Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
bestürzt mit der Zunge. »Auweia, das sieht schlimm aus. Wir müssen schleunigst umkehren und deine Schrammen desinfizieren. Tut es sehr weh?«
»Ich merk nicht viel. Meine Füße sind eiskalt.«
Er massierte ihre Zehen. »Das sind ja Eiszapfen.«
»Ich hab meistens kalte Füße.«
»Komm, ich trag dich.« Er schlang einen Arm um ihre Schultern, schob einen unter ihre Knie. Drückte sie an sich und stand auf. »Du kannst sie nachher im Bett an meinem Rücken wärmen.«
»Was soll ich an deinem Rücken wärmen?«, fragte sie baff. Sie umklammerte seine Schultern. Er war warm. Himmlisch warm.
»Deine eisigen Füße.« Von der Vorstellung beflügelt, grinste er sie an.
Er wollte wieder mit ihr schlafen.
»Also willst du mich nicht verschlingen?«, platzte sie heraus.
Er setzte sich in Bewegung. »Doch. Mit Haut und Haaren.«
Sie versuchte, den Kopf zurückzubiegen. Inniger Körperkontakt war ihr genauso fremd wie seine erotischen Wortspiele. Außerdem stand Jasha zu dem, was er sagte. Immer. Als seine persönliche Assistentin wusste sie davon ein Lied zu singen.
Ob die Aussicht so prickelnd war, von einem Wolf vernascht zu werden? Der noch dazu traumhaft gut mit der Zunge war?
»Du kannst mich nicht den ganzen Weg zurücktragen. Das schaffst du nie.« Bei ihrer Größe war das bestimmt kein Pappenstiel.
Er stapfte ungerührt weiter. »Ist doch bloß ein knapper Kilometer.«
»Das stimmt nicht!«, versetzte sie gereizt. »Ich bin viel weiter gefahren!«
»Weil die Uferstraße in weiten Kurven verläuft. Mein Haus ist nur einen Steinwurf von hier entfernt.«
Ann blieb stumm. Und überlegte krampfhaft, wo die Realität aufhörte und der Wahnsinn begann. Ob sie noch richtig tickte? Oder war sie in irgendwelchen Illusionen gefangen, weil ihr der Sex mit ihm zu Kopf gestiegen war? Als der Wald lichter wurde, öffnete sich die Wiese vor ihnen. Kaum hatte sie den vom Blitz gefällten Baum registriert, machte es schlagartig Klick in ihrem Oberstübchen.
Sie hatte das Wichtigste vergessen. »Nein, warte. Ich muss nochmal zurück und die Madonna holen!«
Er blieb stehen. »Was für eine Madonna?«
»Ich hab ein Bild von der Heiligen Jungfrau gefunden.«
Er erstarrte.
»Als ich auf dich losging, ist es mir aus der Hand gefallen. Ich hab es wiedergefunden, als du vorhin weg warst und …« Sie merkte, dass er wie versteinert dastand. »Jasha?«
»Wo hast du die Madonna gefunden?« Er fixierte sie milde gefasst.
»Als der Blitz in den Stamm einschlug, lag sie in der aufgewühlten Erde.« An einem Tag voller Wunder war das vielleicht das größte.
» Lag sie?« Seine Stimme klang sonderbar gepresst, fast niedergeschlagen. »Und wo ist sie jetzt?«
»Da, wo wir vorhin waren.«
Er trug Ann zurück. Ließ sie sanft zu Boden.
Ann wühlte im Laub, entdeckte die Emaillemalerei und zeigte sie ihm.
»Mein Gott.« Jasha kniete sich neben sie, sein Blick entrückt und verwundert. »Ich glaub’s einfach nicht …« Er sah von Ann zu dem Heiligenbildchen. »Du hast die Ikone gefunden.«
»Du kennst es?« Unmöglich!
Wie hatte er das Bildchen bezeichnet? Als Ikone. Na logo, realisierte Ann spontan. Darauf ließen die stilisierte Maltechnik, die leuchtenden Farben und die feierlich-ernste Haltung der Madonna schließen. Das war die russische Malerschule - außerdem wusste sie, dass Jashas Familie aus Russland stammte. »Gehört sie dir?«
Er lachte freudlos. »In gewisser Weise schon.« Er nahm ihr die Ikone behutsam aus der Hand, seine Handfläche glitt über das Antlitz der Madonna. Und zu Anns großem Entsetzen rötete sich seine Haut spontan, als hätte Jasha sich verbrannt. Es knisterte verräterisch, und Ann hätte schwören können, dass sie einen fein gekräuselten Rauchkringel wahrnahm.
8
O hne auch nur den leisesten Schmerzenslaut zu äußern, ließ Jasha die Ikone fallen.
Ann umklammerte seine Unterarme und drehte sie um. Ein hässliches rotes Mal zog sich über eine Handinnenseite bis zu den Fingern. »Was ist das?« Sie mochte ihren Augen nicht trauen. »Kann es sein, dass du allergisch auf die Farben reagierst?«
»Allergisch, hmmm.« Er riss seine Hände weg und steckte
sie in eine der Wasserpfützen, die sich in dem weichen Lehmboden gebildet hatten. »Hast du mich vorhin damit attackiert?«
»Ja.« Und tatsächlich, die knallrote Stelle auf seiner Wange sah ebenfalls aus wie ein Brandmal. »Kommt das auch daher?«
»Ja. Sie bewirkt das. Die Heilige Jungfrau. Ich darf sie nicht
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