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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dämon, der in Verbindung mit der glorreichen Hand gerufen wird, könnte einen Stapel Bibeln zum Frühstück essen!
    Wir kämen in ganz schöne Schwierigkeiten, wenn wir auch noch damit herumexperimentieren würden. Besser, diese verdammte Hand völlig wegzulassen.«
    »Gut, bist du vollkommen sicher -«
    »Nein, aber ziemlich. Es paßt alles zu gut zusammen.«
    »Wann?«
    »Je schneller, desto besser«, erwiderte Jackson. »Wie kommen wir rein? Schlagen wir ein Fenster ein?«
    Hunton lächelte, griff in seine Tasche und ließ einen Schlüssel vor Jacksons Nase baumeln.
    »Woher hast du den? Gartley?« 
    »Nein, von einem Kontrolleur namens Martin.«
    »Weiß er, was wir vorhaben?«
    »Ich glaube, er vermutet es. Vor ein paar Wochen hat er mir eine komische Geschichte erzählt.«
    »Über den Mangler?«
    »Nein. Über einen Kühlschrank. Komm jetzt.«
    Adelle Frawley war tot; zusammengenäht von einem geduldigen Leichenbestatter, lag sie in ihrem Sag. Und doch war vielleicht noch immer etwas von ihrem Geist in der Maschine verblieben, und wenn ja, dann schrie er auf. Sie hätte es wissen können, hätte sie warnen können. Sie neigte zu Magenverstimmungen, und gegen dieses gewöhnliche Leiden hatte sie ein gewöhnliches Magenmittel genommen: E-Z-Gel, für neunundsiebzig Cents in jedem Drugstore erhältlich. Auf der Schachtelseite stand eine Warnung: E-Z-Gel nicht anwenden bei grünem Star, da die aktiven Bestandteile des Präparates eine Verschlimmerung dieses Zustandes hervorrufen.
    Unglücklicherweile litt Adelle Frawley nicht unter diesen Beschwerden.
    Sie hätte sich vielleicht noch an den Tag erinnern können, kurz bevor sich Sherry Ouelette in die Hand schnitt, als ihr versehentlich ein ganzes Päckchen E-Z-Gel-Tabletten in den Mangler fiel. Aber sie war tot und wußte nicht, daß der aktive Bestandteil, der ihr Sodbrennen linderte, ein Derivat von Belladonna war, in manchen europäischen Ländern drolligerweise als die glorreiche Hand bekannt.
    Plötzlich wurde die gespenstische Stille in der Blue-Ribbon-Wäscherei von einem gräßlichen, glucksenden Geräusch unterbrochen - eine Fledermaus flatterte wie verrückt um ihr Nest zwischen der Isolierung über den Trocknern und ließ sich dann auf einer Stange nieder; den blinden Kopf von den Flügeln umhüllt.
    Das Geräusch erinnerte fast an ein Kichern.
    Ruckartig und knirschend begann der Mangler zu laufen - Bänder liefen in der Dunkelheit, Zahnräder trafen sich, griffen mahlend ineinander, schwere, zerdrückende Walzen drehten sich.
    Er war bereit für sie.
    Als Hunton auf den Parkplatz fuhr, war es kurz nach Mitternacht, und der Mond versteckte sich hinter einer vorbeiziehenden Wolkendecke. Hunton machte eine Vollbremsung und knipste gleichzeitig die Scheinwerfer aus; Jacksons Stirn knallte fast gegen das Armaturenbrett.
    Er machte die Zündung aus, und das gleichmäßig Stampf--Stampf wurde lauter. »Es ist der Mangler«, begann er langsam. »Es ist der Mangler. Läuft von selbst. Mitten in der Nacht.«
    Sie saßen einen Moment lang ganz still und fühlten die Angst in ihnen hochsteigen.
    »Also dann«, sagte Hunton. »Bringen wir’s hinter uns.«
    Sie stiegen aus und gingen zu dem Gebäude hinüber. Das Geräusch des Manglers wurde immer lauter. Als Hunton den Schlüssel in das Schloß der Eingangstür steckte, hatte er den Eindruck, daß die Maschine wirklich lebte, daß sie in tiefen Zügen atmete und mit zischendem, sardonischem Geflüster zu sich selbst sprach.
    »Ich bin plötzlich ganz schön froh, einen Bullen bei mir zu haben«, meinte Jackson. Er nahm die braune Tasche, die er bei sich hatte, von einer Hand in die andere. Sie enthielt ein kleines Marmeladenglas mit Weihwasser, eingewickelt in Wachspa -pier, und eine Gideon Bibel.
    Sie gingen hinein, und Hunton knipste den Lichtschalter neben der Tür an.
    Das kalte Licht der Neonlichter flackerte auf. Im gleichen Augenblick stand der Mangler still. Eine Dunstglocke hing über seinen Walzen. Er erwartete sie in dieser neuen, unheimlichen Stille.
    »Gott, ist das ein häßliches Ding«, flüsterte Jackson.
    »Komm«, erwiderte Hunton. »Bevor wir völlig die Nerven verlieren.«
    Sie gingen hinüber. Der Sicherheitsriegel lag in seiner normalen Position über dem Förderband.
    Hunton streckte eine Hand aus. »Nah genug, Mark. Gib mir das Zeug und sag mir, was ich tun soll.«
    »Aber -«
    »Kein Aber.«
    Jackson gab ihm die Tasche, und Hunton stellte sie auf den Wäschetisch vor der Maschine. Er

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