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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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präparieren?«
    »Ich!«, versetzte der Varinski. »Ich hab dir in die Schulter geschossen, weil ich davon ausging, dass du nach Hause zu deiner Mama rennen würdest. Du solltest Angst vor mir bekommen.«

    Jasha warf den Oberkörper zurück und lachte schallend. »Ich und Angst vor dir? Du bist wohl nicht ganz bei Trost?«
    Plötzlich war der Mann am Boden verschwunden, stattdessen materialisierte sich ein Wolf an dieser Stelle. Die Bestie sprang Jasha an.
    Ann schrie.
    Mit einem gewaltigen Satz prallten die beiden Wölfe in der Luft aufeinander.
    Sie sprangen den Berg hinunter. Ihr wütendes Knurren durchschnitt die himmlische Stille, verwandelte die silber glänzenden Sterne in kalte diffuse Lichtpunkte am Himmel. Ann rannte den beiden hinterher, in der einen Hand das Messer, in der anderen die Taschenlampe. Sie hatte zwar keine Ahnung, was sie tun sollte, aber irgendetwas musste sie tun.
    Der Strahl der Lampe fiel auf die kämpfenden Kreaturen. Ann sah weiß gebleckte Zähne und hörte das tiefe kehlige Heulen.
    Sie stürzten über einen Felsvorsprung. Sie rannte zu der Stelle und leuchtete mit der Taschenlampe in die Tiefe.
    Dort unten waren zwei Männer, zwei Menschen aus Fleisch und Blut.
    Aber nur einer lebte.

24
    J asha stand über den reglosen Körper des Varinski gebeugt. Er blickte zu Ann hoch. Blut tropfte aus einer Schramme an seiner Kehle. Mit einem Feuerwehrgriff schulterte er die Leiche. Während er durch die Dunkelheit stapfte, rief er: »Es wird gleich hell. Lauf ins Tal. Ich finde dich schon.«

    Was immer das bedeuten mochte.
    Ann spähte um sich. Sie stand auf dem Dach der Welt, ringsum nichts als gigantische Bergmassive, darüber der tintenschwarze, von glitzerndem Sternenstaub überhauchte Nachthimmel. Es wehte eine leichte frische Brise, die Luft war so dünn, dass Ann schwer nach Atem rang. Kein Vogel, kein wildes Tier regte sich. Keine Gespenster, die bleich und ätherisch im Wind tanzten. Sie war so allein wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    Sie zog das Böse an. Und geriet dauernd an die falschen Menschen.
    Mag sein, aber Jasha hatte sie getötet. Bei Jasha fühlte sie sich sicher und geborgen, und ihre sämtlichen Gebete waren erhört worden.
    Das Leben, das sie in Kalifornien geführt hatte, schien Lichtjahre zurückzuliegen. Hier oben galten andere Dimensionen. Sie sah den Scherbenhaufen ihres früheren Daseins vor sich ausgebreitet. Seit sie mit Jasha zusammen war, waren die Farben ihrer Träume von sanftem Pastell zu kräftigen Temperatönen umgeschwenkt.
    Was sollte sie tun?
    Sie konnte nicht weglaufen. Sie musste hier auf dem höchsten Punkt der Welt bleiben und ihres Schicksals harren.
    Fetzen des Schlafsacks wirbelten mit dem Wind an ihr vorüber und appellierten indirekt an ihr Umweltbewusstsein in einem der letzten unberührten Naturparadiese. Sie sammelte alles ein und warf es in den intakten Boden des Schlafsacks. Bevor sie ihn in den Rucksack stopfte, inspizierte sie den Zipper. Das Nylongewebe hatte sich im Reißverschluss verhakt; kein Wunder, dass sie sich aus dem Ding hatte herausschneiden müssen.
    Während der Himmel langsam aufhellte, marschierte sie den Berg hinunter, Richtung Norden. Sie hatte keine Ahnung,
wohin sie lief. Es war ihr egal; Jasha hatte beteuert, er werde sie finden, und das würde er. Sie machte sich Sorgen um ihn.Vor ihrem geistigen Auge entwickelte sich ein dramatisches Verbrechensszenario: Ein Jäger ermordet den anderen, der zweite Jäger stirbt nach einem Angriff durch ein wildes Tier. Trotzdem zweifelte sie nicht eine Minute lang daran, dass Jasha sein Ziel erreichen würde.
    Sie wünschte bloß, er wäre jetzt bei ihr.
    Irgendwie war sie nicht ganz dicht, oder? Gestern noch war sie überzeugte Pazifistin gewesen, die Folter, Mord und Tod anprangerte. Dann hatte sie mit angesehen, wie Jasha um sein Leben kämpfte. Inzwischen belastete es sie nicht mehr, dass er jemanden getötet hatte; wichtig war, dass er lebte und - zu ihr stand. Sie nahm sich fest vor, ihn bei ihrem Wiedersehen erst einmal kräftig zusammenzustauchen, weil sie halb umgekommen war vor Sorge um ihn. Dann wollte sie ihn fest in ihre Arme kuscheln, während er schlief, und wenn er aufwachte, wollte sie ihn stürmisch lieben und zärtlich verwöhnen.
    Ihre Füße schmerzten, und der Sommertag wurde unerwartet heiß. Nachdem sie die Wanderstiefel und die drei Paar Socken ausgezogen hatte, seufzte sie erleichtert auf.
    Sie hatte sich immer als linkisch empfunden; aber nach Jashas

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