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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meinem
Gesicht aus, und ich blockierte den Schlag mit Leichtigkeit, begriff aber zu
spät, daß ich meinen Magen für eine kurze Gerade ungedeckt gelassen hatte. Als
sie traf, verursachte sie Totalfinsternis in meinem Sonnengeflecht und Atemnot
in meinen Lungen. Ich begann, vornüberzukippen, wurde aber von Forests Knie in meinem Unterleib zeitweilig wieder
aufgerichtet. Bestimmt hätte ich vor Schmerz laut aufgeschrien, aber ich konnte
immer noch keine Luft holen. Im nächsten Augenblick traf er mich am Kopf, daß
ich alle Glocken läuten hörte und zurücktaumelte. Da wurde er übereifrig und
wollte mich anspringen. Rechtzeitig duckte ich mich weg, und er landete platt
an der Wand.
    In dem Moment war mir zwar mehr
nach einem stillen Tod als nach heißem Kampf zumute, aber ich sagte mir, daß
jetzt etwas Positives geschehen mußte; bisher war es kein Duell gewesen,
sondern ein Massaker. Es schien mir auch ein guter Einfall, mich zu
revanchieren, während er mir den Rücken kehrte. Ich knallte ihm die rechte
Handkante mehrmals hintereinander ins Genick und wich dann zum Schreibtisch
zurück. Er fuhr herum und drang mit schmerzverzerrtem Gesicht und schräg
gehaltenem Kopf auf mich ein. Gerade als er zu einem neuen Haken ausholte,
hatte ich die Schreibtischkante erreicht. Ich riß den Kopf weg, seine Faust
donnerte gegen meine Schulter, und ich packte das schwere Glasgewicht und
knallte es ihm gegen die Schläfe. Einen endlos scheinenden Augenblick stand er
wie versteinert, dann begannen sich seine Augen zu verschleiern. Mit der
offenen Hand schlug ich ihm gegen die Stirn, und er kippte hintüber. Als er
sich auf dem Boden ausstreckte, rüstete ich mich zu einem sportlichen Fußtritt,
aber er gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
    Mein
schmerzender Solar plexus erinnerte mich plötzlich wieder an die
Schläge, die ich soeben hatte einstecken müssen, und weiter unten schien mir
sein Knie ein weißglühendes Messer hineingerammt zu haben. Mühsam zog ich meine
Jacke an und machte mir einen Drink. Dann trat ich über Forest hinweg und
schloß die Tür auf.
    Draußen stand Sam Aikman mit
ängstlichem Gesicht; weit und breit war weder eine Harriet noch eine Henrietta
zu sehen.
    »Herrgott, was haben Sie mit
Forest gemacht ?« knurrte Aikman. »Sie haben ihn doch
hoffentlich nicht umgebracht ?«
    »Warum fragen Sie nicht, was er
mit mir gemacht hat ?« erwiderte ich verbittert.
    »Sie haben ihn getötet !« Er starrte auf den Hingestreckten hinunter.
    »Gar nichts habe ich .« Ich schloß die Tür hinter mir. »Er ist bewußtlos, sonst
nichts. Vielleicht habe ich sein Gehirn tatsächlich ein bißchen
durchgeschüttelt, aber das kann nur von Vorteil für ihn sein .«
    »Sind Sie sicher, daß er sich
wieder erholen wird ?« fragte Sam mit wirklicher
Besorgnis.
    »Ganz sicher. Warum schicken
Sie nicht wieder Hildegard zu ihm wie letztesmal ,
damit sie ihn verhätschelt ?«
    »Glauben Sie, man kann ihn so
liegenlassen ?« fragte Sam dagegen. »Oder sollte ich
nicht besser einen Arzt rufen ?«
    »Der braucht keinen Arzt«,
sagte ich. »Ich brauche einen, aber das scheint Ihnen wohl egal zu sein .« Ich schluckte Whisky und fühlte, wie er sich einen Weg durch meinen Magen
brannte, bis ihn der Schmerz aufsaugte.
    »Sie sehen völlig gesund aus«,
stellte Sam ungerührt fest. »Bis auf die kleine Beule an Ihrer Stirn.«
    »Warum sorgen Sie sich
eigentlich derart um Dale Forests Wohlergehen ?« fragte ich. »Bisher hatte ich den Eindruck, daß Sie ihn
für den größten Schweinehund auf Erden hielten, und daß nur ein toter Dale
Forest ein guter Dale Forest für Sie war .«
    »Er hat eingewilligt«, sagte
Sam. »Wir haben uns gerade über die Bedingungen unterhalten, als Sie ankamen.
Deshalb wollte ich auch nicht gestört werden .«
    »In was eingewilligt ?« fragte ich perplex.
    »Die männliche Hauptrolle in
meinem neuen Film zu spielen«, berichtete Sam aufgeregt. »Klar, ich kann das
Schwein nicht leiden, aber ich lasse mir von Gefühlen nie das Geschäft
verderben. Sowie ich seine Unterschrift auf dem Vertrag habe, kriege ich
bestimmt auch das restliche Filmkapital !«
    »Es lebe Hollywood«, sagte ich.
»Aber wie wird Amanda auf den Vorschlag reagieren, mit Dale zu spielen ?«
    »Das wird nicht leicht werden«,
gab er zu. »Aber sie glaubt an mich. Wenn ich ihr dazu rate, wird sie es tun .«
    Ich musterte seine breiten
Finger und die schwarzbehaarten Hände. »Der große Meister modelliert das
Menschenmaterial zurecht ?«

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