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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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über Sicherheits- und Rettungsmaßnahmen auf dem Wasser. Es war an einem See genau wie diesem abgehalten worden, und obwohl sie die Übung absolviert hatte - das Tauchen zu einem gesunkenen Boot, um eine »ertrinkende« Puppe zu retten -, hatte sie das Erlebnis gehasst.
    Nun sah sie sich gründlich um und hielt nach Bootsfahrern Ausschau, die in Schwierigkeiten steckten, nach Autounfällen und nach Bränden.
    Auch nach Eindringlingen.
    Es war noch hell genug, um sich orientieren zu können, und
sie schaltete die Scheinwerfer aus, damit man sie nicht auf Anhieb bemerken würde. Außerdem verringerte sie das Tempo noch weiter, um das Rollgeräusch der Reifen zu mindern.
    Brynn kam an den ersten beiden Grundstücken der Privatstraße vorbei. Die Häuser waren dunkel und standen am Ende langer Auffahrten, die sich durch den Wald schlängelten. Es waren große Gebäude mit vier oder fünf Schlafzimmern - alt, imposant, düster. Die Szenerie hatte etwas Trostloses an sich. Wie eine Filmkulisse am Anfang eines Familiendramas: das mit Brettern vernagelte Heim, dessen Geschichte nun in Rückblenden auf glücklichere Tage erzählt werden sollte.
    Brynns eigenes Haus war mit dem Geld erworben worden, das Keith ihr als Anteil am einst gemeinsamen Zuhause ausbezahlt hatte. Es hätte in jeden dieser Bauten gepasst und ihn allenfalls zur Hälfte ausgefüllt.
    Der Honda rollte weiter, vorbei an einer kleinen Lichtung im Tannen- und Fichtengehölz, die Brynn einen teilweisen Blick auf das Haus der Feldmans bei Nummer 3 gestattete. Es lag ein Stück weiter voraus auf der linken Seite und war eindrucksvoller als die anderen, wenngleich im selben Stil erbaut. Aus dem Schornstein kräuselte sich eine Rauchfahne empor. Die meisten Fenster waren dunkel, aber im rückwärtigen Teil und im ersten Stock schien hinter Jalousien oder Vorhängen ein leichter Schimmer hervorzudringen.
    Dann versperrte ein großes Kieferndickicht die Sicht. Brynns Hand legte sich kurz auf den Griff der Glock. Das hatte nichts mit Aberglauben zu tun, sondern diente der Rückversicherung, wie sie schon vor langer Zeit gelernt hatte: Um die Waffe notfalls schnell ziehen zu können, musste man genau wissen, wo sie sich befand. Brynn erinnerte sich daran, wie sie die eckige schwarze Automatik letzte Woche mit dreizehn Schuss neuer Munition geladen hatte. Damit war das Magazin zwar nicht ganz gefüllt, aber sie fühlte sich dennoch ausreichend gerüstet für alles, was ihr in Kennesha County begegnen mochte. Außerdem
erforderte es die ganze Kraft des Daumens, die glatten Messingpatronen in die Führungsschiene zu drücken.
    Tom Dahl verlangte von seinen Deputys, dass sie einmal im Monat den Schießstand aufsuchten. Brynn ging sogar alle zwei Wochen hin. Ihrer Meinung nach war der sichere Umgang mit der Dienstwaffe zwar nur selten vonnöten, aber dann umso lebenswichtiger, und daher jagte sie jeden zweiten Dienstag zwei Schachteln Munition durch den Lauf. Sie hatte schon mehrere Schießereien erlebt, meistens mit Betrunkenen oder Selbstmordkandidaten, und dabei die Erfahrung gemacht, dass die wenigen Sekunden, während derer zwei Menschen aufeinander schossen, dermaßen chaotisch und laut und furchterregend waren, dass man jeden nur möglichen Vorteil gut gebrauchen konnte. Und zu diesem Zweck kam es vor allem darauf an, das Ziehen und Abfeuern einer Waffe instinktiv zu beherrschen.
    Letzte Woche hatte Brynn ihren Termin auf dem Schießstand zunächst nicht wahrnehmen können, weil es einen weiteren Zwischenfall mit Joey gegeben hatte - eine Prügelei in der Schule. Dafür war sie dann am nächsten Morgen um sechs Uhr hingegangen und hatte vor lauter Ärger über ihren Sohn ganze hundert Schuss auf die Zielscheiben abgegeben. Das Handgelenk hatte ihr noch den ganzen Tag wehgetan.
    Etwa fünfzehn Meter vor der Auffahrt der Feldmans lenkte Brynn den Wagen nun auf den Seitenstreifen und schreckte damit einen Schwarm Waldhühner auf. Sie hielt an, um den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen.
    Gerade als sie nach dem Telefon im Getränkehalter griff, um es auf lautlos zu schalten, bevor sie sich dem potenziellen Tatort näherte, klingelte es. Ein Blick auf die Kennung des Anrufers. »Tom.«
    »Brynn, hören Sie …«
    »Das klingt nicht gut. Was ist los? Raus damit.«
    Er seufzte. Sein Zögern ärgerte sie. Aber noch mehr ärgerte sie sich über das, was er vermutlich gleich sagen würde.

    »Es tut mir leid, Brynn. Ach, herrje. Falscher Alarm.«
    Oh, verdammt … »Sagen

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