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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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das eigentlich nicht vorgestellt.«
    Gelinde ausgedrückt.
    »Es hat sich alles verändert«, fuhr Lewis fort. »Die Schlampe, die dich angeschossen und auch auf mich gefeuert hat. Dann die Polizistin … die uns beiden die Ammoniakfalle in dem Badezimmer gestellt hat. Falls es funktioniert hätte, wäre einer von uns jetzt blind. Und dann ihr Schuss hier im Haus. Der hat mich nur um Zentimeter verfehlt.«
    Ich kann Kugeln ausweichen …
    Hart erwiderte nichts. Im Gegensatz zu Lewis war er nicht verärgert. Die Frauen verhielten sich nur natürlich. Wie dieses Tier, das er gesehen hatte. Selbstverständlich würden sie sich wehren.
    »Ich sehe das folgendermaßen«, sagte Lewis. »Lass uns so schnell wie möglich von hier verschwinden. Sie ist ein Cop, Hart. Sie wohnt in der Gegend, kennt sich hier aus. Und im Augenblick ist sie auf halbem Weg zu dieser Ranger-Station oder so. Dort gibt es bestimmt Telefone … Also lass uns endlich abhauen. Zurück nach Milwaukee. Wer auch immer diese Michelle ist, sie wird uns ganz sicher nicht identifizieren. Sie ist nicht dumm.« Er klopfte auf seine Jacke, in der Michelles Handtasche verstaut war, samt Namen und Adresse. »Und die Polizistin hat uns kaum aus der Nähe gesehen. Also, zurück zu Plan A. Hoch zum Highway und einen Wagen organisieren. Was meinst du?«
    Hart verzog das Gesicht. »Tja, Lewis, ich würde ja gern. Ehrlich, das darfst du mir glauben. Aber es geht nicht.«
    »Hmm. Nun ja, ich schätze, ich bin da anderer Meinung.« Lewis sprach mittlerweile leiser und vernünftiger und weniger mürrisch.

    »Wir müssen die beiden erwischen.«
    »›Müssen‹? Warum? Wo steht das geschrieben? Sieh mal, du glaubst, ich hab Angst. Aber nein, du irrst dich. Das heute Abend, die zwei Frauen? Das ist gar nichts. Lass mich dir eine Geschichte erzählen. Letztes Jahr in Madison war ich bei einem Banküberfall dabei.«
    »Eine Bank? Das hab ich noch nie gemacht.«
    »Wir haben fünfzigtausend erbeutet.«
    »Das ist ziemlich viel.« Die landesweit durchschnittlich erzielte Beute eines Banküberfalls lag bei dreitausendachthundert Dollar. Und Hart kannte noch eine andere Statistik: Siebenundneunzig Prozent der Täter wurden innerhalb einer Woche verhaftet.
    »Ja, das war es. Also. Dieser Wachmann wollte den Helden spielen. Er hatte eine Reservekanone am Knöchel.«
    »Bestimmt ein Excop.«
    »Genau das hab ich mir auch gedacht. Er kam uns ballernd hinterher. Ich hab den anderen Jungs Deckung gegeben. Draußen im Freien. Hab ihn den Kopf einziehen lassen. Ich hab mich nicht mal geduckt.« Er lachte kopfschüttelnd. »Einer der Jungs, der Fahrer, war so durch den Wind, dass ihm der Wagenschlüssel in den Schnee gefallen ist und er ein oder zwei Minuten gebraucht hat, um ihn wiederzufinden. Aber ich hab uns den Wachmann vom Leib gehalten. Sogar während ich nachgeladen habe, bin ich stehen geblieben, und wir konnten von Weitem schon die Sirenen hören. Aber wir haben’s geschafft.« Er verstummte, damit Hart sich angemessen beeindruckt zeigen konnte. Dann: »Ich rede davon, was sinnvoll ist … Man kämpft, wenn es nötig ist. Man flieht, wenn es nötig ist. Und kümmert sich später um die beiden.« Ein weiteres Klopfen auf Michelles Handtasche. »Das hier führt zu nichts Gutem. Es hat sich alles verändert«, wiederholte er.
    Ein klagender Schrei hallte durch die feuchte Luft. Irgendein Vogel, schätzte Hart. Ente, Eule oder Habicht, er konnte die
Viecher nicht auseinanderhalten. Er hockte sich hin und strich sich das Haar aus der Stirn. »Lewis, meiner Meinung nach hat sich nichts verändert, nicht wirklich.«
    »Natürlich hat es das. Als sie versucht hat, dir das Licht auszublasen, ist da drinnen alles zum Teufel gegangen.« Er warf einen skeptischen Blick auf das Haus.
    »Aber wir hätten mit so etwas rechnen können. Wir hätten damit rechnen müssen . Sieh mal, wenn du eine Entscheidung triffst - zum Beispiel diesen Job zu übernehmen -, ergibt sich daraus eine Vielzahl möglicher Konsequenzen. Die Sache kann diesen oder jenen Verlauf nehmen. Oder es läuft wie heute Abend, und du kriegst plötzlich mächtig eins übergebraten …«
    Oder wirst in den Arm geschossen.
    »Niemand hat mich dazu gezwungen, mein Leben auf diese Weise zu führen. Dich auch nicht. Aber wir haben uns dafür entschieden, und daher ist es unsere Aufgabe, alles zu durchdenken, uns die möglichen Folgen zu überlegen und uns entsprechend vorzubereiten. Immer wenn ich einen Auftrag übernehme, plane ich

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