Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nackige Engel

Nackige Engel

Titel: Nackige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
Vom Netzwerk:
die Nikotinpeitsche verabreicht. Sie gaben mir also eine dezidierte Auffassung durch. Danach war die Böhmerwaldloge entweder so harmlos oder so mächtig, dass sich Landsdorfer ein solches Auftreten leisten konnte. In dem einen wie dem anderen Fall war es klug, bei der Wahrheit zu bleiben.
    – Wozu? Zum Knödelessen?
    Ich beugte mich vor.
    – Wolfertshofer? Von seinem Tod haben Sie gehört?
    – Ein guter Mann. Geschert, aber witzig. Schade um den.
    – Wir waren gut miteinander bekannt, und sein Tod ist mir ziemlich an die Nieren gegangen.
    Ich machte eine Pause. Erwartungsvoll schaute er mich an.
    – Er hatte da eine Menge Bildbände . . .
    Landsdorfer prustete los und patschte sich auf die Schenkel.
    – Operation Bruderschaft! Saugut, oder? Da hat er es schon ein bisschen übertrieben.
    – Wer?
    – Unser Freund Eyerkauff.
    Landsdorfer besann sich, weil er merkte, dass sein Humor in einer mir fremden Wellenlänge abgestrahlt wurde.
    – Und was ist jetzt damit?
    – Der Band ist weg. Komplett verschwunden.
    – Er wird ihn halt abgeholt haben.
    Ich traute meinen Ohren nicht.
    – Abgeholt haben?
    – Eyerkauff wird ihn abgeholt haben. Ich bin sicher, dass die da eine Vereinbarung hatten.
    Ich verstand nur noch Bahnhof. Landsdorfer hingegen schien sich bei dem Thema prächtig zu amüsieren und hätte das wohl noch weiterhin getan, wenn ihn nicht ein erneuter Blick auf die Uhr darüber belehrt hätte, dass jeder Spaß auf Erden einmal ein Ende finden muss. Landsdorfer zog eine Karte aus der Tasche.
    – Besprechen Sie das selbst mit ihm.
    Er schrieb eine Nummer auf die Rückseite.
    – Rufen Sie ihn an. Gruß von mir, dann klappt das schon. Er stand auf, reichte mir die Hand und verschwand mit Herrn Ernstel aus meinem Laden.
    43
    Zwei Tage später war ich zum Arabellapark unterwegs, einem der seltenen Reservate, in dem sich einige der in München vom Aussterben bedrohten Hochhäuser zusammengerottet hatten. Eyerkauff zu treffen war eine ganz konspirative Nummer. Schon das Telefonat mit ihm war seltsam gewesen. Er sprach einen Dialekt, so viel meinte ich mich zu erinnern. Hätte ich den Rest in eine Beschreibung bringen müssen, wäre etwas so Verqueres wie ein sächsischer, aus der Oberpfalz stammender Münchner herausgekommen. Ich nahm die U-Bahn und stieg, dort angekommen, zum Rosenkavalierplatz hoch. Mit dem Handy rief ich die vereinbarte Nummer an. Eine Männerstimme meldete sich. Ich möge gleich in das erste Hochhaus auf der rechten Seite gehen und dort den im Foyer wartenden Lift benutzen. Er werde dann ohne mein Zutun hochgeholt und bringe mich ins richtige Stockwerk.
    Ein livrierter Pförtner verfolgte meinen Gang durchs Foyer und hob zum Abschied die Hand. Dann schloss sich die Tür und der Lift zog so kräftig an, dass Magen und Eingeweide kurzzeitig in verschiedene Richtungen unterwegs waren. Meiner Einschätzung nach fuhr ich ziemlich lange himmelwärts. Endlich begann der Fahrstuhl abzubremsen und die widerstrebenden Kräfte rumorten erneut in meinem Bauch. Ich war in einem weitläufigen Büro angekommen. Die Tür schloss sich hinter mir, und ich stand in einem dunklen Raum. Zunächst hörte und sah ich nichts. Wollte man mich in eine Dunkelkammer einsperren?
    – Guten Tag, Herr Gossec!
    Ich drehte mich um. Die Stimme kam aus der hinteren Ecke und klang nach meiner groben Einschätzung verschlafen. Meine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt. Nach und nach gelang es mir, die Umrisse eines mächtigen Schreibtischs auszumachen. Dahinter lag wie aufgebockt eine Gestalt im nach hinten gekippten Chefsessel. Zuerst vermutete ich in dem sich aufwölbenden Gebilde einen grotesk ausladenden Bauch, dann verstand ich, dass es sich um ein Kissen handelte. Das eulenaugengroße Teil, das der Mann um die Augen trug, war wohl eine Schlafbrille, wie sie in Flugzeugen verteilt wurden.
    – Treten Sie ans Fenster, damit ich sie besser im Auge behalten kann.
    Ich stolperte ein Stück rückwärts zum Fenster hin.
    – Mehr nach rechts.
    Ich war komplett verunsichert. Augenkneifend suchte ich die Umgebung nach etwas ab, das ich als Schlaggerät benutzen konnte.
    – Vergessen Sie’s, tönte es vom Schreibtisch her. Jede Bewegung wird von Infrarotkameras aufgezeichnet. Winken Sie doch mal den Kollegen nebenan.
    Heiße Panik durchflutete mich, dabei stand ich steif wie ein Ölgötze.
    – Außerdem halte ich unter dem Kissen eine Pistole auf Sie gerichtet.
    – Und was soll das, wenn ich fragen

Weitere Kostenlose Bücher