Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
Feuchtigkeit, die verräterisch zwischen ihren Schenkeln kitzelte.
Mit einem missmutigen Ächzen ließ er sie los und wich zurück. »An dir verbrenn ich mir noch die Finger. Wie an der Ikone.«
Sie sah ihn mit verräterisch feuchten Augen an. Obwohl sie sich mit jeder Faser ihres Körpers nach ihm sehnte, war sie den Tränen nahe.
Jedes Mal, wenn sie Gefühle zeigte, wurde sie ausgelacht oder kritisiert - oder niemand bemerkte es.
Sie machte es nie richtig.
»Nicht hier, Ann, nicht im Eingang und so verdreckt, wie wir sind … heul doch nicht gleich los!« Er schlang einen Arm um sie, schob sie in den Wirtschaftsraum und knipste das Licht an. Der Boden war gefliest, Mäntel hingen an Haken, Stiefel standen ordentlich aufgereiht an der Wand. In einer
Nische entdeckte Ann Waschbecken, Spiegel und sogar eine kleine Duschkabine.
Sie fuhr mit den Fingern über ihre Lippen. Seit ihrer Rückkehr aus dem Wald hatte er den stürmischen Lover abgestreift und war wieder der Jasha, wie sie ihn kannte: geschäftsmäßig, effizient, knallhart. Das eine Mal mit ihr hatte ihm bestimmt gereicht, seufzte sie innerlich.
Sein Kuss hingegen war kein bisschen geschäftsmäßig gewesen. Vielmehr besitzergreifend. Sie sollte froh sein, dass es ihm etwas bedeutete, wo sie sich liebten, statt dass er irgendwo über sie herfiel.
War sie aber nicht.
Sie machte sich Sorgen um ihn. »Was, wenn der Jäger zur Polizei geht?«
»Was soll er denen denn erzählen?« Jasha nahm Handtücher aus dem Schrank und legte sie auf die Ablage, die über dem Waschbecken angebracht war. »Dass er auf einen Wolf schoss, der sich in einen Menschen verwandelt und ihm die Knarre zerlegt hat? Der sich dann in einen Wolf zurückverwandelte, ihn jagte und biss? Bevor er abermals Mensch wurde und ihn gewaltsam in sein Auto stopfte?«
»Du hast ihn gebissen? Grundgütiger, das spricht eindeutig gegen dich, wenn sie es dir beweisen können.« Ann fasste sich innerlich an den Kopf. Unglaublich, was für ein Thema sie da gerade behandelten!
»Können sie aber nicht. Mein Gebissstatus als Wolf ist nirgendwo dokumentiert.«
»Nein … stimmt.« Sie war erleichtert. Und verwirrt. Und - heiß auf ihn. »Kannst du dich eigentlich beliebig oft hin- und herverwandeln?«
»Im Prinzip schon, aber je öfter ich mich nacheinander verwandle, umso langsamer geht es. Es kostet mich jedes Mal einen Haufen Kraft.« Er stützte den Arm auf die geflieste
Handtuchablage, als hätte er einen anstrengenden Tag mit zig Transformationen hinter sich. Vielleicht auch, weil er ihren hübschen Luxuskörper den ganzen Weg hierher getragen hatte.
»Und als Wolf weißt du noch genau, was du tust. Du bist dann nicht geistig unterbelichtet oder so was?«
»Wenn du mich fragst: Tiere sind lange nicht so blöd, wie wir das vielleicht gern hätten.«
Interessiert hakte sie nach. »Du wirst also nicht von irgendwelchen Mondphasen oder von deinen Stimmungen beeinflusst?«
»Die Geschichte mit dem Mond ist völliger Quatsch. Au ßerdem bin ich kein Werwolf. Ich bin ein …« Er hielt inne.
»Wer bist du?«
Er wich ihrem Blick aus. »Ich bin ein Typ wie jeder andere, nur dass ich mich in einen Wolf verwandeln kann«, versetzte er. »Meistens, wenn ich ausraste, was nicht passieren darf. Nicht bei dir. Und jetzt eine schnelle Dusche« - Jasha schob die Glastür auf - »ein ausgedehntes Bad gibt es nachher oben. Und dann ab ins Bett mit dir. Du bist bestimmt hundemüde.« Er drehte das Wasser auf. »Bin mal kurz weg. Ich muss die Alarmanlage überprüfen und das zerbrochene Fenster neben der Haustür notdürftig reparieren. Und mich um ein paar andere Dinge kümmern. Schaffst du das hier allein?«
Sie bekämpfte den Impuls, sich hilflos in seine Arme zu stürzen. »Ich komm schon klar.«
»Ganz bestimmt. Du bist ein starkes Mädchen.« Er presste seine Hand auf ihre Wange, drehte ihr Gesicht zu sich und küsste sie hart auf den Mund. »Bademäntel findest du an der Garderobe«, sagte er und verschwand.
Eilends legte sie die Ikone auf die Ablage, zog ihre Sachen aus und stieg in die Dusche. Der verkrustete Schmutz rann in braunen Rinnsalen über ihre Haut, während sie sich
akribisch schrubbte. War das himmlisch, den Dreck endlich loszuwerden! Als Kind hatte sie sich nie gern schmutzig gemacht; ihre Uniform war so makellos sauber gewesen, dass die anderen Schulkinder, die Kinder mit Eltern wohlgemerkt, sie mit wachsender Begeisterung mit Grasklumpen beworfen hatten.
Eine der jüngeren
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