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Nachtwandler (German Edition)

Nachtwandler (German Edition)

Titel: Nachtwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Becker
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verrät.
    „Der ging mir auf den Zeiger“, antworte ich.
    „Der war doch eigentlich ganz schnuckelig“, erwidert er und leckt sich über die Lippen. Ich lache amüsiert auf. Selbst wenn wir nicht so gut befreundet wären, kämen wir uns wirklich niemals ins Gehege. Ich kann es zwar nicht nachvollziehen, aber er fährt total auf diese Muskelpakete ab. Je breiter und größer, desto besser. Er selbst ist eher klein und schmächtig und ich habe jedes Mal fast Panik, dass er von einem dieser Kolosse zerquetscht werden könnte.
    „Wenn du dich beeilst, erwischst du ihn vielleicht noch“, entgegne ich mit liebevollem Spott.
    „So toll war er nun auch wieder nicht“, lacht er. „Und? Hast du schon jemand Bestimmtes im Visier?“
    „Nein, aber es ist ja noch früh. Hattest du schon Glück?“ Ich deute mit dem Kinn auf das Fleischpaket, mit dem Daniel vorhin die Tanzfläche unsicher gemacht hat.
    Er verzieht das Gesicht und erwidert: „Nicht wirklich. Der Typ sieht ja ganz passabel aus, aber wehe, er macht den Mund auf. Ich erwarte wenigstens ein Mindestmaß einer halbwegs gebildeten Konversation.“
    Ich zucke lachend mit den Schultern. „Seit wann so anspruchsvoll? Das hat dich bisher doch auch nicht gestört? Außerdem kann er doch eh nicht reden, wenn dein Schwanz in seinem Hals steckt“, informiere ich Daniel.
    „Oh Mann Leo, manchmal bist du echt widerlich“, tut er pikiert.
    „Hey, das sind deine eigenen Worte. Darf ich dich an den Typen vor etwa drei Wochen erinnern?“, antworte ich gespielt entrüstet.
    „Ich weiß gar nicht, was du meinst“, erwidert er übertrieben unschuldig. Ich schüttle lachend den Kopf und wende mich wieder der Tanzfläche zu. „Im Ernst, Leo, hängt dir das alles hier nicht langsam zum Hals raus?“, fährt er fort.
    Ich betrachte die tanzenden Männer, lausche kurz der Musik, atme tief den Duft ein und schließe die Augen. „Nein“, flüstere ich und schüttle gleichzeitig den Kopf. „Dir?“ Ich hebe die Lider wieder und blicke in Daniels himmelblaue Augen.
    Er zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht so recht … denkst du nicht, es müsste einfach …“, er scheint nach dem richtigen Wort zu suchen, „… mehr geben? Von einem Fick in den anderen zu taumeln, kann‘s doch auch nicht gewesen sein. Manchmal denke ich schon darüber nach, wie lange wir das hier noch machen. Wir werden beide nicht jünger. Vielleicht wird es endlich Zeit für etwas Beständigkeit. Außerdem … “ Er lässt den Satz offen stehen, doch ich weiß auch so, was er sagen wollte.
    Es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, dass mich das ständig über mir schwebende Damoklesschwert nicht beunruhigen würde. Wir wissen beide, dass es von einer Sekunde auf die andere vorbei sein könnte. „Ich habe nicht vor, es so weit kommen zu lassen“, sage ich.
    „Und wenn doch irgendwann mal der ‚Richtige‘ vor dir stehen sollte? Könntest du dann immer noch widerstehen?“
    Ich lache amüsiert. „Ich mich verlieben? Der Einzige, der überhaupt jemals dafür in Frage gekommen wäre, bist du. Aber das war in einem anderen Leben“, erkläre ich.
    „Du hast deinen ersten Kuss von mir bekommen“, wirft er ein.
    „Ich habe meinen einzigen Kuss von dir bekommen“, berichtige ich ihn.
    „Denkst du nicht, du könntest es irgendwann vermissen?“, gibt Daniel zu bedenken.
    „Mich von dir küssen zu lassen? Sicher nicht, du küsst scheiße“, necke ich ihn.
    „Hey“, verteidigt er sich gespielt empört, „wir waren beide noch nicht einmal ganz 16 und es war auch mein erster Kuss! Außerdem war dein Geschlabber auch nicht gerade berauschend.“
    „Küsst du denn inzwischen besser?“, will ich belustigt wissen.
    „Außer dir hat sich nie einer beklagt. Willst du es ausprobieren?“, lockt er. Dabei macht er einen Kussmund und klimpert mit den langen, blonden Wimpern.
    „Weiche, Satan!“, sage ich kichernd und halte ihm meine überkreuzten Zeigefinger vors Gesicht.
    „Spinner“, lacht Daniel.
    „Ich habe dich auch lieb“, antworte ich amüsiert und wende mich wieder der Tanzfläche zu.
    „Es geht nicht nur ums Küssen … ich meinte auch die Nähe zu einem besonderen Menschen, so was wie eine Beziehung vielleicht“, knüpft er an unser vorheriges Gespräch an.
    Mein trockenes Auflachen klingt eher wie ein Bellen. „Ja sicher … und spätestens tagsüber würde er das Weite suchen. Sag mir: Welcher Mann würde mit meinem Leben klar kommen?“
    „Für mich hat deine … andere

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