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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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Deutschen kontrollieren dieses Gebiet sehr streng, denn Sofia, die nächstgelegene Stadt, ist für sie sehr wichtig.«
    »Erzählt uns, wo euer Freund ist«, forderte Moisze sie auf. »Wir werden jemanden losschicken, um nach ihm zu sehen.«
    Każik hörte jetzt auf, sein Essen hinunterzuschlingen, und senkte die Schale. »Ich glaube nicht, daß ich in der Lage bin, euch die genaue Richtung zu beschreiben. Stan und ich haben einen Schuppen für ihn gebaut und ihn dann getarnt. Ihr würdet ihn niemals erkennen, selbst wenn ich eine Beschreibung versuchen würde. Und ich bin auch nicht sicher, ob ich euch sagen könnte, wie ihr hinkommt. Ich erinnere {219} mich an Grenzsteine, an einen Baum und an einen Felsen. So werde ich ihn finden. Aber wir haben ihm ein Stück Brot und unseren letzten Schluck Wodka dagelassen, außerdem hat er meinen Schal und meine Handschuhe. Vielleicht sollten wir bis zum Anbruch der Nacht warten, wenn die Nazis hier wirklich alles so genau kontrollieren, wie ihr sagt.«
    »Es ist jetzt schon fast Nacht«, meinte Brunek. »Wir werden bald aufbrechen.«
    Während die zwei Soldaten sich satt aßen, wurde es in der Höhle still. Sie führten die Schalen an ihre Lippen und tranken alles bis auf den letzten Tropfen, dann wischten sie sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    Brunek Matuszek, der dem knisternden Feuer lauschte und fühlte, wie die Abendkälte von draußen allmählich in die Höhle eindrang, musterte die Fremden. Er bemerkte ihr wirres Haar, die Bartfetzen an ihrem Kinn, die durchgewetzten, zerlumpten Uniformen und ihre mit Kleidungsstücken umwickelten Füße, die in verschlissenen Stiefeln steckten. Sie sahen aus wie viele andere, die er mit der Zeit gesehen hatte. Das war von Polens einst großer Armee übriggeblieben. Der Anblick zerriß ihm das Herz.
    »Wohin wolltet ihr denn gehen?« erkundigte sich Moisze, der ihnen jetzt Hühnerbrühe anbot.
    »Wir wollten versuchen, die rumänische Grenze zu erreichen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Viel zu weit. Und zu viele Deutsche.« Każik wandte sich an Stan. Die Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit standen ihm ins Gesicht geschrieben. »Wohin werden wir nun gehen, mein Freund?« murmelte er.
    »Ihr könnt so lange bei uns bleiben, wie ihr wollt«, erklärte Brunek.
    »Wir stehlen Essen. Manchmal läßt uns auch ein mutiger Bürger von Sofia etwas zukommen. Wir sind für die nächsten drei Monate versorgt.«
    »Ihr sollt gesegnet sein«, flüsterte Stanisław.
    Każik, der seine Hände am Feuer wärmte und sie gelegentlich rieb, ließ langsam den Blick über die Höhle schweifen. Als er Leokadja bemerkte und sie länger anschaute, hörte er Brunek sagen: »Wir alle hier kämpfen, auch die Frauen. Sie sind für uns wie Kameraden.«
    Każik lächelte und nickte: »Verstehe.«
    {220} »Wir können ausgebildete Soldaten gut gebrauchen«, fuhr der Hauptmann fort. »Habt ihr nicht gesagt, ihr kommt von der Infanterie? Dann könnt ihr ja mit Waffen umgehen.«
    Każik war überrascht. »Ihr habt Waffen?«
    »Mörser und Handgranaten. Aber wir müssen unsere Leute richtig ausbilden, denn sie sind keine gelernten Soldaten.«
    »Da sind wir genau die Richtigen.«
    »Ausgezeichnet!« Brunek schlug sich auf die Knie und stand auf. Er lächelte seinen neuen Kameraden zu. »Ihr braucht trockene Sachen. Und dann diese Stiefel!« Er blickte fragend zu Esther Bromberg. »Gewiß haben wir ein paar …«
    »Ich werde gleich nachsehen. Wenn sie zu uns gehören sollen, dann werden sie sich besser anziehen müssen als jetzt!«
    Każik erhob sich ebenso und bedachte Brunek mit einem ernsten Blick. »Ihr seid gute Leute. Wir werden an eurer Seite kämpfen und auch mit euch sterben, wenn es nötig ist.«
    Der Hauptmann legte dem Infanteristen seine schwere Hand auf die Schulter. »Wir heißen euch willkommen. Aber was euren Freund betrifft, den wir holen müssen: Wieviel Hilfe braucht ihr?«
    »Es ist wohl besser, wenn ich alleine gehe«, lehnte Każik das Angebot ab. »So komme ich schneller voran und kann mich, wenn nötig, verstecken. Eine Begleitung würde mich vielleicht behindern, und zwei sieht man eher als einen.«
    »Gut. Benötigt er medizinische Versorgung? Wir haben zwar keinen Arzt, aber Ben ist Apotheker, und wir haben ein paar Medikamente, die du für ihn mitnehmen könntest.«
    »Nein, nicht nötig, es ist nur eine Fleischwunde, und er hat nicht viel Blut verloren. Was er braucht, ist etwas zu essen.« Każik schwieg kurz und blickte zu Stanisław

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