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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ins Gesicht. Der hochprozentige
Alkohol verbrannte mir die Augen. Ich konnte einen Schmerzensschrei kaum
unterdrücken, als ich wie besessen in meinem Gesicht herumrieb. Sein
Hohngelächter war das letzte, was ich hörte. Dann stürzte der Himmel über mir
ein.
     
    Als ich zu mir kam, blickte ich
direkt in ein Paar besorgter, graugrüner Augen hinauf.
    »Geht’s wieder ?« fragte Marian Byrnes ängstlich.
    »Fabelhaft.« Ich biß die Zähne
zusammen, weil mir ein plötzlicher schmerzhafter Stich durch den Kopf fuhr.
»Was ist passiert ?«
    »Er hat Ihnen den Schnaps in
die Augen geschüttet und Ihnen dann den Revolver gegen die Stirn geknallt«,
berichtete sie. »So ein feiger Hund!«
    »Wo ist er jetzt ?«
    »Weg. Ich soll Ihnen
ausrichten, daß er Sie töten wird, wenn Sie ihm jemals wieder in die Quere
kommen. Und ich glaube, das meint er ernst .«
    Ich setzte mich langsam auf,
wartete eine Weile und zog mich dann vorsichtig auf die Füße. Das Mobiliar
blieb, wo es hingehörte, deshalb ging ich ohne Eile zu der Couch hinüber und
ließ mich darauf niedersinken. Holman, der tapfere Ritter, fühlte sich wie ein
96jähriger nach einer ganzen Nacht im Bordell.
    »Soll ich Ihnen etwas holen ?« erbot sich die Brünette. »Aspirin oder so?«
    »Ein Schluck zu trinken wäre
mir lieber«, sagte ich.
    Sie brachte mir den Drink und
setzte sich neben mich auf die Couch. »Woher weiß er von Chuck ?« überlegte sie laut.
    »Und was weiß
er von Chuck — und von Otto, Cassie und Carl ?«
    »Das ergibt alles keinen Sinn«,
erklärte sie hellsichtig. »Was soll ich nur mit Chuck machen — falls es Chuck
ist — , wenn er morgen vormittag auftaucht?«
    »Jedenfalls sollten Sie zu
Hause sein«, riet ich. »Und ich warte mit Ihnen auf ihn .«
    »Darüber bin ich sehr froh .« Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Jetzt
macht mir nur noch der Rest dieser Nacht Kopfzerbrechen .«
    »Sie können hierbleiben«, bot
ich an. »Ich überlasse Ihnen das Schlafzimmer und übernachte auf dieser Couch .«
    »Womit Sie alle meine Probleme
gelöst haben, Mr. Holman .« Sanft berührte sie meine
Stirn, und ich zuckte zurück. »Und morgen früh werden Sie hier eine ansehnliche
Beule haben .«
    »Ich habe ganz vergessen, Sie
zu fragen, was Chuck Adams eigentlich macht .«
    »Sie meinen beruflich? Das habe
ich nie herausgefunden. Er schien immer genug Geld verfügbar zu haben, und wenn
ich mich wirklich mal aufraffte, nach seinem Beruf zu fragen, machte er
Ausflüchte .«
    »Und wie ist das bei Ihnen ?«
    »Ich bin Modezeichnerin«, sagte
sie. »Freiberuflich — für Kataloge und so.«
    »Verdienen Sie anständig ?«
    »Es reicht .« Sie zog eine Grimasse. »Viel Geld ist es nicht, aber die Unabhängigkeit sagt
mir zu .«
    »Und wie haben Sie Amanda
Waring kennengelernt ?«
    »Bei einer Party in ihrer
Wohnung. Mein damaliger Begleiter war mit ihr befreundet, allerdings nicht
näher. Amanda und ich waren uns auf Anhieb sympathisch .«
    »Zu der Zeit war sie noch mit
Dale Forest verheiratet ?«
    »Stimmt«, nickte sie. »Aber er
drehte damals gerade in Übersee, deshalb lernte ich ihn nicht bei dieser
Gelegenheit, sondern erst sehr viel später kennen .«
    Ich trank aus und stellte das
leere Glas auf dem Couchtisch ab. »Jetzt gehe ich duschen«, verkündete ich.
    »Was macht Ihr Kopf ?«
    »Es geht schon besser .«
    Wieder strich sie mir über die
Stirn. »Aber Sie sollten sich nicht überanstrengen«, sagte sie ernsthaft. »Ich
lasse schon mal das Wasser für Sie laufen. Warten Sie ein paar Minuten, dann
kommen Sie ins Bad .«
    Schnell erhob sie sich von der
Couch und verschwand im Badezimmer. Ich blieb mit offenem Mund zurück. Wie, in
aller Welt, hätte ich mich beim Duschen überanstrengen sollen? Ein Handgriff
zum Wasserhahn, ein zweiter für heiß oder kalt. Na ja, es brauchte noch einen
dritten, um das Wasser wieder abzustellen, aber Forest hatte mir mit seiner
Kanone auf den Kopf geklopft, nicht aufs Handgelenk. Schließlich kam ich zu dem
Schluß, daß Marian Byrnes eine Hobby-Samariterin war, mit einem tiefsitzenden
Zwang, anderen Leuten zu helfen. Vielleicht hätte sie lieber Krankenschwester
werden sollen.
    Langsam ging ich die drei
Stufen hinunter, die bei mir vom Wohnzimmer ins Schlaf- und Badezimmer führten.
Die Tür zum Bad stand offen, deshalb trat ich ohne weiteres ein, blieb aber im
nächsten Moment wie angewurzelt stehen. Im Hintergrund konnte ich die Dusche
rauschen hören, aber wer, zum Teufel,

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