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Nackige Engel

Nackige Engel

Titel: Nackige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Knoblauchkultur im Inneren immer noch so herrlich gemütlich ist und weiterhin den Schnaps gratis ausschenkt.
    Als ich die Treppen zum Pschorr-Keller hochstieg, erkannte ich den dort wartenden Maik in Jeans und Mantel kaum mehr. Wir gingen zu meinem alten Bus zurück und fuhren zur Landsberger Straße hinüber. Im Gegensatz zu den meisten anderen, die nur so heißen, kommt man auf der Landsberger Straße tatsächlich nach Landsberg, denn sie ist eine der großen Achsen, um München westwärts zu verlassen. Dort zu wohnen allerdings ist die Hölle; man tut dies gezwungenermaßen, weswegen ich eine anschauliche Vorstellung hatte, was mich dort erwartete.
    Ich parkte den Bus auf dem Gehsteig.
    – Du wartest hier, sagte ich zu Maik. Aber nicht im Wagen. Womöglich schnappe ich mir den Burschen und nehme ihn mit. In diesem Fall haust du einfach ab, ohne dass dich jemand sieht. Okay?
    Er nickte. Ich tastete mich noch einmal ab, ob ich alles einstecken hatte, was ich brauchte, und schaute die Hausfassade hoch. Die Wohnung lag im dritten Stock. Die Hauswand war abgasgeschwärzt, zahlreiche Fenstersimse hatte man mit Satellitenschüsseln bestückt. Innen roch es feucht und nach einem Pilz, der im Mauerwerk wucherte. Ich stieg die ausgetretenen Bohlen hoch. Ein mit Horngacher beschriftetes Klebeband zeigte mir, dass ich vor der richtigen Eingangstür stand.
    Ich läutete. Drinnen tat sich nichts. Aber der Fernseher brüllte. Also läutete ich nochmals und klopfte gegen die Tür. Jemand drehte den Ton ab und schlurfte heran. Ein untersetzter Glatzkopf in Trainingshose öffnete.
    – Ist Ben zu Hause?
    Er ließ ein spöttisches Lachen hören.
    – Für wie dumm haltet ihr uns eigentlich? Ich habe doch deinem Kollegen schon gesagt, dass der nicht da ist.
    – Die Polizei war da?
    – Und von wem kommst du?
    – Bin ein Bekannter.
    Zweifelnd kniff er das linke Auge zusammen.
    – Ich habe doch gesagt: Er ist nicht da.
    Er machte Anstalten, die Tür zu schließen. Ich klemmte meinen Fuß dazwischen, drückte sie auf und schob ihn beiseite. Hier war ich jedoch an den Falschen geraten. Mit dem kleinen, untersetzten Kerl vollzog sich die erstaunliche Verwandlung in eine Kanonenkugel. Er krümmte den Buckel, legte den Kopf tief und nahm die Fäuste hoch. Gute Deckung, Linksausleger, dachte ich noch, und schon arbeitete er sich links-rechts-links in mich hinein wie in einen Sandsack. Er verpasste mir einen kräftigen Leberhaken, und ich spürte dieses schmerzhafte Ziehen in meinen Eingeweiden. Ich hatte in letzter Zeit nun wirklich genug eingesteckt, aber für diese plumpe Dummheit, mir einfach Zutritt zu der Wohnung zu verschaffen, ohne zu überlegen, ohne zu verhandeln, hatte ich Strafe verdient. Genau diesen Vorwurf hatte mir damals auch Stan Bolzmann gemacht. Einer wie ich kriegt schon deshalb immer wieder eins auf die Rübe, weil er in seinem Leben nichts weiter gelernt hat, als geradeaus zu laufen.
    – Lass gut sein, sagte ich und hob die Hände.
    Am Ende des Gangs wurde eine Tür geöffnet. Ein hoch aufgeschossener Schlacks mit glatt rasiertem Kopf, Hängeschultern und Kopfhörern um den Hals. Das musste Ben sein. Kein Muskel, nur Knochen – die Karikatur eines Skinheads. Zum Lachen, nicht zum Fürchten.
    – Was ist denn los?, fragte er.
    Der kleine Bullige drehte mir beide Arme auf den Rücken.
    – Kennst du den?
    Ben schüttelte den Kopf.
    – Dachte ich mir schon. Schau mal nach, wer das ist.
    Ben griff in meine Seitentasche und zog mein Portemonnaie samt Perso heraus.
    – Wilhelm Gossec, las er vor.
    Schließlich fand er auch noch eine Visitenkarte.
    – Der Typ ist Trödler.
    – Was willst du von Ben? Sag schon, sonst helfe ich nach. Er schüttelte mich. Ich entschloss mich zu einem Schuss ins Blaue.
    – Er schuldet einem Bekannten von mir Geld.
    Ben grinste.
    – Siggi! Diese Ratte. Und da schickt er so eine Sacknase wie dich?
    Ben zog einen Hunderter aus meinem Geldbeutel. Dann erst steckte er ihn in meine Jacke zurück.
    – Kannst ihm sagen, dass ich jetzt wieder flüssig bin. Soll halt mal selbst vorbeikommen.
    Sein Vater schubste mich aus der Wohnung.
    – Wenn du hier noch mal aufkreuzt, gibt es richtig Kloppe, klar?
    Er warf die Tür zu, und ich schlich wie ein geprügelter Hund nach unten.
    25
    Ehrlich gesagt, traute ich mich gar nicht zu meinem Bus zurück. Ich hatte bei dieser Großkotznummer jämmerlich versagt. Draußen wartete Maik, den ich aus Astbach beizitiert hatte und dem ich nun beichten sollte,

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