Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
Seite.
Konstantine wedelte ungehalten mit der Hand und runzelte die Stirn. »Ich setz mich, wann ich will.«
Ann schob ihren Stuhl zurück und schlenderte zu ihm. Sie legte eine Hand auf seine Fingerknöchel, die von der anstrengenden Kurverei mit der Gehhilfe weiß hervortraten. »Aber ich mag mich erst setzen, wenn Sie sitzen.«
Seine buschigen Augenbrauen über den strahlend blauen Augen hoben sich kaum merklich. »Ich mag Sie, Ann Smith. Sie zeigen Respekt gegenüber älteren Menschen.« Sein Blick schweifte anklagend durch die Küche. »Es sollte mehr Menschen wie Sie geben.« Er steuerte auf den Stuhl zu, den Firebird für ihn bereithielt.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er saß und die Flaschen rechts und links von ihm platziert waren.
Während Söhne und Tochter ihm halfen, kam Zorana zu Ann. Sie legte ihre Hand auf Anns Wange und nickte dankbar. Dann lief sie wieder zum Herd und begann, die Suppenteller zu füllen.
Konstantine winkte Ann wieder zum anderen Ende des Tisches. »Kommen Sie, setzen Sie sich wieder in den Sessel für unseren Ehrengast. Essen Sie. Und trinken Sie!« Seine Hand knallte auf den Tisch. »Sie haben ja gar keinen Wodka!«
Rurik stellte die Flasche und Gläser auf den Tisch. Er füllte jedes bis zum Rand, bevor er das Tablett herumtrug.
Jasha reichte Ann ein Glas, dann nahm er sich selbst eins und setzte sich neben sie.
Ann starrte fasziniert auf die klare Flüssigkeit. Sie trank fast jeden Tag ein gutes Glas Wein - das war einer der Vorteile, wenn man auf einem Weingut arbeitete - und gelegentlich auch mal einen Cocktail. Aber zwei Wodka in zehn Minuten?
Konstantine hob sein Glas. » Za vas!«
» Auf euch«, übersetzte Jasha. » Za vas!«
» Za vas «, sagte Ann eine Idee zu spät. Wieder raubte der Wodka ihr den Atem, und als sie um sich blickte, hatte das Zimmer mit einem Mal eine leichte Schräglage und einen rosigen Schimmer. »Ich glaub, ich muss was essen«, murmelte sie.
Jasha schob ihr den Vorspeisenteller hin. »Versuch den Hering, das Brot und den Käse. Das ist eine gute Unterlage für den Schnaps.«
Alle verstummten, während Ann probierte. »Köstlich!«
Schlagartig redeten alle aufgeregt durcheinander, als hätten sie mit angehaltenem Atem ihre Reaktion abgewartet.
Rurik setzte sich neben seinen Vater.
Firebird und Zorana servierten Ann einen Teller Borschtsch. Sie gaben einen Klecks Sahne auf die Suppe und blieben mit leuchtenden Augen links und rechts von ihr stehen.
Sie hatte ihre Lektion gleich beim ersten Mal gelernt. Und machte eine Mordsshow, als sie die Suppe aus Roten Beten, Kohl und Kartoffeln probierte. »Hmm, ist das lecker!«, strahlte sie.
Zorana nahm ein Blech mit frisch gebackenem Knoblauchbrot aus dem Ofen und stellte es auf den Tisch.
Die Frauen setzten sich, und die ganze Familie bediente sich.
Ann versuchte, sich an den Geräuschpegel zu gewöhnen
und genug zu essen, damit alle zufrieden waren. Dabei beobachtete sie die Familie. Die Wilders waren überschwänglich, laut und herzlich. Sie strahlten, weil sie sich über das gesellige Beisammensein freuten. Sie aßen den Borschtsch mit großem Appetit und informierten sich dabei gegenseitig über das, was seit ihrem letzten Treffen passiert war.
Für Ann war es gewöhnungsbedürftig, Jasha im Kreise seiner Familie zu beobachten. Wie er unbekümmert mit ihnen plauderte und trank. Sie gewann zunehmend den Eindruck, dass sie ihr Exklusivrecht auf ihn eingebüßt hatte - als sie im Wald gehaust hatten, hätte sie darauf gern verzichtet.
Jetzt fühlte sie sich wie eine Außenseiterin und wäre am liebsten in die Wälder zurückgekehrt. Sie wollte ihn ganz für sich allein haben.
Als Rurik seinem Vater einen weiteren Schnaps einschenkte, neigte sie sich zu Jasha. »Darf er überhaupt Alkohol trinken?«
»Seine Ärzte würden uns umbringen, wenn sie es wüssten. Und er bringt uns um, wenn wir ihm keinen geben.« Jasha zuckte mit den Achseln. »Ein kleiner Wodka hat noch niemandem geschadet.«
Ann spähte abermals zu Konstantine und war zutiefst erschrocken, denn sein Blick ruhte auf ihnen.
Schöner Mist, er hatte genau gehört, was sie gesagt hatte.
Jasha schaute von ihr zu seinem Vater. »Unser Vater ist zäh.«
Wie zum Beweis trommelte Konstantine mit den Fingerknöcheln auf den Tisch.
Die Unterhaltung erstarb.
»Soso, mein ältester Sohn ist von einem Ausflug in die Wildnis zurückgekehrt. Darüber hatte er uns vorher nicht informiert. Er kam mit einer Frau zurück und einer
Weitere Kostenlose Bücher