Nachtwelt
sehr sehnst, zu wehren.
Träume deinen Traum. Niemandem wird es schaden und dich wird es glücklich
machen. Und für
Michis Kette und den Typen am Strand gibt es bestimmt eine plausible
Erklärung.“
Nun ist es Mimi die lange nichts sagt.
Große, philosophische Worte. Sie hofft, dass sie alles verstanden hat. Petra
reißt sie aus ihren Gedanken, als sie sagt: „Ich muss los. Sonst komm’ ich noch
zu spät, zu meiner eigenen Hochzeit.“
Petra und Mimi gehen durch das lila Meer
der Krokusse. Vor dem Haupttor drückt Mimi Petra: „Vielen Dank. Wahrscheinlich
hast du Recht. Ich muss es einfach mal laufen lassen.“
Petra steigt in ihren Wagen und lässt das
Fenster runter. Mimi beugt sich zum offenen Fenster, um sich von ihrer Freundin
zu verabschieden: „Fahr’ vorsichtig und grüß Ben von mir. Wir sehen uns.“
„Vielleicht eher als du denkst“, erwidert
Peter.
Zurück in ihrem Haus leert Mimi als erstes
den übervollen Aschenbecher aus und räumt dann das Frühstückgeschirr in die
Küche.
Im Schlafzimmer legt sie ihre Sachen für
den morgigen Tag auf das Bett. Es ist nicht viel, was sie in ihrem kleinen
Rucksack verstauen muss. Das Kleid für die Hochzeit hängt, in einem
Kleidersack, über dem Treppengeländer. Direkt nach der Trauung und dem
gemeinsamen Essen wird sie, wie die anderen Gäste, zurück nach Hause fahren. Denn
dann sollen für Petra und Ben die Flitterwochen beginnen.
Den restlichen Tag erledigt Mimi ein
bisschen Haus- und Gartenarbeit. Die meiste Zeit verbringt sie rauchend im
Liegestuhl und denkt darüber nach, was Petra ihr gesagt hat: Lass deinen
Traum Wirklichkeit werden.
Um für die Hochzeit im Zeitplan zu bleiben,
muss Mimi morgen früh bereits um 3:30 Uhr aufstehen. Das ist ein guter Grund schon
um 20:00 Uhr im Bett zu liegen. Mimi hat sich eine heiße Milch gemacht und die
Angorasocken aus der Schublade gesucht. Heute Abend will sie keine Angst vorm
Einschlafen haben.
Die Milch ist ausgetrunken und Mimi hat
total heiße Füße. Sie denkt darüber nach, wie schön es wäre, den Traum zu
träumen, um die Singenden Bäume zu hören und in die honigfarbenen Augen der
Hunde zu schauen. UND den Mann mit den dunklen Augen wieder zu sehen……..Schon
fängt ihr Herz wie wild an zu klopfen und es muss an den Socken liegen, dass
ihr so heiß ist.
Petra rennt auf Mimi zu. Bei ihrer wilden
Umarmung fallen die Freundinnen beinahe um. Petra lacht, während sie Mimi im
Arm hält und sagt: „Endlich Mimi, wir dachten du würdest nie den Weg zu uns
finden. Willkommen in der Nachtwelt.“
Deutlich hört Mimi die magische Musik der
Bäume und atmet den Duft von Gewürzen. Der leichte Wind trägt die Wärme des
Feuers zu ihr herüber.
Alle haben sich von ihren Plätzen erhoben
und umringen die beiden Frauen. Michi und Andy lächeln glücklich.
„Es ist kein Traum, oder?“ fragt Mimi.
„Ich bin wirklich hier.“
„Es ist unser aller Traum und ja, du bist
wirklich hier“, antwortet Petra. „Nochmals: Willkommen in der Nachtwelt.“
Heute brennt ein einziges, großes Feuer,
um das sich jetzt alle versammeln. Das Holz ist über eine große Fläche
verteilt. Es brennt nicht sehr hoch, so dass man über die Flammen zu seinem
Gegenüber sehen kann. Wieder erhebt sich der Mann, der schon das letzte Mal zu
Mimi gesprochen hat und richtet das Wort an sie:
„Mimi, wir alle sind glücklich, dass du
endlich den Weg zu uns gefunden hast. Mein Name ist Artemer und die Gemeinschaft
hat mich gebeten zu dir zu sprechen. du wirst viele Fragen haben, von denen
einige in dieser Nacht beantwortet werden sollen. Zuerst aber musst du wissen, dass es Regeln
gibt, die auf keinen Fall verletzt werden dürfen.
Wir haben die Möglichkeit zwischen der
Nacht- und der Tagwelt zu reisen, aber wir dürfen auf keinen Fall die Welten
miteinander vermischen. Wenn wir in einer der Welten sind, sprechen wir nicht
über die andere. Dies ist besonders schwer für Petra, Michi, Andy und dich, da ihr
euch aus der Tagwelt kennt. Der Rest der Gemeinschaft lernte sich erst in der
Nachtwelt kennen, so dass wir nur in dieser Welt eine Verbindung zueinander
haben. Dies erleichtert es uns, diese Regel einzuhalten.
Für euch Vier, die ihr in der Tagwelt
befreundet seid, ist es schwer. Daher wähle deine Worte mit Bedacht. Bringe
nichts aus der Nachtwelt in die Tagwelt und umgekehrt.
Wenn Traum und Wirklichkeit miteinander
verschwimmen ist die Gefahr zu groß, dass man die Orientierung
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