohl Alicia sich genügend Zeit genommen hatte, ihre Hosen gegen ein Paar Bluejeans und einen dieser widerwärtigen knappen Sweater zu wechseln. Sie war in den Jungen, der den Rasen mähte, verknallt.
    Nachdem Harold eine Woche zugehört hatte, wie seine Frau im Bett neben ihm stöhnte und ächzte, beschloß er, den Mäher loszuwerden. Er meinte, daß er nicht unbedingt einen Rasenmäher brauchte. Dieses Jahr hatte er einen Jungen ausgeliehen, nächstes Jahr würde er einfach einen Jungen und einen Rasenmäher ausleihen, und vielleicht würde Carla dann aufhören, im Schlaf zu stöhnen. Vielleicht würde sie ja sogar wieder mit ihm schlafen. 
    Also brachte er den Silver-Rasenmäher zu Phil Sunoco, und er und Phil feilschten um den Preis. Harold nahm einen nagel-neuen Schwarzwandreifen und einen vollen Tank mit nach Hause, und Phil stellte den Silver-Rasenmäher, versehen mit einem handgeschriebenen Zettel »Zu verkaufen«, nach draußen auf eine der Zapfinseln.
    Und in diesem Jahr schob Harold das notwendige Rasenmähen immer weiter vor sich her. Als er sich endlich dazu aufraffte, den Jungen vom letzten Jahr anzurufen, sagte ihm dessen Mutter, Frank sei zur Universität gegangen. Harold schüttelte erstaunt den Kopf und ging zum Kühlschrank, um sich ein Bier zu holen. Mein Gott, wie die Zeit verfloß, nicht wahr?
    Er verschob das Einstellen eines neuen Jungen, zuerst verging der Mai und dann verging der Juni, und die Red Sox drückten sich immer noch auf dem vierten Platz herum. An den Wochenenden saß er auf der hinteren Veranda und beobachtete mürrisch eine nicht enden wollende Reihe junger Bengel, die er nie zuvor gesehen hatte, die hereinplatzten, ihm ein schnelles
    »Hallo« zumurmelten, bevor sie seine dralle Tochter ins örtliche Autokino ausführten. Und das Gras wuchs und gedieh hervorragend. Es war ein guter Sommer für Gras; auf drei Tage Sonnenschein folgte ein Tag sanfter Regen, so pünktlich wie ein Uhrwerk.
    Mitte Juli sah der Rasen mehr nach einer Wiese als nach einem Vorstadthinterhof aus, und Jack Castonmeyer hatte angefangen, alle möglichen, nicht sehr komischen Spaße über den Preis von Heu und Luzerne zu machen. Und Dan Smiths vier Jahre alte Tochter Jenny war dazu übergegangen, sich darin zu verstecken, wenn es Haferbrei zum Frühstück oder Spinat zum Abendessen gab.
    An einem Tag im späten Juli ging Harold während der siebten Spielpause hinaus in den Innenhof und sah, daß ein Waldmur-meltier keck auf dem zugewachsenen hinteren Weg saß. Die Zeit war gekommen, beschloß er. Er schaltete das Radio aus, nahm sich die Zeitung und wandte sich den Kleinanzeigen zu. Und in der Mitte der Rubrik für Gelegenheitsjobs fand er dies:
    ›Rasenmähen zu angemessenen Preisen. 776-2390‹. 
    Harold rief unter der Nummer an, er erwartete eine staubsaugende Hausfrau, die nach ihrem Sohn brüllen würde. Statt dessen sagte eine berufsmäßig kurzangebundene Stimme:
    »Pastoral Greenery and Outdoor Services … was können wir für Sie tun?«
    Bedachtsam erzählte Harold der Stimme, was Pastoral Greenery für ihn tun könne. War es schon so weit gekommen?
    Eröffneten Leute, die Rasen mähten, schon ihre eigenen Geschäfte und stellten Bürohilfen ein? Er fragte die Stimme nach den Preisen, und die Stimme nannte ihm eine angemessene Summe.
    Harold legte mit einem Gefühl von schleichendem Unbehagen auf und ging zurück auf die Veranda. Er setzte sich, schaltete das Radio ein und starrte über seinen ungepflegten Rasen hinweg auf die Samstagswolken, die langsam über den Samstagshimmel zogen. Carla und Alicia waren bei seiner Schwiegermutter, und er war allein zu Hause. Es würde eine freudige Überraschung für sie sein, wenn der Junge, der kommen sollte, um den Rasen zu mähen, fertig wäre, bevor sie zurück waren.
    Er öffnete sich ein Bier und seufzte, weil Dick Drago gegen einen Ersatzmann ausgetauscht wurde und dann einen Schläger foulte. Eine sanfte Brise wehte über die

Weitere Kostenlose Bücher