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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Schramme am Hals. Also, Jasha« - Konstantine fixierte Jasha scharf -
»jetzt erzähl uns doch mal, wieso du deiner Mutter solchen Kummer machen musstest.«
    Jasha drehte sich zu Ann. »Zeig es ihnen.«
    Die Ikone. Natürlich. Er wollte, dass seine Familie die Ikone sah. Sie kramte das Bildchen aus ihrer Hosentasche und wog es in ihrer Handfläche. Die Ikone fühlte sich warm und glatt an. Als sie die Allegorie mit der Madonna mitten auf den Küchentisch legte, leuchteten die Farben vor dem Kontrast des dunklen Holzes in einer einzigartigen Brillanz und zogen die Blicke sämtlicher Wilders auf sich.
    Alle hielten den Atem an, niemand wagte es auch nur, sich zu räuspern.
    Die Stille war so intensiv, dass Ann schwindlig wurde, als wäre mit einem Mal sämtlicher Sauerstoff in dem Raum verbraucht. Es war mucksmäuschenstill, dass sie heimlich befürchtete, plötzlich taub zu sein.
    »Vor tausend Jahren …«, Konstantine beugte sich vor, die Sauerstoffflasche an seiner Seite, die Kanüle im Arm, sein Blick auf die Ikone geheftet.
    Zorana schob ihre Hand in seine. »Sie ist deine Rettung.«
    »Zumindest ist es ein Anfang.« Er tat einen gepressten Atemzug. »Es ist das erste Wunder.«

26
    A nns Blick schweifte über die Mitglieder der Familie Wilder. Sie sah, dass Zorana weinte. Firebird umklammerte mit ihren Händen die Tischplatte und starrte ehrfürchtig auf die Ikone. Rurik schüttelte immer wieder den Kopf, als könnte er es nicht fassen, dass die Ikone dort auf dem Tisch
lag, das Gold matt glänzend, die Robe der Jungfrau im Kreise der Heiligen Familie purpurrot.
    Ann riskierte einen Blick zu Jasha.
    Auch er beobachtete seine Familie, teilte mit ihnen das Wunder. Er lächelte ihr zu und nickte wie zum Dank.
    Vielleicht fasste sie dadurch den Mut, vielleicht lag es auch an dem Wodka, jedenfalls fragte sie neugierig: »Ich weiß inzwischen, dass eine Ikone der Heiligen Jungfrau ein Wunder ist und dass diese Ikone hier etwas ganz Besonderes ist. Trotzdem verstehe ich nicht, wieso ausgerechnet dieses Bildchen Konstantines Rettung sein soll.«
    Die Wilders sahen einander fragend an. Sollten sie Ann in die Sache einweihen? Und wenn ja, wie viel konnten sie von ihrem Wissen preisgeben? Konnten sie der jungen Frau überhaupt vertrauen?
    Ann war es von den Familien ihrer Freundinnen gewohnt, dass man ihr mit einer gewissen Reserviertheit begegnete. Ganz egal, ob sie sie mochten oder nicht. Sie blieb stets die Außenseiterin.
    Sie nahm es gelassen hin. Sie war gezeichnet, einerlei ob durch das Böse oder das Gute, und Jasha hatte Recht. Die Ikone hatte Ann auserwählt, und Ann war sich ihrer Verantwortung bewusst.
    Sie stand wie in Trance auf. Deutete auf die Ikone. »Wie ihr alle wisst, bin ich tagelang verdreckt und erschöpft durch die Berge geklettert, beinahe vergewaltigt worden und von einem brutalen Mörder überwältigt. Und das alles bloß, um die Ikone zu beschützen. Ich blieb bei Jasha, statt völlig aufgelöst zu flüchten, wie es andere Frauen bestimmt getan hätten. Ich denke, ihr habt erkannt, dass ich keine Betrügerin bin. Ich bin eine verantwortungsbewusste, ehrliche, vertrauenswürdige Frau, und die Familie Wilder ist mir eine Erklärung schuldig. Bitte, ich höre …«

    Mist. Was faselte sie da für einen himmelschreienden Blödsinn zusammen? Sämtliche Wilders starrten sie an. Jasha wusste, wie sie es hasste, große Reden zu schwingen. Außerdem brachte es ja sowieso nichts!
    Sie hatte definitiv zu viel getrunken. Und sollte verschwinden - und zwar schleunigst.
    Bevor sie jedoch einen eleganten Abgang machen konnte, meinte Zorana: »Hab ein bisschen Nachsicht mit uns, Ann. Es fällt schwer, über diesen grässlichen Tag zu sprechen. Obwohl ich dir natürlich beipflichte. Du hast ein Recht, es zu erfahren.« Ihr Blick glitt über ihre Lieben und dann wieder zu Ann. »Am vierten Juli hatte ich eine Vision.«
    »Oh«, krächzte Ann matt. Und setzte sich wieder.
    »Nach meiner Geburt wurde ich von meinem Volk als die Eine auserwählt, die Eine, die die Visionen empfangen konnte, die uns lange Zeit die Zukunft wiesen. Man hängte mir das Amulett unserer Sippe um den Hals, und ich legte es nie ab - bis ich mein Volk verließ. Damals dachte ich, ich hätte die seherische Gabe verloren, und legte das Amulett ab. Fünfunddreißig Jahre lang sah ich die Erde, den Himmel, meine Kinder, meinen Mann und ansonsten nichts Außergewöhnliches. An dem fraglichen Abend jedoch überkam mich die Vision, sie zog mich mit

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