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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Absperrband der Polizei auf der vorderen Veranda hatte sich an einem Ende gelöst und flatterte in der Brise wie ein knochiger gelber Finger umher.

    Brynn war seit jener Nacht vor knapp drei Wochen nicht mehr beim Ferienhaus der Feldmans am Lake Mondac gewesen. Bei Tageslicht wirkte das Gebäude seltsamerweise noch unheimlicher als damals im Dunkeln. Der Anstrich war ungleichmäßig und blätterte vielerorts ab, die Winkel waren spitz, die Fensterläden und Zierleisten unangenehm schwarz.
    Sie ging zu der Stelle, wo sie neben ihrem Wagen gestanden hatte, keuchend vor Angst, mit ausgestreckter Waffe, darauf wartend, dass Hart aus dem Gebüsch zum Vorschein kommen und sich als Ziel anbieten würde.
    Diese Erinnerung ließ sie automatisch wieder an den Bericht des Schulpsychologen denken, den Mankewitz ihr gegeben und den sie mittlerweile tatsächlich erst geschreddert und dann im Gartengrill verbrannt hatte. Dr. Germain hatte die Ereignisse ziemlich präzise festgehalten.
    Auch jener Zwischenfall hatte sich an einem Aprilabend zugetragen. Mit Grauen hatte sie beobachtet, wie Keith nach einem langen Arbeitstag am Küchentisch Platz nahm und allmählich in Wut geriet. Brynn wusste nicht mehr, was der Auslöser gewesen war; sie konnte sich oft nicht genau daran erinnern. Etwas wegen ihrer Steuern und Geld. Vielleicht hatte sie irgendwelche Quittungen verlegt.
    Geringfügig. Der Anlass war meistens geringfügig gewesen.
    Doch die Situation eskalierte schnell. Keith bekam diesen wirren, furchterregenden Blick. Wie besessen. Seine Stimme war zunächst leise, dann überschlug sie sich und stieg zu einem Brüllen an. Brynn sagte das Schlimmste überhaupt: »Beruhige dich. Es ist nicht wichtig.«
    »Ich bin derjenige, der sich schon den ganzen Tag damit herumärgert! Und was hast du gemacht? Strafzettel verteilt?«
    »Reiß dich zusammen«, fuhr sie ihn an, auch wenn ihr Herz dabei ins Stocken geriet und sie unwillkürlich eine Hand schützend vor den Kiefer hob.
    Da rastete er aus. Er sprang auf, warf den Tisch um, sodass
die Steuerformulare und Belege durch die Luft flogen, und ging mit der Bierflasche in der Hand auf Brynn los. Sie stieß ihn weg, er packte sie bei den Haaren und zerrte sie zu Boden. Sie rangen miteinander, traten Stühle beiseite. Er zog sie zu sich und ballte die Faust.
    »Nein, nein, nein«, schrie sie weinend, als sie seine große Hand ausholen sah.
    Und dann sprang plötzlich der schluchzende Joey zwischen sie beide.
    »Joey! Weg da!«, wütete Keith berauscht - wie üblich von Zorn, nicht von Alkohol. Er verlor völlig die Kontrolle über sich und zog die riesige Faust zurück.
    Brynn versuchte sich wegzudrehen, damit der brutale Hieb ihr nicht wieder den Kiefer brechen würde. Und sie wollte Joey schützen, der zwischen ihnen steckte und gemeinsam mit seiner Mutter schrie.
    »Tu Mommy nicht weh!«
    Dann: Peng .
    Die Kugel traf Keith mitten in die Brust.
    Und der Junge fing wieder an zu schreien. Der Fünfjährige hatte seiner Mutter die Glock aus dem Holster gezogen und wahrscheinlich bloß damit drohen wollen. Doch diese Pistole verfügt über keinen herkömmlichen Sicherungshebel; man braucht einfach nur den Abzug zu drücken.
    Nun fiel die Waffe zu Boden, während Mutter, Vater und Sohn vor Entsetzen wie erstarrt waren.
    Keith war mit ungläubigem Blick zurückgetaumelt. Er sackte auf die Knie und übergab sich. Dann verlor er das Bewusstsein. Brynn keuchte auf, rannte zu ihm und riss ihm das Hemd auf. Das heiße Projektil aus Kupfer und Blei fiel von der Kevlarweste.
    Es folgten Krankenwagen, Aussagen und Verhandlungen …
    Und natürlich der unauslöschliche Schrecken des eigentlichen Vorfalls.

    Dennoch wussten Mankewitz und der schmächtige Jasons nicht, was am schlimmsten daran war. Und was sie seitdem in jeder Minute ihres Daseins bedauerte.
    Nach jenem Abend wurde das Leben besser. Es wurde sogar perfekt.
    Keith suchte sich einen guten Psychiater, lernte seine Wut zu beherrschen und absolvierte ein Zwölf-Schritte-Programm. Sie machten gemeinsam eine Paartherapie. Auch Joey ging zum Psychologen.
    Und zwischen ihnen fiel nie wieder ein lautes Wort, geschweige denn dass sie einander aus anderen Gründen als Zuneigung oder Leidenschaft berührten. Sie wurden ein ganz gewöhnliches Ehepaar. Nahmen an Joeys Schulveranstaltungen teil, gingen in die Kirche. Auch Anna und ihr Mann, die sich wegen Keith zurückgezogen hatten, nahmen nach und nach wieder am Leben ihrer Tochter teil.
    Keine lauten

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