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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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hatte. Ich gab einen erschrockenen Laut von mir und versuchte, mich aufzurappeln. Aber dadurch kam ich mit dem Gesicht nur noch näher an das Maul des Köters heran und stieß mich an seinen riesigen Zähnen, so dass meine Wunde wieder zu bluten anfing.
    »Top Taktik, Jane«, dachte ich noch, als sich alles zu drehen begann und ich mit einem dumpfen Aufprall wieder nach hinten kippte.
    Ein Gesicht waberte in mein Blickfeld. Es gehörte weder
zu dem riesigen Hund noch zu der netten alten Dame mit dem großen Haarknoten. Das Wesen hatte schmutzbraune Augen und dicke grüne Haarlocken wie Seetang.
    Ihre Haut, denn ich hielt sie für eine Sie, schillerte perlgrau, und sie hatte eine eigenartig flache Nase, die sich kaum aus ihrem Gesicht erhob.
    Was auch immer sie sein mochte, ein Mensch war sie jedenfalls nicht.
    Aber sie konnte sprechen.
    »Lass ihn deine Wunde heilen«, sagte sie mit einer unangenehm öligen Stimme, die wenig dazu beitrug, meine Angst zu zerstreuen.
    Der Klang ließ mich erstarren, und obwohl ich ihre Anweisungen eigentlich nicht befolgen wollte, spürte ich wieder die raue Zunge des großen schwarzen Hundes an meiner Augenbraue.
    Hilflos lag ich auf dem Boden und fühlte mich so unwohl und nervös wie noch nie, während der Hund weiter sanft meine Stirn ableckte. Das graugesichtige Wesen grinste mich eigenartig verschlagen an und streckte dann seine Hand nach mir aus, um mir den Arm zu tätscheln.
    Das ist gar kein Grinsen , bemerkte ich. Es soll ein Lächeln sein . Die seltsame Frau versuchte, mich zu trösten, was ungefähr so effektiv wie der stählerne Klammergriff einer eisernen Jungfrau war.
    Der Hund hatte aufgehört, meine Braue zu lecken, die sich, das musste ich zugeben, schon viel besser anfühlte. Aber jetzt war er dabei, das Blut abzulecken, das mir aus der Wunde übers Gesicht gelaufen war, und fuhr dann an meinem Hals und am Ausschnitt meines T-Shirts fort.

    »Okay«, sagte ich mit einer Stimme, die bestimmt klingen sollte. »Aus.«
    Ich streckte meine Arme aus und stieß den großen Hund zaghaft weg. Er rückte etwas von mir ab und wackelte mit dem Schwanz, was auf höllenhündisch wohl so viel hieß wie: »Keine Sorge, ich bin schon satt von deinem leckeren Blut, also werde ich dich nicht fressen … zumindest nicht heute.«
    Die graue Frau fasste mich fest am Arm und half mir, mich aufzusetzen. »Halloho, Süße«, dachte ich, als ich einen kurzen genaueren Blick auf sie geworfen hatte, denn sie war ziemlich nackt und ziemlich offensichtlich weiblich. Und an ihren ebenso nackten Füßen entdeckte ich Schwimmhäute und dicke schwarze Zehennägel.
    Sie war definitiv nicht menschlich.
    »Kannst du dich aufsetzen?«, fragte sie mich mit ihrer öligen Stimme, meinen Arm weiterhin fest umklammert haltend.
    »Ja, ich glaube schon.« In dem Moment hätte ich alles gesagt, nur damit sie mich endlich losließ.
    Sie grinste, nein, lächelte mich wieder an und schlenderte zu der winzigen Oma im Schaukelstuhl hinüber. Dort angekommen, setzte sie sich ohne jede Rücksicht auf Schicklichkeit im Schneidersitz hin, so dass ich freie Sicht auf ihren Schoß hatte.
    »Sie hat Schamhaare aus Seetang«, stellte mein Gehirn wenig hilfreich fest. Ich blinzelte und ließ den Blick stattdessen über meine kleine Bucht schweifen.
    Der geheime Streifen Strand, der mir früher so vertraut gewesen war wie mein eigenes Kinderzimmer, wirkte plötzlich völlig fremd. Als wäre der riesige Höllenhund, die
Zwergen-Oma und Fräulein Seetang-Muschi noch nicht genug, schwebte etwa zwei Meter über dem Kopf der alten Dame eine große Glühbirne. Ich konnte nirgendwo ein Kabel erkennen, aber sie hing dort oben wie ein Kronleuchter und tauchte meine kleine Bucht in ein unheimliches Licht.
    Ich spürte, wie es mir kalt den Rücken hinunterlief, und starrte völlig entgeistert die rundliche alte Dame im Schaukelstuhl an.
    Sie strahlte mich an, was mir aber ein kein bisschen besseres Gefühl gab.
    »Es ist so schön, dich endlich kennenzulernen, Jane«, sagte sie. »Anyan hat uns schon so viel von dir erzählt.«
    Der Hund jaulte wieder leise und streckte sich bedrohlich nah neben mir aus, während die alte Dame mich weiter anlächelte und ganz offenbar auf eine Antwort von mir wartete.
    »Ich freue mich auch, äh, Sie kennenzulernen?«, sagte ich zögerlich, denn ich war nicht sicher, was ich hier eigentlich sollte. Würden wir jetzt Tee trinken und Hühnchensandwiches essen wie zwei feine Damen beim gemeinsamen

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