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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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hinunter. »Ich werde nicht lange brauchen«, sagte er ruhig. »Ruh dich jetzt aus; du hast es verdient.« Und dann schlüpfte er aus der Höhle.
     
    Dieter Schmidt schritt vor den drei Männern auf und ab. Er hatte sein Gesicht zu einer häßlichen Grimasse verzogen und schlug sich mit dem Peitschengriff immer wieder gegen den Oberschenkel. Die drei Männer zeigten eine gespannte Aufmerksamkeit. Zwei von ihnen trugen deutsche Uniformen und hatten ein wachsames Auge auf den {221} dritten Mann, der sich, in eine zerlumpte polnische Uniform gekleidet, zwischen ihnen befand.
    Schließlich blieb Schmidt stehen und fuhr herum. »Schwein!« brüllte er plötzlich und erschreckte die drei Männer. »Du bezeichnest dich als Polen! Ich nenne dich ein Schwein!«
    Każik fixierte einen Punkt über Schmidts Kopf. Er schluckte schwer. Der SS -Kommandant musterte ihn mit höhnischer Verachtung. »Hervorragend«, murmelte er zufrieden, »wirklich ganz hervorragend.« Dann richtete er seinen Blick auf die beiden deutschen Soldaten, die stolz vor ihm standen. »Dies ist wahrlich ein Anlaß, euch zu beglückwünschen. Solch ein Fang!« Er verzog den Mund zu einem eisigen Grinsen. »Los, Schwein, noch einmal deinen Namen!«
    »Każik Skowron«, murmelte der Leutnant, der Schmidt immer noch nicht anschaute.
    Der Kommandant warf den Kopf in den Nacken und brach in ein derbes, wahnsinniges Lachen aus. »Każik Skowron! Wie barbarisch! Auf was für eine eklige Art vollkommen!« Sein Lachen verstummte so urplötzlich wie es aus ihm herausgebrochen war, und er hob seine Stockpeitsche und richtete sie auf den Unterleib des Gefangenen. »Sehr schön, polnischer Soldat, wenn du also Każik heißt, dann will ich dich von jetzt an auch so nennen.«
    Schließlich senkte der Infanterist seinen Blick und grinste. Każik Skowron, dessen Name in Wahrheit Adolf Kummer war – so wie Stanisław eigentlich Rudolf Fliegel hieß –, schmunzelte zusammen mit seinem Führungsoffizier.
    »Für Ihre ausgezeichnete Schauspielkunst haben Sie wirklich Anerkennung verdient«, lobte Schmidt die beiden Soldaten und befahl ihnen dann, den Raum zu verlassen.
    »Danke schön, Hauptsturmführer«, entgegneten sie und entfernten sich. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Spion zu.
    »Ich kann es noch gar nicht fassen, wie gut alles geklappt hat. Der Plan war perfekt.«
    »Ihre beiden Männer haben ihre Rolle ausgezeichnet gespielt. Die Idee, mich von ihnen im Wald verhaften zu lassen, war sehr gut, Hauptsturmführer.« Und Każik Skowron alias Adolf Kummer faßte sich an die Hüfte, wohin ihn ein Soldat geschlagen hatte, und fügte hinzu: »Fast zu gut.«
    {222} »Ich weiß, daß die Idee ausgezeichnet war. Mir fiel ein, daß einer der Partisanen Ihnen folgen könnte, und wenn er beobachtet hätte, wie Sie in die Stadt spazieren und ins Hauptquartier gehen, dann wäre er wohl argwöhnisch geworden. So aber werden sie, falls sie Ihnen gefolgt sind, auf jeden Fall annehmen, daß Sie verhaftet wurden, und keinen Verdacht schöpfen.«
    »Aber man hat mich nicht gesehen, Hauptsturmführer; ich habe mich versichert. Wenn ich zurück bin, werde ich ihnen sagen, daß ich meinen Freund tot vorgefunden und ihn beerdigt habe.«
    »Sehr gut.« Dieter Schmidt ging hinter seinen Schreibtisch zurück und setzte sich. »Sie werden jetzt zurückkehren und sich mit Rudolf Fliegel in die Gruppe eingliedern. Gewinnen Sie ihr Vertrauen! Machen Sie bei einigen Sabotageakten mit. Bleiben Sie bei ihnen, bis ich mich zu einem Schlag entschließe.«
    »Und warum wollen Sie nicht gleich alle verhaften?«
    Schmidt schüttelte langsam den Kopf. »Ich vermute, daß diese Gruppe mit anderen zusammenarbeitet, und ich will, daß Sie bei ihnen leben und alles herausfinden, was möglich ist. Ich will nicht nur diese Gruppe, sondern ich möchte wissen, wer sonst aus dieser Gegend noch am Widerstand beteiligt ist. Von wem erhalten sie ihre Befehle? Besteht eine Verbindung mit Warschau? Bekommen sie Hilfe aus Sofia? Ich will so viel herausfinden wie möglich. Und wenn wir es schaffen, dann garantiere ich Ihnen, daß es hohe Auszeichnungen für uns alle geben wird. Halten Sie mich über jeden Schritt der Partisanen auf dem laufenden.«
    »Jawohl, Hauptsturmführer!« versicherte Każik Skowron. Dann schlug er die Hacken zusammen und verabschiedete sich mit dem Hitler-Gruß, um sich wieder den Partisanen anzuschließen.

18
    Während spätwinterliche Stürme Südostpolen erbarmungslos

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