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Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Titel: Nachtwesen - Die Vollstreckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Pagel
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Mutter...wird sicher gleich kommen, Herr!" Zitternd versuchte sie, laut und bestimmt zu klingen. "Das wird sie nicht." Die Worte duldeten keinen Widerspruch. "Und, du weißt es." Natürlich wusste sie es! Doch weshalb wusste er es? Kannte sie ihn? Woher kannte er sie? In ihrem Kopf wirbelte es durcheinander, sodass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Umdrehen, wegrennen...
    Sie sah hinter sich in die Dunkelheit und schluckte. Er würde sie einholen... Die Flasche in ihrem Korb fiel ihr ein. Wenn sie ihm diese über den Kopf... "Denk nicht einmal daran." Geflüstert drangen die Worte an ihr Ohr. Sie wich zurück und starrte den Mann an. Er wusste, was sie dachte... "Was wollt Ihr...von mir?" Als ob er ihr dies verraten würde. Hatte er ihre brüchige Stimme überhaupt gehört? Schlanke, elfenbeinschimmernde Hände kamen unter dem schwarzen Umhang hervor und schoben langsam die Kapuze zurück. Schwarze, gewellte Haare lagen auf den breiten Schultern. Das Gesicht fein geschnitten und bleich im matten Schein des Mondes. "Kelmar....", flüsterte Kyrana.
    Und während unendliche Erleichterung von ihr Besitz ergriff, gaben ihre Beine nach, sodass sie auf den weichen Waldboden sank. Er würde ihr nichts tun. Unwillkürlich fassten ihre Finger nach dem Anhänger der Kette, während er sie schweigend beobachtete. Seine Augen waren blau, das wusste sie von dem Gemälde. Doch hier in der Dunkelheit der Nacht erschienen sie ihr nahezu schwarz. Und so endlos, dass sie gar nicht den Blick aus ihnen lösen konnte.
    "Ihr habt mich erschreckt...", wagte sie sich zu sagen. "Ich dachte schon, Ihr wolltet...würdet..." Sie verstummte und beendete den Satz lieber mit einem schüchternen Lächeln. Sein Lachen war leise und ließ kleine Schauer über ihren Rücken huschen. "Ich werde dich nach Hause geleiten, kleine Kyrana." Die Hand, welche er ihr entgegen streckte, um ihr auf zu helfen, war kalt und ihre schmalen Finger verschwanden gänzlich darin. Als sie dann neben ihm stand, legte er ihr wortlos seinen Umhang um die Schultern.
    Wie froh war sie doch in diesem Moment, dass er an ihrem bodenlangen Gewand erkennen konnte, dass sie längst kein Kind mehr war! Demonstrativ platzierte sie den Anhänger ihrer Kette gut sichtbar in ihrem runden Ausschnitt und schritt dann, so gut es in der Dunkelheit eben ging, hoch erhobenen Hauptes neben ihm her. Den Saum seines Umhanges raffte sie dabei mit einer Hand empor, sodass er wie eine Schleppe sachte hinter ihr her schleifte.
    Während sie schweigend nebeneinander hergingen, sah Kyrana Kelmar ab und zu von der Seite her an. Es schien, als würden seine Füße den Waldboden kaum berühren, als ob er schwebte. Oder kam ihr dies nur so vor, da sie selbst bei jedem zweiten Schritt ins Straucheln geriet? Kein Wort wurde gesprochen und das war ihr auch lieb so. Sicherlich hätte sie sowieso nur lauter dummes Zeug gesagt.
    Die in ihr gerade zart erblühende junge Dame wäre gerne ewig so neben ihm hergelaufen, zufrieden damit, ihn an zu schmachten. Doch das Kind gewann die Oberhand und so seufzte sie erleichtert, als sie endlich das Gartentor und somit ihr Zuhause erreichten. Kelmars seltsam scheinenden Augen wanderten über das kleine Häuschen und endeten schließlich auf ihrem Gesicht.
    Seine Finger berührten kurz den Anhänger ihrer Kette, während er sie unverwandt ansah. "Ruhe sanft, kleine Kyrana. Und genesende Grüße an deine Frau Mutter." Wie ein Windhauch schien seine Stimme sie sanft zu berühren und bevor sie noch etwas erwidern konnte, hatte er sich neben ihr regelrecht in Luft aufgelöst. Das Mädchen zwinkerte und starrte. Vorsichtig hob sie die Hand und tastete dorthin, wo er gerade eben noch gestanden hatte - doch nichts.
    Der Umhang lag noch immer unverändert über ihren Schultern, als sie nach einer Weile des Staunens leise das Haus betrat. Sie würde Jara nichts erzählen über die schaurig schöne Begegnung im Wald. Weshalb, das wusste sie selbst nicht genau. Doch ein Gefühl sagte ihr, dass es ihre Mutter nur beunruhigen würde. So bog sie direkt in ihre kleine Kammer ab und verstaute den Umhang in einer Truhe. Und erst nachdem sie die Kette wieder in ihrem Ausschnitt verborgen hatte, ging sie hinüber, um den Korb mit der Arznei abzugeben.
    *
    Dies sollte für lange Zeit die letzte Begegnung mit dem Obersten des Hauses Xyn für Kyrana gewesen sein. Hätte sie dies gewusst, vielleicht...
    Doch so zehrte sie Tag um Tag von den Erinnerungen daran und begann mehr und mehr in

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