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Nackige Engel

Nackige Engel

Titel: Nackige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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dass ich nur hochgegangen war, um mir ein paar Ohrfeigen abzuholen. Irgendwas lief bei mir verdammt schief. Und das am laufenden Meter. Natürlich gab es auch früher schon Zeiten, in denen einfach viel danebenging. Aber trotz aller Ausrutscher hatte ich mir stets einen Riecher für die richtige Spur und ein geschicktes Vorgehen bewahrt. Sicher, Schrammen waren immer schon schmerzhaft, aber jetzt tappte ich orientierungslos durch die Gegend, und nichts konnte schlimmer sein, als den inneren Kompass eingebüßt zu haben.
    Ich ging zur Hintertür hinaus, hockte mich auf ein bemoostes Mäuerchen neben den Mülltonnen und drehte mir eine Zigarette. Wie bin ich nur in dieser Scheiße gelandet? Der Weg, den ich eingeschlagen hatte, war mir manchmal seltsam vorgekommen. So jämmerlich, wie ich jetzt dasaß, war klar, dass er unaufhaltsam abwärts geführt hatte.
    Ich schnippte die Zigarette weg, spuckte ihr hinterher und ging durch den Hausflur auf die brausende Straße zurück. Maik saß mit verschränkten Armen im Bus. Im Rückspiegel sah er, wie ich angekrochen kam. Ich nahm auf dem Fahrersitz Platz.
    – Wo soll ich dich hinbringen?
    Maik musterte mich schweigend.
    – Weltergewicht, sagte er. In seinen besseren Tagen war er bayerischer Meister. Hätte ich dir vorher sagen können.
    – Warum hast du nicht?
    – Weißt ja alles besser.
    Ich rollte mir noch eine.
    – Auch eine?
    Er nickte. Ich baute eine weitere. Schweigend rauchten wir.
    – Hast ja recht, sagte ich schließlich. Und mit dem anderen, was du dir noch denken magst, auch. Schau mich an! Deswegen hänge ich brutal in den Seilen.
    Ich kurbelte das Fenster auf und warf die Kippe hinaus.
    – Also, wohin?
    Maik grinste.
    – Komm jetzt mal runter von deinem einsamen Heldentrip, Mann! Da draußen laufen ein paar Zorros zu viel herum. Und alle in deinem Alter. Irgendwas ist ziemlich schiefgelaufen bei euch.
    Erstaunt guckte ich ihn an.
    – Okay, sagte Maik, jetzt machen wir es zur Abwechslung mal so, wie ich meine. Gib mir dein Handy!
    Widerspruchslos reichte ich es ihm. Er begann eine SMS einzutippen.
    – Es wäre nicht das erste neue Handy von Bens Freundin, eine fremde Nummer muss ihn nicht unbedingt irritieren. Und der Alte oben hat sie rausgeschmissen, weil sie ihn mal beklaut hat. Also treffen sie sich immer irgendwo anders. Und warum sollte sie nicht hier unten auf ihn warten?
    Er gab mir das Handy zurück.
    – Einen Versuch ist es wert. Entweder, er kommt gleich, oder du hast Pech gehabt.
    Er stieg aus.
    – Mach’s gut, Zorro!
    Er warf den Schlag zu und verschwand Richtung Innenstadt. Das mit seiner Erziehung war doch nicht so schiefgelaufen, wie ich befürchtet hatte.
    26
    Mein Handy piepte. Ich schaute auf das Display. Bin gleich da, stand da zu lesen. Ich gab mir einen Ruck und stieg aus dem Bus. Im Hausgang stellte ich mich unter den Treppenabsatz, mehr war nicht nötig, um nicht gesehen zu werden.
    Schließlich ging oben die Tür, und Ben kam wie ein Wackerstein die Treppe heruntergepoltert. Als er unten angekommen war, packte ich ihn am Kragen und warf ihn herum.
    – Du schon wieder, zischte er. Hast noch nicht genug?
    Seine rechte Hand fuhr zur Hosentasche. Ich fing sie ab und fasste hinein. Ein Messer kam zum Vorschein. Vorsichtshalber tastete ich ihn ab. Dabei behielt ich seinen kleinen Finger in meiner Faust und bog ihn nach oben.
    – Wenn du schreist, ist er ab. Klar?
    Er war sauber, ich konnte keine anderen Waffen an ihm finden. Aber in seiner Jackentasche steckte noch mein Hunderter. Ich zog seine Arme nach hinten und verschnürte seine Hände auf dem Rücken mit einem Lederriemen, den ich mitgebracht hatte. So schob ich ihn nach draußen und verfrachtete ihn in den Bus.
    – Was soll das werden? Eine Entführung oder was?
    Einen richtigen Plan hatte ich gar nicht. Ich startete den Bus. Was ich suchte, war ein ruhiger Ort, um ihm das abzwingen zu können, was er mir freiwillig nicht sagen wollte. Nach kurzer Zeit war mir klar, dass ich Wolfertshofers Wohnung ansteuerte. Ich parkte vor dem Haus, stieg aus und schaute zum Dachgeschoss hoch. Alles war dunkel und ruhig dort oben. Spurensicherung und dieser ganze Zauber waren mit Sicherheit durch. Besonderer polizeilicher Aufmerksamkeit war sie nicht mehr wert, was sollte denn in und mit ihr noch passieren, außer dass sie nun Wolfertshofers Erben zustand.
    Ich holte Ben aus dem Wagen und ging mit ihm ins Haus. Ich nahm den Lift ganz hinauf.
    – Was machen wir hier?
    – Schnauze!
    Ich

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