Nachtschicht
Römern, die Britannien eroberten, im Namen der Wissenschaft schriftlich festgehalten); und drittens, daß Boon und Philip die Absicht hatten, das Buch für ihre Zwecke zu benutzen. Vielleicht hatten sie auf irgendeine verdrehte Weise Gutes im Sinn, aber ich bezweifle es. Ich glaube, daß sie sich schon lange zuvor irgendwelchen anonymen Mächten, die hinter dem Rand des Universums existieren, verschrieben hatten; Mächte, die vielleicht außerhalb der Zeit-Struktur existieren. Die letzten Einträge in Robert Boones Tagebuch verleihen diesen Mutmaßungen einen düsteren Schein der Bestätigung, und ich möchte sie für sich sprechen lassen:
Ein entsetzliches Geschwätz heute in Preacher’s Corners:
Frawley, der Schmied, ergriff mich am Arm und wollte wissen, »was Ihr Bruder und dieser verrückte Antichrist da oben vorhaben«. Frömmler Randall redet von Zeichen am Himmel, die ein großes, nahe bevorstehendes Unglück ankündigen. Es ist ein Kalb mit zwei Köpfen geboren worden.
Was mich betrifft, so weiß ich nicht, was bevorsteht; vielleicht, daß mein Bruder wahnsinnig wird. Sein Haar ist praktisch über Nacht grau geworden, und seine Augen sind große, blutunterlaufene Kreise, aus denen das wohltuende Licht eines gesunden Geistes gewichen zu sein scheint. Er grinst und flüstert vor .sich hin und hat, aus einem Grund, der nur ihm bekannt ist, angefangen, in unseren Keller hinunterzusteigen, wenn er nicht in Jerusalem’s Lot ist.
Die Ziegenmelker sammeln sich um das Haus und auf dem Rasen; ihre vereinten Rufe aus dem Nebel vermischen sich mit dem Donnern des Meeres zu einem schauerlichen Kreischen, das jeden Gedanken an Schlaf ausschließt.
27. Oktober 1789
Bin heute abend P. gefolgt, als er sich auf den Weg nach Jerusalem’s Lot machte, wobei ich genügend Abstand hielt, um nicht entdeckt zu werden. Die verfluchten Ziegenmelker flogen in Schwärmen durch den Wald und erfüllten die Luft mit einem tödlichen, unheilvollen Gesang. Ich wagte nicht, die Brücke zu überschreiten; der Ort lag völlig im Dunkeln, mit Ausnahme der Kirche, die von einem geisterhaften, rötlichen Leuchten erhellt wurde, das die hohen, spitzen Fenster in die Augen der Hölle verwandelte. Stimmen hoben und senkten sich in einer Satanslitanei, manchmal erklang Lachen, manchmal Schluchzen. Der Boden unter meinen Füßen schien zu ächzen und sich zu heben, als trüge er ein schreckliches Gewicht, und ich floh, verwirrt und voller Entsetzen; die höllischen, kreischenden Schreie der Ziegenmelker klangen schrill in meinen Ohren, ab ich durch den von Schatten erfüllten Wald rannte.
Alles strebt dem Höhepunkt zu, den ich noch nicht kenne.
Ich wage nicht zu schlafen, aus Angst vor den Träumen, die kommen, aber ich will auch nicht wach bleiben, aus Angst vor dem Schrecklichen, das vielleicht kommt. Die Nacht ist voll greulicher Geräusche, und ich fürchte -
Und doch drängt es mich, wieder hinauszugehen, zu beobachten und zu erfahren. Es scheint, als ob Philip - und der alte Mann - mich rufen.
Die Vögel
verflucht verflucht verflucht
Hier endet das Tagebuch von Robert Boone.
Hast Du bemerkt, Bones, daß er am Schluß davon spricht, daß Philip selbst ihn zu rufen schien? Meine Schlußfolgerung basiert auf diesen Zeilen, auf dem, was Mrs. Cloris und die anderen gesagt haben, aber in erster Linie auf den Horrorwesen im Keller, die tot sind und dennoch leben. Unsere Linie ist eine unselige, Bones. Ein Fluch liegt auf uns, der sich nicht begraben lassen will; er lebt ein schreckliches Schattenleben in diesem Haus und jenem Dorf. Und wieder hat der Zyklus seinen Höhepunkt fast erreicht. Ich bin der letzte vom Blute der Boones. Ich fürchte, daß etwas dies weiß und daß ich mich inmitten eines bösen Bestrebens befinde, das sich mit dem gesunden Verstand nicht fassen läßt. Der Tag der Wiederkehr ist der Abend von Allerheiligen, das ist heute in einer Woche.
Wie soll ich weiter verfahren? Wärst Du nur hier bei mir, um mir Rat zu geben und mir zur Seite zu stehen! Wärst Du doch nur hier!
Ich muß alles wissen; ich muß zu dem verlassenen Dorf zurückgehen. Möge Gott mir beistehen!
CHARLES.
(Aus dem Tagebuch von Calvin McCann)
25.Oktober ‘50
Mr. Boone hat fast den ganzen Tag geschlafen. Sein Gesicht ist blaß und schmal. Ich fürchte, daß ein Wiederauftreten des Fiebers unvermeidlich ist.
Als ich seine Wasserkaraffe mit frischem Wasser auffüllte, entdeckte ich zwei Briefe an Mr. Granson in Florida. Er hat vor,
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