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Nachtwelt

Nachtwelt

Titel: Nachtwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theres Buechner
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ihr Mut machen winkten sie
ihr auffordernd zu. Sie sprachen zu ihr, aber sie konnte sie nicht verstehen.
Mimi war jedes Mal wie gelähmt. Nach geraumer Zeit fing die Lichtung an sich
aufzulösen und versank in Finsternis.
     
    Seit ihrem Traum ist Mimi nach dem Aufwachen
immer wie gerädert. Ihre Augenringe sind von einem dunklen Violett und sie
sieht mager aus. Ihre morgendliche schlechte Laune ist einer tiefen
Traurigkeit, die an Verzweiflung grenzt, gewichen. Seit dem Abend am Leuchtturm
gab es keinen Tag, an dem sie nicht geweint hat. In der letzten Woche ist sie
zwei Mal an Michi und Andy, die im Garten arbeiteten, vorbeigefahren. Wenn die
Zwei sie sahen, lächelten sie nicht und schienen traurig zu sein. Mimi mochte nicht
anhalten – die Beiden machen ihr Angst. Überhaupt ist sie seit dem Traum sehr
ängstlich, fast paranoid.
     
    Vor drei Tagen fuhr sie in die Stadt, in
der Hoffnung, der Kauf von Sommerklamotten würde ihre Laune heben. Als sie an
einem Straßenkaffee vorbei kam, fiel ihr eine Gruppe von Leuten auf, die dort
an einem der Tische saß. Sie glaubte, diese Leute in ihrem Traum gesehen zu
haben. Im Vorbeilaufen konnte sie nicht aufhören diese anzuschauen. Als Mimi
auf Höhe des Tisches war, bildete sie sich ein, die Gruppe wäre wie erstarrt
und richte fest den Blick auf sie.
    Mimi musste sich zwingen, damit sie nicht
anfing zu rennen, so sehr machten ihr diese Menschen Angst. Sie erinnerten sie
an die schlechten Zombiefilme der Achtziger Jahre. Bestimmt würden sie jeden
Moment aufstehen und anfangen sie mit ihren ruckartigen Bewegungen und
ausgestreckten Armen zu verfolgen.
     
     
    Es ist noch früh an diesem Freitagmorgen.
Mimi fühlt sich total elend. Sie hat nur zwei Toast gegessen. Dafür trinkt sie
gerade den dritten Pott Kaffee und raucht die vierte Zigarette. Aus ihrem Tag
des Rauchens ist die Woche des Rauchens geworden.
     
    Weil sie es nicht mehr in ihrem Bett
ausgehalten hat, ist sie bereits um 5:00 Uhr aufgestanden. In zwei Stunden will Petra
zu ihr kommen. Seit dem letzten Wochenende haben die Zwei sich nicht mehr
gesehen, aber fast täglich telefoniert. Jedes Mal, wenn Petra Mimi fragte, ob
es ihr gut geht, versicherte sie ihr, dass alles super sei. Obwohl Petra schon
heute mit Ben zu deren Hochzeitslocation fährt, will sie noch bei Mimi vorbei
schauen. Sie macht sich Sorgen.
     
    Als Petra plötzlich neben der Steinbank
steht, zuckt Mimi zusammen. Sie hat keine Ahnung, was sie die letzten zwei
Stunden gemacht hat. Ist sie etwa eingeschlafen?! Dagegen sprechen der volle
Aschenbecher und die leere Thermoskanne Kaffee. Mimi scheint ihre Umwelt nicht
mehr richtig wahrzunehmen. Petra nimmt sie in die Arme und sagt: „Mimi, du
siehst furchtbar aus.“
    „Wenn es nur das wäre, aber ich fühle mich
genauso wie ich aussehe. Es geht mir gar nicht gut.“
    „Dann sag’ mir doch endlich, was los ist.
Ich merke schon seit dem letzten Wochenende, dass etwas nicht stimmt.“
     
    Mimi hält es nicht länger aus und fängt an
zu erzählen. Es ist ihr egal, ob Petra sie für verrückt hält. Sie muss sich ihr
anvertrauen.
    Sie erzählt von ihrem Traum, von den Feuern
und den riesigen Hunden. Sie erzählt von dem Mann, der ihr Herz wild zum
Klopfen gebracht hat und dass Petra, Michi und Andy auch an den Feuern saßen,
als sie die fremde Welt besuchte.
    Sie berichtet ihrer Freundin von den Tagen
nach dem Traum und dass sie das Verhalten von Petra und Michi und Andy seitdem
merkwürdig findet.
    Mimi erzählt von Michis Kette und dem
Typen am Strand, der nicht hätte da sein dürfen. Sie lässt nicht ein winziges
Detail des Traumes aus. Nur von der Zombiegruppe in der Stadt erzählt sie
nichts. Als sie fertig ist schaut sie Petra an und die sagt, - n i c h t s.
Mimi denkt, dass ihre Verwirrtheit selbst für die beste Freundin zuviel ist.
     
    „Was sagst du?“, will Mimi wissen. „Glaubst
du ich drehe durch?“
    „Warte Mimi, ich muss überlegen. Es ist
total wichtig jetzt nichts Falsches zu sagen.“
    Komische Antwort. Während Petra überlegt,
raucht Mimi schon wieder. Als sie die Zigarette ausdrückt holt Petra Luft und
sagt: „Also, erst einmal glaube ich nicht, dass du durchdrehst. Vielleicht bist
du der Wahrheit sogar ein Stück näher als andere. Du hast gesagt, dass du dich
in diesem Traum so wohl gefühlt hast. Mimi, nur darauf kommt es an. Zweifle
weniger und hab’ keine Angst. Kämpfe, und lass deinen Traum Wirklichkeit
werden. Hör auf, dich gegen etwas, wonach du dich so

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