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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich werde es auch nicht wieder besuchen; seine Straßen sind still und erfüllt von der Angst, die der alte Mann von seiner Kanzel verbreitet. Ich fürchte auch, daß sich Gleiches mit Gleichem fortgepflanzt hat, da sich so viele der Gesichter ähnlich sind. Wohin ich mich auch wandte, immer glaubte ich, mich dem Gesicht des alten Mannes gegenüberzusehen … sie sind alle so blaß, so stumpfsinnig, als seien sie aller Lebenskraft beraubt. Ich bin Kindern ohne Augen und ohne Nase begegnet.
    Frauen, die weinten und lallten und ohne Grund zum Himmel hinaufzeigten und die wirres Zeug aus der Bibel und über Dämonen redeten …
    P. wollte, daß ich zum Gottesdienst blieb, aber der Gedanke an jenen finsteren Alten auf der Kanzel vor der von Inzucht gezeichneten Bevölkerung dieses Dorfes stieß mich ab, und ich entschuldigte mich unter einem Vorwand …
    Die Einträge vor und nach diesem Zitat berichten von Philips wachsender Faszination von James Boon. Am 1. September 1789 wurde Philip getauft und als Mitglied in James Boons Kirche aufgenommen. Sein Bruder schreibt: »Ich bin sprachlos vor Erstaunen und Entsetzen - mein Bruder hat sich vor meinen eigenen Augen verändert - es scheint sogar, daß er allmählich dem abscheulichen Mann ähnlich wird.«
    Das Buch wird erstmalig am 23. Juli erwähnt. Robert bezieht sich im Eintrag von diesem Tag nur kurz darauf: »P. kam heute abend mit, wie ich fand, einem ziemlich verstörten Ausdruck aus dem kleineren Dorf zurück. Wollte nicht sprechen, bis es Schlafenszeit war. Dann erklärte er, daß sich Boon nach einem Buch mit dem Titel Die Geheimnisse des Wurms erkundigt habe.
    Um P. einen Gefallen zu tun, habe ich ihm versprochen, eine Anfrage wegen des Buchs an Johns & Goodfellow zu schicken; P. ist fast hündisch dankbar.«
    Am 12. August diese Notiz: »Bekam heute zwei Briefe mit der Post … einen von Johns & Goodfellow. Das Buch, für das sich P. interessiert, ist ihnen bekannt. Es existieren nur fünf Exemplare von ihm in diesem Land. Der Brief ist relativ kühl. Wirklich merkwürdig, wo ich Henry Goodfellow schon seit so vielen Jahren kenne.«

    13. August
    P. wahnsinnig aufgeregt über Goodfellows Brief; will nicht sagen, warum. Meinte nur, daß Boon außerordentlich viel daran läge, ein Exemplar zu bekommen. Kann mir nicht vorstellen, warum, da es sich dem Titel nach anscheinend nur um eine harmlose Abhandlung über Gartenbau handelt …
    Mache mir Sorgen wegen Philip; er wird mir mit jedem Tag fremder. Ich wünsche, wir wären nicht nach Chapelwaite zurückgekehrt. Der Sommer ist heiß, drückend und erfüllt von düsteren Vorzeichen …
    Robert erwähnt das infame Buch nur noch zweimal in seinem Tagebuch (offensichtlich hat er bis zuletzt dessen wirkliche Bedeutung nicht erkannt). 
    Aus dem Eintrag vom 4. September
    Ich habe Goodfellow gebeten, als P.s Vermittler in der Kaufsache zu fungieren, obwohl mich mein gesunder Verstand laut davor warnt. Was nützen alle Bedenken? Hat er nicht eigenes Geld, wenn ich mich weigern würde? Außerdem habe ich Philip das Versprechen abringen können, als Gegenleistung diese unselige Taufe zu widerrufen … aber er ist so hektisch, fast fieberhaft; ich traue ihm nicht. Ich bin völlig ratlos …
    Und schließlich, am 16. September:
    Das Buch ist heute eingetroffen, mit einem Brief von Goodfellow, in dem er mir mitteilt, daß er keine Geschäfte mehr mit mir machen wolle … P. war über alle Maßen erregt; riß mir das Buch einfach aus den Händen. Es ist in einem Mischmasch aus Latein und einer Runenschrift geschrieben, die ich nicht lesen kann. Es kam mir fast warm vor, als ich es anfaßte, und schien in meinen Händen zu vibrieren, als ob es eine gewaltige Macht enthielte … Ich erinnerte P. an sein Versprechen, die Taufe zu widerrufen, doch er stieß nur ein häßliches, irres Lachen aus, schwenkte das Buch vor meinem Gesicht herum und schrie immer wieder: »Wir haben es! Wir haben es! Der Wurm! Das Geheimnis des Wurms!«
    Er ist jetzt fort, ich nehme an, zu seinem verrückten Meister, und ich habe ihn heute noch nicht wieder gesehen …
    Das Buch wird danach nicht mehr erwähnt, aber ich habe gewisse Schlußfolgerungen gezogen, die zumindest wahrscheinlich scheinen. Erstens, daß dieses Buch, wie Mrs. Cloris gesagt hat, der Grund für den Streit zwischen Robert und Philip war; zweitens, daß es eine Quelle böser Zauberei ist und möglicherweise druidischen Ursprungs (viele der druidischen Blutrituale wurden von den

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