Nachtwelt
Schlacht?“, fragt Mimi. „Bietet
diese Welt nicht genug Platz für uns alle?“
„Die Nachtwelt hat Platz für Viele. Sie
wächst mit jedem der den Weg in sie findet. Die ANDEREN wollen die Nachtwelt aber
nicht teilen. Sie sind wild und haben keinen Sinn für das Schöne und Gute. Wo
sie sich treffen gibt es nichts als kargen Stein. Dort gibt es kein Leben.
Sie bringen Bitterkeit, Hass, Wut,
Egoismus und Verzweiflung. Es geht ihnen um Macht und sie sind bereit jeden
Preis dafür zu zahlen. Sie entziehen der Nachtwelt alle Wärme und Farbe.
Jeder, den sie von uns töten, bringt sie
ihrem Ziel, über diese Welt zu herrschen, ein Stück näher. Wenn einer unserer
Gemeinschaft in der Nachtwelt stirbt, geht mit seinem Tod das Schöne, das er
hierher brachte verloren.“
Entsetzt über die Vorstellung, dass einer
der Freunde getötet werden könnte, fragt Mimi: „Sind wir im Kampf ganz auf uns
allein gestellt? Gibt es niemanden der uns helfen kann?“
„Es gibt noch andere Völker in der
Nachtwelt. Als die ersten Weltengänger ihre Wünsche in diese Welt trugen wurden
sie geboren. Diese Völker sind uns aber nicht verpflichtet. Hilfe ihrerseits
wäre eine große Geste.
Die ANDEREN sind uns zahlenmäßig weit
überlegen. Die Zwerge berichten, dass sie ungefähr hundert Kämpfer in die
Schlacht schicken. Wir werden gut kämpfen müssen, um am Leben zu bleiben und
die Nachtwelt zu retten.“
Mimi schaut zu Andy der nicht weit von ihr
entfernt sitzt und fragt leise: „Kann ich kämpfen?“
Alle lachen, während Andy ihr antwortet:
„Ja, kannst du. Das Kämpfen ist uns allen gegeben. Wozu glaubst du führen wir
unsere Waffen mit uns.“
Artemer hat sich jetzt an die gesamte
Gemeinschaft gewandt: „Drei Tage werden wir hier campieren, bevor wir uns auf
den Weg machen. In dieser Zeit wird Mimi uns besser kennen lernen und wir
werden ihr mehr über die Nachtwelt erzählen. Gemeinsam werden wir uns im Kampf
üben und Mimi wird sehen wie gut sie ihr Schwert führt.“
„Glaubt ihr, dass ich in den nächsten drei
Nächten zu euch zurückfinde?“, will Mimi wissen.
„Jetzt, da du deinen Weg hierher gefunden
hast wirst du, wie der Rest unserer Gemeinschaft die Nachtwelt nicht mehr
verlassen, bis die Schlacht gegen die ANDEREN entschieden ist“, sagt Petra. „Wir
haben die Möglichkeit uns solange in der Nachtwelt auf zu halten, wie es nötig
ist. Eine Woche in dieser Welt ist in der Tagwelt nur ein Flügelschlag eines
Vogels. Wenn in ein paar Stunden die drei Sonnen aufgehen wird die Tagwelt noch
in tiefem Schlaf liegen.“
„Drei Sonnen?“, fragt Mimi erstaunt.
Petra ist total begeistert: „Ja, es sind
drei und sie sind wunderschön. Die größte hat die Farbe von Kupfer und die zwei
kleineren sind blau und silbern. Sie tauchen diese Welt in ein magisches Licht,
so dass die Dinge fast unwirklich scheinen.“
„Wir
sollten jetzt die einzelnen Feuer entzünden“, sagt Artemer.
Mimi, begleitet von Petra, geht hinüber zu
„ihrem Feuer“ und setzt sich neben den hünenhaften Mann, der ihr von Anfang an
so vertraut war. Er legt den Arm um ihre Schulter und sagt: „Ich bin Theo. Ich
freue mich, dass du endlich hier bist.“
Ganz selbstverständlich rückt Mimi näher
und legt Theo ihre Hand aufs Bein: „Ich freue mich auch, ich habe euch alle so
lange vermisst. Das Petra die Liebe hierher brachte weiß ich jetzt, aber was
habt ihr dieser Welt gegeben?“
„Also“, Petra zeigt auf Theo, „mit ihm kam
die Freundschaft. Andy brachte Entschlossenheit und Michi Harmonie.“
Petra schaut zu der jungen Frau mit den
roten Locken: „Maira schenkte uns Sanftmut und lehrte die Bäume das Singen.“
Maira lächelt Mimi an, die dieses Lächeln
sofort erwidert. Es gibt nicht viel, was innerhalb dieser Gruppe besprochen
werden muss. Es ist, als gäbe es ein tieferes Verständnis.
Seit sie an „ihrem Feuer“ Platz genommen
hat, hüpft und stolpert Mimis Herz vor sich hin und sie hofft, dass die anderen
denken, dass ihr rotes Gesicht von der Hitze des Feuers kommt. Sie kann ihren
Blick nicht von dem Mann abwenden, der ihr gegenübersitzt und sie aus seinen
dunklen Augen trotzig anschaut.
Wie er Mimi so ansieht, hat sie das
Gefühl, dass Freundschaft, Harmonie und Liebe einen großen Bogen um ihn gemacht
haben. Fast feindselig starren er und Mimi einander an, während der Rest der
Gruppe sie neugierig beobachtet. Theo zieht sie fester an sich. Petra grinst,
als sie Mimi ins Ohr flüstert:
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