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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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Ehebruch, und Partisanen berichten von Aufstandsplänen. Und wenn Sie von solchen Plänen hören würden, dann würden Sie doch sicherlich diese Erkenntnisse an mich weitergeben, oder nicht?«
    »Es steht mir nicht an, die Heiligkeit der Beichte zu brechen, Herr Hauptsturmführer. Es ist ein Amtsgelübde, daß ich niemals enthüllen darf, was ein Gemeindemitglied mir unter der Obhut der Beichte anvertraut.«
    Schmidt lachte meckernd auf. »Es wäre sehr interessant, wie lange Sie an diesem Gelübde unter der Obhut der Folter festhalten, Wajda! Priester, Sie sind so gerissen wie Sie dickköpfig sind, aber ich werde Ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Predigen Sie nur weiter Unterwerfung, und ich werde Sie noch ein Weilchen leben lassen.«
    Man hörte ein schlurfendes Geräusch im Dunkeln, und beide Männer drehten sich um und sahen die Gestalt Bruder Michals hinter den Säulen hervortreten. Bruder Michal, der eine Kutte trug, war erst am Vortag eingetroffen und trug gerade ein Weihrauchgefäß zum Altar.
    »Wer ist das?« erkundigte sich Schmidt und wies seine beiden Wachen, die hinten in der Kirche standen, an, den Mönch festzuhalten.
    »Es ist der Franziskanerbruder, den ich in meinem Bericht an Sie erwähnt habe. Sein Kloster nahe der tschechoslowakischen Grenze wurde zerstört, und er ist hierher gekommen, um Schutz zu suchen.«
    {213} »Ach so, der Taubstumme.«
    Die drei Gestapo-Männer musterten eingehend die gebeugte, unterwürfige Gestalt Bruder Michals, der seine Schulter ängstlich hochzog. Die Kapuze an seiner Kutte warf einen Schatten auf den oberen Teil seines Gesichtes, der untere war unter einem Bart verborgen.
    »Mit diesem Mönch und Ihrem Küster könnten Sie wirklich ein Horrorkabinett eröffnen und auf Jahrmärkten auftreten, Wajda.« Die Wachen, die dem Mönch ihre Maschinenpistolen in den zitternden Leib drückten, lachten.
    »Ist er nützlich?« fragte Schmidt.
    »Ja, als Kalligraph ist er recht geeignet. Und er kann Gemälde restaurieren. Die Kirche braucht unbedingt jemanden, der …«
    »Meine Zeit ist zu kostbar, Wajda, als daß ich sie mit Ihnen und Ihren verunstalteten Kreaturen verbringen könnte. Erinnern Sie sich aber an das, was ich Ihnen über Partisanen gesagt habe, und denken Sie heute abend vor dem Einschlafen noch einmal über meine Warnung nach. Es sei denn, da gibt es noch eine andere kleine Kreatur, die Sie mit ins Bett nehmen, hm?«
    Die Wachen lachten wieder und machten dann mit ihrem Kommandanten kehrt und folgten ihm nach draußen. Pfarrer Wajda und Bruder Michal sahen den Deutschen hinterher. Und als sie die Kirche verlassen hatten und diese somit wieder ein heiliger Ort war, blickten sich die beiden Männer an.
     
    In den nächsten vier Tagen war Maria Duszynska alleine für das Krankenhaus verantwortlich. Über all der Zeit, die sie damit verbrachte, auf Visiten zu gehen, Notfälle zu behandeln, Entbindungen vorzunehmen und die Proteus-Injektionen zu verabreichen, hatte sie nur wenig Gelegenheit, über ihre zunehmende Einsamkeit zu grübeln und sich die entmutigende Tatsache vor Augen zu führen, daß sie seit Weihnachten immer noch nichts von Maximilian Hartung gehört hatte.
    Am schlimmsten war es für sie, wenn sie spät abends heimkehrte und wieder keinen Brief von ihm gefunden hatte und von ihrem kalten Bett aus zusah, wie die Schneeflocken sanft gegen die Fensterscheiben schwebten und sich auflösten. In diesen kurzen Augenblicken der Besinnung mußte sie immer an ihn denken, und mit jedem Tag, den {214} Szukalski weg war und von Max keine Nachricht eintraf, fühlte sie sich einsamer. Während Szukalskis Abwesenheit nahm Maria allen Patienten Blut ab, die zur ersten Gruppe der Geimpften gehörten, verpackte die Blutproben und schickte sie nach Warschau. In zwei Tagen sollte sie erfahren, ob die Weil-Felix-Reaktion wie bei Keppler positiv ausfallen würde.
    Jan Szukalski kehrte am Morgen des fünften Tages zurück und sah müde und abgespannt aus. Er hatte sich um Zajaçkowskis Patienten gekümmert und fast ununterbrochen Tag und Nacht Wunden genäht, gebrochene Knochen gerichtet, Medikamente verabreicht und Proteus-Bakterien gespritzt. Es gab sogar einige echte Fleckfieberfälle, was für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich war, und er schickte die entsprechenden Blutproben an das von den Deutschen kontrollierte Labor.
    Er hatte in dem weiten Gebiet, das zwanzig Kilometer weiter nördlich lag, zweihundertdreißig Patienten gespritzt und beabsichtigte, noch

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