Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
Lefzen, über den Boden. Granatfunkelnde Tropfen stoben aus ihrem wütend aufgerichteten Pelz. Leuchtend rotes Blut bespritzte die Wände, ein metallischer Geruch erfüllte langsam den Raum.
Sie prallten vor die Glastür. Das Glas in der Scheibe zerbarst, und die beiden blieben bewegungslos liegen.
Sie hörte ein schnappendes Röcheln und ein gepresstes Bellen.
Dann … nichts mehr. Keinen Laut.
Beim Anblick der beiden Wölfe, die bewegungslos auf ihrem Parkettboden lagen, war Ann wie gelähmt vor Entsetzen. Während sie sich mühsam aufrappelte, transformierten sich die beiden vor ihren Augen.
Der große Wolf mit dem hellen Fell verwandelte sich in Max, nackt und voller Blut, sein Kopf in einem grausigen Winkel abgeknickt.
Und Jasha … sie sank neben ihm auf die Knie. Er sah
schlimm aus. Er hatte Bisswunden an Armen und Beinen, sein Brustkorb war zerfleischt, als hätte Max versucht, ihm das Herz herauszureißen.
Sie presste automatisch zwei Finger auf Jashas Halsschlagader und senkte den Kopf zum stummen Dankgebet.
Er lebte noch.
Sie beugte sich hektisch über Max, untersuchte auch ihn auf Vitalfunktionen.
Er war tot: Genickbruch.
Gut. Einer weniger.
Jashas Kleider. Wo hatte er bloß seine Sachen?
Sie lief auf ihren Balkon.
Eine Etage unter ihr entdeckte sie seine Hose, sein Hemd, seine Schuhe.
»Schätzchen, ist alles in Ordnung bei Ihnen?« Mrs. Edges stand auf ihrem Balkon und blinzelte zu Ann hoch. »Als ich sah, wie der fabelhaft aussehende junge Mann auf Ihrem Balkon einen Striptease hinlegte, dachte ich, holla, Miss Ann hat wahrhaftig Geschmack. Als ich dann jedoch diesen furchtbaren Krach hörte, hatte ich schwere Skrupel, dass er Sie umbringen könnte. Da hab ich vorsichtshalber die Polizei gerufen.«
»Nein, nein, er hat einen Typen überwältigt, der sich in meine Wohnung geschlichen hatte und mich umbringen wollte.« Wie sollte sie der Polizei das mit Max erklären? Ein nackter Mann war ja gut und schön, aber gleich zwei? »Und vergewaltigen.«
Mrs. Edges presste eine Hand auf ihr Herz. »Meine Güte, wie sieht denn Ihr Hals aus? Fehlt Ihnen auch bestimmt nichts?«
»Jasha hat mich gerettet.« Schon wieder. Jasha hatte sie wieder einmal gerettet. »Würden Sie so nett sein und mir seine Sachen hochwerfen, ja?«
»Aber natürlich, Schätzchen.«
Ann lehnte über der Brüstung und fing das zusammengerollte Bündel auf.
Nach einem »Achtung, aufgepasst!« warf Mrs. Edges seine Schuhe hinterher.
»Danke, Mrs. Edges.« Ann stürmte in ihr Apartment.
»War mir ein Vergnügen«, rief Mrs. Edges hoch. »Ist lange her, dass ich einen attraktiven jungen Mann nackt gesehen hab.«
Sie hätte ihn vor seiner Verwandlung sehen müssen.
Ann blieb im Türrahmen stehen.
Jasha hatte sich aufgesetzt und lehnte mit seinem blutigen Rücken vor der Wand. In seine Augen trat ein warmes belustigtes Funkeln. »Deine Mrs. Edges ist mit Geld nicht zu bezahlen.«
Sie lief zu ihm. Es fehlte nicht viel, und sie hätte ihn stürmisch umarmt. »Du blutest ja. Du bist ernsthaft verletzt.«
Sein Körper war übersät mit Prellungen und Blutergüssen. »Ja, und vergiss nicht, Dämonenbisse heilen schlecht.«
»Du musst schleunigst ins Krankenhaus.«
»Aber nur, wenn du mitkommst.« Er streichelte die roten Würgemale an ihrem Hals. »Wenn ich überlege, dass ich dich fast verloren hätte …«
»Ach was.« Sie umklammerte seine Finger. »Ich bin okay.«
»Jedenfalls müssen wir uns schleunigst eine plausible Erklärung einfallen lassen, von wegen Wolfsbisse und Fleischwunden. Dass ich die im Kampf mit irgendeinem Typen abbekam, der meine Verlobte um die Ecke bringen wollte, glaubt einem doch kein Mensch.«
Ann hatte einen grandiosen Einfall. »Wir beteuern einfach, dass du über das Grundstück rennen musstest, um mich aus den Armen dieses Killers zu retten. Dabei kam dir irgendein bissiger Schäferhund in die Quere.«
»Kennst du denn hier jemanden, der einen Schäferhund hat?«
Sie zuckte mit den Schultern. »War ja bloß so’ne Idee von mir.«
»Klingt ganz plausibel.« Jasha musterte den toten Varinski, der lang hingestreckt auf dem Parkett lag. »Wo zum Teufel kam der denn auf einmal her? Und wie kam er in deine Wohnung?«
»Er sagte, er käme vom Umzugsunternehmen. Und da hab ich ihn reingelassen.« Sie errötete beschämt. »Ich dachte, du hättest ihn geschickt, damit ich die Rechnung bezahle.«
»Weil ich das immer so mache, hm?«, meinte er verschnupft.
»Nein, weil ich bescheuert
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