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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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bringen wir, äh … sie dir ganz bestimmt.«
    Gus seufzte, umarmte den Stein zum Abschied und legte ihn dann auf die Zeitschrift zurück. Nachdem er noch einmal über den Stein gestreichelt hatte, trottete er, ohne ein Wort des Abschieds, wieder zur Tür hinaus.
    Ich versuchte zu begreifen, was ich gerade gesehen hatte, während Ryu zu Anyan auf die Türschwelle trat. Anyan zeigte mit der Schnauze zu einer großen Papiertüte auf der Kochinsel aus Granit. Ryu ging hinüber und nahm sie an sich. Nachdem er wieder neben mir Platz genommen hatte, fing er an, darin herumzuwühlen. Als mir herber Brandgeruch in die Nase stieg, wusste ich, dass sich in der Tüte Gretchens persönliche Gegenstände befanden, und ich musste wieder an Martins Leiche denken. Ich ermahnte meinen Magen streng, ruhig zu bleiben, als Ryu Gretchens verkohlte Aktentasche zutage förderte.
    Er prüfte alle Fächer, aber sie waren sorgsam geleert worden. Es waren nur noch ein paar Abholscheine von der Reinigung, ein Kassenzettel von Starbucks und eine Packung Taschentücher darin zu finden. »Damit sie sich den Schleim aus den Augen wischen kann«, dachte ich angewidert, aber dann fiel mir ein, dass Kobolde uns wahrscheinlich auch total hässlich fanden mit unserem weichen Fleisch und den speckigen Gliedmaßen. Außerdem war sie ermordet und in einen Backofen gesteckt worden, bestimmt kein sehr angenehmer Tod.

    In einem der hinteren Fächer steckte allerdings noch ein pinkfarbener Kalender, den der Mörder übersehen haben musste. Für einen geschäftlichen Terminkalender war er zu klein, und er enthielt auch nur private Termine, also hatte Nell wahrscheinlich Recht, dass Gretchen wohl einen zweiten Planer für berufliche Zwecke gehabt hatte. Trotzdem fand sich darin vielleicht irgendein Hinweis für uns, und Ryu brütete bereits darüber, als sei es eine Ausgabe von Krieg und Frieden .
    Plötzlich grunzte er. Mittlerweile kannte ich seine wortlosen Äußerungen, und das war ein erfreutes Grunzen. »Schaut euch das an«, rief er auch schon aufgeregt.
    Mit blauer Tinte stand dort ein Eintrag für den heutigen Tag: »Iris, Eastport, 13:30 Uhr«. Darunter war noch eine Nummer gekritzelt.
    »Iris heißt eine Modeboutique in Eastport«, sagte ich Ryu. »Sie ist ziemlich bekannt hier.« Ryu sah mich weiter aufmerksam an, also fuhr ich fort. »Die Besitzerin, Iris, bietet jedem Kunden eine ganz spezielle, persönliche Beratung. Sie hat nicht nur die normale Auswahl, die in ihrem Laden hängt, sondern besorgt einem auch Sachen von anderswo, wenn man zu ihren Kunden zählt. Bei ihr kaufen viele reiche Leute, die hier ein Ferienhaus haben. Ich selbst war noch nie in ihrem Laden«, fügte ich kleinlaut hinzu, denn mir war bewusst, was für einen schäbigen grauen Pulli ich heute mal wieder trug. Die Woche war schon fortgeschritten, als gingen mir langsam die »guten« Sachen aus.
    »Tja«, sagte Ryu, holte seinen Blackberry heraus und fing an, die Nummer aus dem Terminkalender zu wählen, »dann hast du jetzt endlich die Gelegenheit, Iris’ Boutique
auch mal von innen zu sehen.« Während es klingelte, sah er mich prüfend an. »Und vielleicht«, sagte er und bohrte mit dem Finger in ein Loch in meinem Pulli, das mir bisher noch gar nicht aufgefallen war, »hat sie ja sogar etwas in deiner Größe.«

KAPITEL 13

    W ow«, rief Ryu, als wir vor Iris’ Boutique hielten, die vor zurückhaltender Eleganz nur so strotzte. Die Puppe im Schaufenster trug einen unglaublichen schwarzen Hosenanzug. Neben ihr lag eine ganze Pyramide aus Handtaschen, die wahrscheinlich ein kleines Vermögen wert waren. Und ich meine jede einzelne davon und nicht den ganzen Haufen.
    »Oh …«, hauchte ich, und beim Anblick einer besonders riesigen roten Ledertasche, in die ich wahrscheinlich selbst hineingepasst hätte, lief mir praktisch das Wasser im Mund zusammen. Ich konnte es kaum erwarten, endlich den Laden zu betreten.
    »Da drinnen befindet sich offenbar eine Elbe. Sie hat überall ihre Markierung hinterlassen«, sagte Ryu und verzog das Gesicht. »Ihr Menschen würdet diese Art von Elben wahrscheinlich für Vampire halten, aber sie ernähren sich ausschließlich von Lust. Und sie können Elixier aus jeder Körperflüssigkeit ziehen, nicht nur aus Blut.«
    »Ah, eine Elbe«, sagte ich und versuchte, mir die Details
aus der mittelalterlichen Mythologie in Erinnerung zu rufen. »Aus jeder Körperflüssigkeit…«, murmelte ich in Gedanken, denn die Vorstellung fand ich eigentlich

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