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Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Titel: Nachtwesen - Die Vollstreckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Pagel
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den Bann Kelmars zu geraten, ohne dass sie es überhaupt bemerkte. Seine Augen verfolgten sie in ihren Träumen und seine Stimme umschmeichelte ihre Sinne, dass sie manchmal nur irgendwo saß und in sich hineinhorchte.
    Ihre Eltern beobachteten diese Entwicklung mit Sorge, wussten sie doch nicht, was der Auslöser gewesen war. Alles was sie bemerkten, war, dass das Mädchen sich noch mehr zurückzog, noch weniger sprach und noch seltener lächelte. Dauernd spielten ihre zierlichen Finger mit dem Anhänger ihrer Kette, als sei dies ein Rettungsanker, an welchen sie sich klammerte. Jara schlug schließlich vor, das Schmuckstück beiseite zu legen, doch alles, was sie für diese unglaubliche Anregung von Kyrana erntete, war ein eisiger Blick aus funkelnden roten Augen und ein entschiedenes Kopfschütteln.

Kapitel 4
    Es war ein milder Nachmittag in einem der ersten Sonnenmonate, als Kyrana sich aufmachte, jene Lichtung zu finden, von welcher sie schon hinter vorgehaltener Hand hatte munkeln hören. Von Hexen wurde getuschelt und von bösen Kräften, die sich dort vereinigen sollten. Neugierig wie sie war und zunehmend interessiert an der Macht der Dunkelheit, hatte sie beschlossen, den Dingen auf den Grund zu gehen.
    Akash trottete brav hinter ihr her, so wie er es stets tat, wenn sie die Schritte ihrer zierlichen Füße in die Wälder lenkte. Er spürte, dass Großes bevorstand und daher waren seine Ohren steil aufgerichtet, während seine Schnauze beim Laufen geradezu am Boden haftete. Vor ihm her strich der Saum von Kyranas Robe sachte die heruntergefallenen Blätter der Bäume zusammen, während sie ging.
    Mittlerweile hatte sie ihr fünfzehntes Wiegenfest hinter sich und begann sich zu einer jungen Dame zu wandeln. Ihre Gesichtszüge waren weicher geworden, auch wenn ihre Augen noch immer genauso scheu blickten wie vor Jahren schon. Die zarte Mädchengestalt wies weibliche Rundungen an genau den richtigen Stellen auf und zog daher schon manchmal die Blicke der Burschen auf sich. Doch war sie weit davon entfernt, diese zu bemerken, da ihre Augen zumeist gen Boden gerichtet waren. So auch jetzt.
    Daher sah sie erschrocken hoch, als eine dunkle Männerstimme an ihr Ohr drang, welche immer wieder dasselbe Wort in einem eigentümlich monotonen Singsang vor sich hin brummelte. Eilig verbarg sie sich hinter einem Baum und winkte Akash, es ihr gleich zu tun. Als sie vorsichtig um den dicken Stamm herum spähte, versperrten Äste und Zweige ihre Sicht.
    Dazwischen konnte sie undeutlich eine schwarzgekleidete Gestalt umherhuschen sehen. Eine fuchtelnde Hand tauchte auf, welche den Eindruck vermittelte, der Fremde wolle heraufbeschwören, dass sich die Erde auftat. Anscheinend hatte sie die geheimnisvolle Lichtung gefunden. Doch, was sie erkennen konnte, war nicht viel und reichte bei Weitem nicht aus, ihre Neugier zu befriedigen.
    Grimmig sah sie die Sonne an, welche frech zwischen den Baumkronen hindurch schien. Jene war schuld, dass Kyranas Haare noch auffälliger leuchteten und dass sie auf den geliebten schwarzen Umhang verzichten musste, indem sie sich so gerne verbarg. Kelmar hatte ihn nie zurückgefordert und so war er mit den Jahren in ihren Besitz übergegangen. "Näher heran..."
    Die geflüsterten Worte veranlassten Akash, die Ohren noch steiler auf zu stellen und den Kopf leicht schief zu legen. Ohne sich zu rühren, sah er dem jungen Mädchen nach, wie es in gebeugter Haltung vorwärts schlich. Vor einer Reihe von Büschen blieb sie stehen und bog vorsichtig die Zweige auseinander, um hindurch zu spähen. Vor Kyranas Augen tat sich die Lichtung auf.
    Inmitten dieser befand sich ein einzelner Baum, welchen sie mit geöffnetem Mund staunend betrachtete. Seine kahlen, toten Äste rankten sich wild verschlungen gen Himmel. Der Stamm war in zwei Teilen auseinander gerissen, als hätte der Gott der Lüfte höchstselbst ihn mit einem seiner mächtigen Blitze gespalten. Kein Blatt zierte seine verstorbene Hülle, sodass er aussah, als wäre er schon vor langer Zeit erstarrt. Das Gras um ihn her war in einem weitläufigen Kreis herunter getrampelt, welcher gesäumt war von seltsam geformten, schwarzen Steinen.
    Auf jenem Trampelpfad nun, sprang der Mann in scheinbar wirren Schritten um den Baum herum. Dabei blieb er alle paar Meter kurz stehen und vollführte mit, zu einer Kralle geformter, Hand eine hektische Bewegung, als wolle er die Erde umgraben. Er war gehüllt in einen weiten, braunen Umhang, der bei jedem Schritt

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